La Française: COP16: Große Versprechen oder echte Fortschritte für globale Biodiversität?
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EQS-News: La Française Group / Schlagwort(e): Nachhaltigkeit/Nachhaltigkeit
La Française: COP16: Große Versprechen oder echte Fortschritte für globale
Biodiversität?
14.11.2024 / 08:55 CET/CEST
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COP16: Große Versprechen oder echte Fortschritte für globale Biodiversität?
Von Deepshika SINGH, Leiterin der Abteilung Stewardship, Crédit Mutuel Asset
Management
Crédit Mutuel Asset Management ist eine Asset-Management-Gesellschaft der La
Française Gruppe, der Holdinggesellschaft des
Asset-Management-Geschäftsbereichs der Credit Mutuel Alliance Fédérale.
Die kürzlich beendete COP16 im kolumbianischen Cali war ein entscheidender
Moment in den globalen Bemühungen um den Schutz der biologischen Vielfalt,
der auf dem 2022 in Kunming und Montreal beschlossenen Globalen
Biodiversitätsrahmen (GBF) aufbaut. Die COP16 gilt als "Umsetzungs-COP" und
steht für eine Verschärfung der Verpflichtungen zum Schutz der Ökosysteme,
zur Anerkennung der Rechte indigener Völker und zur Bereitstellung
finanzieller Unterstützung für die Länder mit der größten biologischen
Vielfalt. Doch trotz Optimismus bleibt eine Frage offen: Können diese Ziele
zu echten, umsetzbaren Fortschritten führen, oder werden sie symbolische
Erfolge bleiben?
Ehrgeizig und doch vage: Das 30x30-Ziel
Ein Schwerpunkt der COP16 war das Ziel, bis 2030 30 % der globalen Land- und
Meeresgebiete zu schützen - ein Versprechen, das bereits auf der COP15 2022
gegeben wurde. Die erfolgreiche Umsetzung des 30x30-Ziels bleibt jedoch eine
Herausforderung. Die globalen Ökosysteme sind äußerst vielfältig, und die
Erhaltung eines so großen Teils der Land- und Meeresflächen erfordert
sorgfältige, regionalspezifische Ansätze. Insbesondere in Gebieten, die
stark von Landwirtschaft, Infrastruktur oder der Rohstoffindustrie geprägt
sind, erschweren die technischen Anforderungen die Anwendung eines
Universalmodells. Darüber hinaus bedeutet der Schutz von Land nicht
zwangsläufig die Schaffung vollständig nachhaltiger Ökosysteme. Kritiker
befürchten, dass die 30x30-Initiative zu einem "Greenwashing" führen könnte,
bei dem Schutzgebiete festgelegt werden, die aufgrund mangelnder Überwachung
dennoch ausgebeutet werden könnten.
Kurz vor dem Gipfeltreffen im Oktober wurde gemeldet, dass 85 % der Länder
die Frist für die Veröffentlichung neuer NBSAPs (nationale Strategien und
Aktionspläne zur Biodiversität) aufgrund verschiedenster Probleme nicht
einhalten können. Dazu zählten 12 der 17 "megadiversen Länder", die zusammen
70 % der weltweiten Artenvielfalt beheimaten. Brasilien und Kolumbien
erklärten, der Zeitrahmen für die Ausarbeitung neuer NBSAPs sei nicht
ausreichend, um alle relevanten Interessengruppen und indigenen Gruppen
angemessen einzubeziehen. Indien verwies auf Schwierigkeiten bei der
Übertragung der Ziele auf lokale Gegebenheiten; Großbritannien wiederum
machte mehrere Machtwechsel für die Verzögerung verantwortlich. Am Ende der
COP hatten nur 44 von 196 Ländern neue NBSAPs vorgelegt, während etwa 119 in
irgendeiner Form nationale Ziele formuliert hatten. Darüber hinaus
scheiterten die Länder an einer Vereinbarung über eine "globale Überprüfung"
der Länderfortschritte auf der COP17 (2026) und der COP19 (2028). Auch die
konkreten Maßnahmen, die nach den Überprüfungen erforderlich sind, blieben
unklar. Aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Umsetzung ohne
Finanzierungszusagen wurde keine Einigung über die Überwachung der
Rahmenindikatoren erzielt.
Die früheren Aichi-Ziele für 2020 wurden aufgrund verspäteter Maßnahmen der
Länder und mangelnder quantitativer Überwachung größtenteils verfehlt.
Mangelnde verbindliche Durchsetzungsmechanismen und fehlende internationale
Kontrolle der Schutzstandards könnte den eigentlichen Zweck des 30x30-Ziels
untergraben.
Finanzierungszusagen: Eine dauerhafte Lücke
Wie beim Klima bleibt auch beim Thema Biodiversität der Finanzierungsbedarf
eine der größten Hürden für wirksame Maßnahmen. Zwar wurde auf der COP16 ein
Fahrplan zur Mobilisierung von Finanzmitteln aufgestellt, doch blieben die
Zusagen der wohlhabenderen Länder immer noch hinter den 200 Milliarden
US-Dollar zurück, die jährlich zur Erreichung der globalen
Biodiversitätsziele benötigt werden. Auf der COP16 wurden nur 163 Mio.
US-Dollar zugesagt. Viele Entwicklungsländer erklärten, dass sie aufgrund
fehlender rechtzeitiger Finanzmittel aus dem wichtigen multilateralen
Umweltfonds Global Environment Facility (GEF) keine neuen NBSAPs erstellen
konnten.
