Nachhaltiges Anlegen kann durchaus auch rentierlich sein – das hat die jüngste Vergangenheit mehr als deutlich gemacht. Bei Anlegern ist das angekommen. Doch auch klassische Aktienfonds werden gerne gekauft.
18. November. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Rekordfahrt an den Börsen lässt Anleger im großen Stil zu Aktienfond greifen, gerne auch mit ESG-Fokus. „Durch die Marktbewegung ist auch die Stimmung gut“, berichtet Matthias Präger von der Baader Bank. „Die Umsätze sind hoch, deutlich höher als in den Wochen davor.“ Jan Duisberg von der ICF Bank erinnert an die Risiken, die viele Anleger lange von einem Einstieg abgehalten haben: Corona, Konjunkturabschwächung, Inflation etwa. „Dabei ist das Gefährliche, nicht dabei zu sein.“
Die vergangenen vier Wochen standen auch im Fondshandel ganz im Zeichen der Klimawende – parallel zur Weltklimakonferenz in Glasgow. „Nachhaltigkeit in all seinen Facetten ist das ganz große Thema“, erklärt Duisberg. Beliebte Fonds sind zum Beispiel der ÖkoWorld Klima (LU0301152442), der Erste WWF Stock Environment (AT0000705678), der ÖkoWorld ÖkoVision Classic (LU0061928585) und der Murphy&Spitz-Umweltfonds Deutschland (LU0360172109). Präger meldet zudem Käufe für den LBBW Global Warming (DE000A0KEYM4).
Renditen von 28 Prozent im Jahr
Der bereits 2008 aufgelegte Murphy&Spitz Umweltfonds Deutschland investiert in Small-, Mid- und Microcap-Aktien von Unternehmen nachhaltiger Branchen im deutschsprachigen Raum. Diese konzentrieren sich etwa auf umweltschonende Verkehrstechnik, Gesundheit, ökologisches Bauen, Energieeffizienz, Wasser, nachwachsende Rohstoffe, Erneuerbare Energien oder Biolebensmittel. Die Fondsmanager suchen gezielt nach Vorreitern mit hohem Wachstumspotenzial. Tabu sind Unternehmen, die grundlegenden ethischen, ökologischen und sozialen Maßstäben widersprechen. Seit Jahresanfang kommt der Fonds auf ein Plus von 9,8 Prozent, auf Dreijahressicht sind es sogar 22,9 Prozent im Jahr.
Doch auch die anderen Umweltfonds weisen beeindruckende Renditen auf: So sind es beim ÖkoWorld Klima auf Dreijahresssicht auf 28 Prozent im Jahr, beim LBBW Global Warming 25 Prozent und beim ÖkoWorld ÖkoVision Classic immerhin noch 17,3 Prozent.
Industrieländeraktien beliebt
Im Bereich klassischer Aktienfonds meldet Präger besonders für deutsche, europäische und internationale Fonds hohe Umsätze. „Anders als sonst sehen wir aktuell auch viele Käufe“, stellt der Händler fest. In normalen Zeiten kauften Anleger tendenziell Fonds bei den Fondsgesellschaften und verkauften sie an der Börse. Gut an kommen derzeit der DWS Concept Platow LC (LU1865032954), der Morgan Stanley INVF Europe Opportunity (<LU1387591305>) und der T. Rowe Price Global Focused Growth Equity (LU1127969597). Dagegen trennen sich Anleger vom DWS Investa (DE0008474008), vom Threadneedle European Smaller Companies (LU1864952335), vom Templeton Growth (LU0114760746) und vom DWS Top Dividende (DE0009848119).
Nein zu China, ja zu Zukunftsrohstoffen
Deutlich ruhiger zu geht es im Handel mit asiatischen Aktien. „Da überwiegen klar die Abflüsse“, stellt Präger fest. Auf den Verkaufslisten stehen zum Beispiel der JPMorgan China Fund (LU0051755006) und der Robeco Asia Pacific Equities (LU0084617165), während der JPMorgan Greater China Fund (LU0522352946) gekauft wird.
Ebenfalls wenig zu tun ist im Handel mit Minenfonds. „Da fehlen einfach die Impulse“, bemerkt Präger mit Blick auf den Goldpreis. Eine Ausnahme ist der Structured Solutions Next Generation Resources (LU0470205575), der hohe Umsätze in beide Richtungen aufweist. Der Fonds konzentriert sich auf Unternehmen, die „Next Generation“-Rohstoffe fördern. Gemeint sind etwa Lithium, Kobalt oder Grafit, die in Zukunft stark nachgefragt sein dürften.
Präger
Mischfonds: Am liebsten aktienlastig
Was Mischfonds angeht, sticht einmal mehr der Flossbach von Storch Multiple Opportunities (LU0952573482) heraus. „Der ist sehr gefragt“, bemerkt Duisberg. Aktuell sind Aktien mit 81 Prozent das Schwergewicht, Top-Position ist aber ein Gold-ETC. Auf Dreijahressicht konnte der Fonds eine Rendite von 10,4 Prozent im Jahr erwirtschaften.
Immobilienfonds: Hohe Umsätze
Zu den meistgehandelten Fonds gehören, an der Börse und auch bei der ICF Bank, aber weiter Immobilienfonds. „Aus der Panik um Chinas Immobilienmarkt ist viel Umsatz erwachsen“, stellt Duisberg fest. Sehr umsatzstark sei weiter der HausInvest (DE0009807016). „Die Liquidität ist so hoch, dass die Spreads mittlerweile denen von Aktien-Nebenwerten ähneln.“
Viele Käufe und Verkäufe sieht Duisberg für den Grundbesitz Global (DE0009807057) und den Fokus Wohnen Deutschland (DE000A12BSB8). Hohe Umsätze mit einem Käuferüberhang meldet er für den UniImmo Europa (DE0009805515) und den lange eher illiquiden Deka-ImmobilienEuropa (DE0009809566).
Von Anna-Maria Borse, 18. November 2021 © Deutsche Börse