Kryptowährungen: Trump-Wahl „historischer Moment“

Mit der Wahl von Krypto-Freund Trump zum US-Präsidenten steigt der Bitcoin in Richtung 100.000 US-Dollar. Im Handel mit Krypto-ETNs ist richtig viel los – mit fast nur Käufen, und einigen Gewinnmitnahmen. 

14. November 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kursexplosion am Krypto-Markt – der Wahlsieg Donald Trumps bei der US-Wahl hat den Bitcoin immer neue Rekorde brechen lassen. 

Die wichtigste Krypto-Währung kostet am Donnerstagmorgen 90.680 US-Dollar, vor Bekanntwerden des Wahlausgangs waren es weniger als 69.000 US-Dollar. Damit hat sich der Bitcoin-Kurs seit Jahresanfang nun mehr als verdoppelt. Auch die Kurse anderer Kryptowährungen schossen nach oben, etwa von Solana und Ethereum, haben alte Hochs aber noch nicht wieder erreicht. 

Dovile Silenskyte vom Emittenten WisdomTree verweist auf die Pläne von Donald Trump, eine strategische Bitcoin-Reserve anlegen zu wollen. „Es würde sich wohl sehr positiv auf die Bitcoin-Preise auswirken, wenn die US-Regierung anfinge, große Mengen an Bitcoin zu halten“, erklärt sie und spricht von einem „enormen Einfluss auf die weltweite Wahrnehmung und Akzeptanz“.

Vor allem Bitcoin-ETNs gefragt

Im Handel mit Krypto-ETNs ist extrem viel los. „Durch die Marktbewegung haben wir sehr viel Umsatz“, berichtet Ivo Orlemann, der für die ICF Bank Krypto-ETNs handelt. „Es sind überwiegend Käufe, aber auch einige Gewinnmitnahmen.“ Meist gehe es um Bitcoin-Tracker wie den VanEck Bitcoin (DE000A28M8D0) oder den Invesco Physical Bitcoin (XS2376095068), aber durchaus auch um Solana- (DE000A3GSUD3, CH1114873776), Ethereum- (DE000A3GPSP7, GB00BJYDH394) und Ripple-ETNs (CH0454664043) von 21Shares, WisdomTree oder VanEck sowie Kryptokörbe. „Kryptos sind bei uns im Moment das ganz große Thema“, meldet Andreas Schröer von Lang & Schwarz. Auch er sieht vor allem Käufe, beispielsweise des 21Shares Solana Staking (CH1114873776).

Zuletzt waren die Zuflüsse in Bitcoin-ETNs den Emittenten zufolge gestiegen. Seit Jahresanfang dominieren in Europa allerdings immer noch die Abflüsse, und zwar 670 Millionen US-Dollar, wie aktuelle Zahlen von Bloomberg zeigen. Solana- und Ethereum-ETNs verzeichneten hingegen in diesem Jahr Zuflüsse. 

„100.000 US-Dollar möglich“

„Die Wahl gilt als historischer Moment“, bemerkt Adrian Fritz von 21Shares. Zum ersten Mal sei es bei einer Präsidentschaftswahl auch um die Krypto-Branche gegangen. „Nach Jahren der regulatorischen Widerstände und der vielen Beschränkungen könnte der Sektor unter neuer politischer Führung endlich zu mehr Legitimität kommen.“ Die kryptofreundliche Haltung der Trump-Regierung – zusammen mit einem ausgereiften regulatorischen Umfeld – verspreche eine glänzende Zukunft für den Sektor. Fritz verweist daneben auch auf die sinkenden Leitzinsen, die Kryptowährungen nochmals interessanter machten. „Mit lockeren monetären Bedingungen wie 2020 könnte der Bitcoin die sechsstellige Marke – also 100.000 US-Dollar – überschreiten.“

Auch Halving positiv

Für André Dragosch von Bitwise, ehemals ETC Group, ist der US-Wahlausgang aber nicht der einzige Kurstreiber. Historisch betrachtet habe sich der Bitcoin nach den letzten drei Präsidentschaftswahlen außerordentlich positiv entwickelt – unabhängig davon, ob ein Demokrat oder ein Republikaner die Wahl gewonnen habe. Einer der Gründe dafür sei, dass die Wahlen jeweils mit den alle vier Jahre stattfindenden Bitcoin-Halvings zusammenfielen, der Halbierung der Geschwindigkeit, mit der neue Bitcoin geschöpft werden. „Dies führt zu einer Verknappung des Angebots.“

„Weiter hochspekulativ“

Kritische Stimmen sind rar geworden. Krypto-Analyst Timo Emden von Emden Research blickt zumindest differenziert auf die Krypto-Rally. Er hält es längst nicht für ausgemacht, dass Trump seine Versprechen auch wahr machen wird, wie er in einem Handelsblatt-Podcast erklärt. Trump habe lange gegen den Bitcoin gewettert und dann plötzlich – wohl um die Wählergunst zu gewinnen – „das Blaue vom Himmel versprochen“. Zudem könne die versprochene Deregulierung auch „nach hinten losgehen“, da der Verbraucherschutz zu kurz und es zu neuen Betrugsfällen kommen könnte. Emden hält zwar auch die 100.000 US-Dollar für möglich, je nachdem, was Trump in die Wege leite. „Die Preisentwicklung der Vergangenheit ist aber keine Indikation für Zukunft, Kryptwährung sind weiter hochspekulativ.“