Die COP16 konzentrierte sich bei ihrem Ansatz zur Finanzierung der
biologischen Vielfalt auf internationale Unterstützung, Investitionen des
Privatsektors und neue Finanzinstrumente wie Biodiversitätskredite. Obwohl
diese Instrumente innovativ sind, hängt ihre Wirksamkeit maßgeblich von
ihrer weltweiten Akzeptanz ab. Zudem wirft die Abhängigkeit von der
Finanzierung durch den Privatsektor Fragen zur Rechenschaftspflicht und zu
den Prioritäten auf. Ohne klare Richtlinien und Überwachung könnten solche
Finanzmechanismen eher den Interessen privater Investoren dienen als denen
gefährdeter Ökosystemen und Gemeinschaften.
Die Rechte indigener Völker: Anerkannt, aber nicht vollständig geschützt
Einer der fortschrittlichsten Aspekte der COP16 war die Betonung der
indigenen Rechte. Durch ihre tief verwurzelte, langjährige Beziehung zur
Natur spielen indigene Gemeinschaften eine zentrale Rolle in der Erhaltung
der Biodiversität. Daher wurde ein ständiges Untergremium für indigene
Völker geschaffen, um ihnen die Möglichkeit einer direkten Beteiligung an
den Verhandlungen zu geben.
Die Anerkennung indigener Beiträge ist zwar ein wichtiger Schritt,
garantiert aber nicht den Schutz ihrer Rechte. Ohne durchsetzbare Maßnahmen
laufen indigene Gemeinschaften weiterhin Gefahr, an den Rand gedrängt oder
von mächtigeren Interessengruppen ausgebeutet zu werden - etwa durch
Regierungen oder Unternehmen, die Zugang zu ressourcenreichen Gebieten
suchen. Die COP16 hebt indigene Gemeinschaften zwar als Partner im
Naturschutz hervor, bietet jedoch keine verbindlichen Vereinbarungen zum
Schutz ihrer Souveränität und Lebensgrundlagen.
Implementierungslücke: Die Achillesferse
Die Ergebnisse der COP16 haben eine bekannte Achillesferse der Umweltpolitik
offenbart: die Kluft zwischen Versprechen und Umsetzung. Die bisherigen
Klima-COPs haben gezeigt, dass ehrgeizige Umweltvereinbarungen oft an
politischen, wirtschaftlichen oder logistischen Hindernissen scheitern. Die
Länder müssen nicht nur ihre Politik an die Ziele der COP16 anpassen,
sondern auch Ressourcen bereitstellen und mit lokalen Gemeinschaften sowie
dem Privatsektor zusammenarbeiten, um Hürden bei der Umsetzung zu
überwinden. Die Finanzindustrie kann eine entscheidende Rolle bei der
Erreichung der Biodiversitätsziele spielen, indem sie
Finanzierungsmechanismen und Rahmenbedingungen schafft, die Finanzströme
gezielt auf die Erhaltungsanforderungen ausrichten.
Auf dem Gipfel betonten führende Vertreter der Finanzindustrie die
Notwendigkeit, privates Kapital zur Schließung der erheblichen
Finanzierungslücke im Biodiversitätsschutz zu mobilisieren. Diskutiert
wurden u. a. die Entwicklung von Biodiversitätskrediten, die Verbesserung
der finanziellen Transparenz und die Aufnahme naturbezogener
Finanzinformationen, um Anlegern ein besseres Verständnis und Management von
Biodiversitätsrisiken zu ermöglichen. Während der COP16 fanden mehrere
Ankündigungen von Branchenvertretern großen Anklang:
* die ersten wissenschaftsbasierten Natur-Ziele,
* das neue Konzept für die Nature Data Public Facility (NDPF) und die
Übergangspläne für die Natur aus der Taskforce on Nature-related
Financial Disclosures (TNFD),
* die Zahl der TNFD-Anwender übersteigt 500,
* die Einführung des Rahmenwerks des International Advisory Panel on
Biodiversity Credits (IAPB),
* die erste Unternehmens-Benchmark-Bewertung von NA100,
und viele mehr. Dennoch gibt es noch weitere Herausforderungen, wie die
Entwicklung standardisierter Biodiversitätsmetriken, die mit nationalen und
internationalen Strategien vereinbar sind, und die Erzeugung von Erträgen,
die attraktiv genug sind, um umfangreiche Privatinvestitionen anzuziehen.
Blick in die Zukunft: Idealismus und Realismus im Gleichgewicht
Die COP16 hat die Diskussionen zum Schutz der Biodiversität zweifellos
vorangebracht. Es besteht jedoch eine echte Diskrepanz zwischen Idealismus
und der harten Realität im Hinblick auf die globalen
Biodiversitätsherausforderungen. Fehlende verbindliche Maßnahmen,
unzureichende Finanzierung und begrenzte regulatorische Rahmenbedingungen
könnten echte Fortschritte behindern. Für die Zukunft benötigen die globalen
Biodiversitätsziele eine praktikable, durchsetzbare Grundlage, um mehr als
nur symbolische Gesten zu sein. Ihr Erfolg hängt letztlich davon ab, ob die
Länder konkrete Maßnahmen umsetzen können, um die Kluft zwischen Versprechen
und den tatsächlichen Auswirkungen vor Ort zu schließen, was entscheidend
für die Gesundheit des Planeten ist. Ohne große Fortschritte wird es
zunehmend unwahrscheinlich, die Ziele für 2030 zu erreichen.
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Bianca Tomlinson
Neue Mainzer Straße 80
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