Der DAX hat zwar seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung mit etwas mehr als 15.500 Zählern ein neues Allzeithoch markiert. Gleichzeitig hat sich allerdings die Stimmung unter den Investoren noch einmal deutlich verschlechtert.
Vor allem die von uns befragten institutionellen Investoren sind nun bereits seit rund drei Wochen überwiegend pessimistisch gestimmt. Daran hat auch der zwischenzeitliche Anstieg des DAX auf etwas mehr als 15.500 Zähler nichts geändert. Im Gegenteil: Die Investoren haben die Nerven behalten. Überdies haben rund 25 Prozent der verbliebenen Optimisten aus der Vorwoche ihre Gewinne mitgenommen und sich zu den bereits mehrheitlich pessimistischen Akteuren hinzugesellt.
Der bisherige schnelle Rücksetzer des DAX, der auch auf diese Transaktionen zurückgehen dürfte, hat den Pessimisten recht gegeben, ist aber offensichtlich für die meisten von ihnen noch nicht deutlich genug ausgefallen, um gewinnbringende Rückkäufe auszulösen. Joachim Goldberg rechnet allerdings auf tieferem Niveau mit guter Nachfrage aus diesen Quellen, was dem DAX per Saldo helfen dürfte.
21. April 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun stellt eine Handelsbandbreite von rund 2,5 Prozent für den DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung eigentlich nichts Außergewöhnliches dar. Zwischenzeitlich gab es aber immerhin ein neues Allzeithoch bei etwas mehr als 15.500 Zählern zu verbuchen – seither ist es mit dem DAX ohne nennenswerte Erholung nach unten gegangen. Und wenn man es dramatisieren möchte, könnte man dies etwa in einer Schlagzeile wie „DAX radiert Kursgewinne von zwei Wochen innerhalb von 48 Stunden aus“ zusammenfassen. Aber dennoch war die Korrektur gemessen an anderen Rücksetzern der vergangenen zwölf Monate bislang eigentlich überschaubar geblieben. Aber eben nicht im Vergleich zu den vergangenen Wochen, weil es sich gestern immerhin um den größten Tagesverlust handelte, den der DAX seit knapp drei Monaten erleiden musste. Mit anderen Worten: Der Kontrast zu einem bis zum vergangenen Wochenende doch überwiegend in engen Bahnen verlaufenden Aktienmarkt sorgt für eine besonders starke Wahrnehmung des jüngsten Abwärtsimpulses.
Aber nicht tief genug
Für die von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren sollte die deutliche Korrektur des DAX allerdings keine große Überraschung darstellen, wartet doch das Gros der Akteure bereits seit knapp drei Wochen auf einen ordentlichen Rücksetzer. Zumindest ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index zum dritten Mal hintereinander gefallen, zuletzt um 15 Punkte auf einen neuen Stand von -25. Dabei handelt es sich um den pessimistischsten Ausblick der Investoren seit Mitte August vergangenen Jahres. Der jüngste Rückgang des Index speist sich übrigens zu zwei Dritteln aus ehemaligen Optimisten, die angesichts der 15.500er Marke, die der DAX noch am Wochenanfang erreichte, Gewinne mitgenommen und ihre Positionen überdies um 180° auf „bearish“ gedreht haben dürften. Der Rest der neuen Pessimisten kommt von vormals neutral gestimmten Börsianern.
Bei den Privatanlegern gab es eine ähnliche Entwicklung. Dort verringerte sich unser Börse Frankfurt Sentiment-Index sogar etwas deutlicher als bei den institutionellen Pendants und ist um 17 Punkte auf einen neuen Stand von -13 gefallen. Dabei handelt es sich übrigens um den ersten negativen Index der Privatanleger in diesem Jahr. Der überwiegende Teil (knapp 60 Prozent) der Neuankömmlinge im Bärenlager rekrutiert sich aus ehemals neutral eingestellten Anlegern; bei den verbleibenden neuen Pessimisten handelt es sich um ehemalige Optimisten, die ihre Meinung überwiegend um 180° gedreht haben und nun auf fallende Kurse setzen.
Die Nerven behalten
Per Saldo hat sich die Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren allerdings nur geringfügig verringert. Dabei ist zum einen erkennbar, dass es trotz des zwischenzeitlichen DAX-Anstiegs um rund 1,8 Prozent seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung nicht zu größeren Eindeckungen ehemaliger Shortpositionen gekommen, eine Squeeze also ausgeblieben ist. Mit anderen Worten: Man hat die Nerven behalten und die Situation ausgesessen. Auf der anderen Seite zeigt der Sentiment-Index von -25 bei den institutionellen Investoren, dass bestenfalls die neuen Pessimisten auf ihre Kosten gekommen sind. Das Gros der Bären benötigt stattdessen einen weitaus größeren DAX-Rücksetzer und wäre wahrscheinlich froh, wenn dieser noch einmal in Richtung 14.900/14.950 DAX-Zähler tragen würde, wo vermutlich erste stärkere Nachfrage aus diesen Quellen zu erwarten ist.
Insgesamt betrachtet ist die weiter verschlechterte Stimmung hierzulande für den DAX eigentlich auch aufgrund vorgenannter möglicher Nachfrage nicht ungünstig. Zumal das Sentiment in der relativen Betrachtung auf Sicht von sechs Monaten sogar so schlecht wie zuletzt im April 2020 ist. Und fast scheint es, als wollten viele Börsianer hierzulande einfach nur eine Bereinigung eines überzogen wirkenden Aktienmarktes und eine „Rückkehr zur Rationalität“, um schließlich auf niedrigerem Niveau mit gutem Grund neu einzusteigen und die Hausse letztlich fortsetzen zu können.
21. April 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 24% | 49% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | -9% | +6% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.190 (-30 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -25 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -10 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 33% | 46% | 21% |
ggü. letzter Erhebung | -5% | +12% | -7% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.190 (-30 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -13 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +4 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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