Die weiter steigenden Aktienpreise haben die mittelfristig Orientierten zum Teil an den Rand und auf die Short-Seite getrieben, keine schlechte Ausgangslage für erneute Gewinne, wie Goldberg findet.
Erneut haben sich deutsche Aktien verteuert, sie stehen jetzt kurz unterm Allzeithoch, insgesamt ein Plus von gut 7 Prozent seit dem Einbruch Anfang August. Gewinnmitnahmen der Profis, glaubt Joachim Goldberg. 7 Prozent haben Aktien gekauft, davon sind fast alle raus aus dem Markt. Den anderen hätten wohl günstigere Einstiegspreise gefehlt. Auch die Privaten sind insgesamt bearisher. 6 Prozent sind short gegangen. Die Sentiment-Indizes der beiden Gruppen stehen bei -12 bzw. +9 Prozent. Der Verhaltensökonom sieht langfristige Nachfrage hinter der DAX-Rallye.
Goldberg erwartet jetzt nach unten ab 18.330/380 Punkten stützende Nachfrage. Vor allem die Pessimisten dürfte der anhaltende Trend Stress machen. An der Oberseite sieht er mehr Potential als zuvor, oberhalb vom Allzeithoch drohe auch eine kleine Short-Squeeze.
28. August 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun hat der DAX auch in der dritten Sentiment-Woche hintereinander zulegen können und zeitigt einen Gewinn von 1,9 Prozent. Dabei ist nicht nur bemerkenswert, dass das Börsenbarometer seit dem Tiefpunkt vom 5. August konstant stieg, so dass der Kurseinbruch von Anfang des Monats im Nachhinein nur als ein bearisher Ausrutscher, eine kurze Episode zu bewerten ist. Seitdem zeichnete sich die Erholung dadurch aus, dass kaufwillige Börsianer in einem steigenden Markt agieren mussten, ohne dass sich zwischendurch nennenswerte Rücksetzer für einen etwas weniger kostspieligen Einstieg ergeben hätten.
Eins lässt sich leider auch feststellen: Die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont sind bei der Fortsetzung der DAX-Rallye während der vergangenen Woche nicht die treibende Kraft gewesen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment Index hat sich zum dritten Mal hintereinander verschlechtert und ist zuletzt um weitere 6 Punkte auf einen neuen Stand von -12 gefallen. Dieses Mal nicht, weil sich eine größere Gruppe der Investoren auf die Short-Seite geschlagen hätte. Dort gab es nämlich kaum Veränderungen.
Referenzpunkt Allzeithoch
Vielmehr waren es nun vormalige Optimisten, die ihre Engagements mit Gewinn glattgestellt haben. Dabei geht der Rückgang im Bullenlager mit 7 Prozentpunkten zu großen Teilen zu Gunsten der neutral gestimmten Investoren. Für die jüngsten Abgaben dürften vermutlich nicht die mit Spannung für heute Abend erwarteten Quartalszahlen von NVIDIA aus den USA den Ausschlag gegeben haben. Auch wenn diese Zahlen vielerorts aufgrund ihrer Bedeutung mittlerweile den Rang eines wichtigen Wirtschaftsdatums oder gar eines Ereignisrisikos innehaben. Vielmehr ist zu vermuten, dass die Nähe zum bisherigen Allzeithoch des DAX als Referenzpunkt zur Gewinnmitnahme motiviert hat.
Auch bei den Privatanlegern hat sich die Stimmung verschlechtert. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel fällt um 8 Punkte auf einen neuen Stand von +9, wobei sich das Bärenlager per Saldo um 6 Prozentpunkte erhöht hat. Ein Drittel davon geht auf vormals bullish eingestellte Investoren zurück, etwa zwei Drittel kommen von vormals neutral gestimmten Teilnehmern. Auch hat sich die Kluft zwischen den über Social Media befragten und den übrigen Investoren etwas verringert. Während letztere unter dem Strich leicht negativ eingestellt sind, herrscht im Social Media-Bereich immer noch eine ziemlich bullishe Stimmung vor.
Rücksetzer erwünscht
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren etwas verringert. Während der DAX im Laufe der vergangenen drei Wochen mit rund 7,3 Prozent (in der Punktbetrachtung) deutlich zulegen konnte, hat sich die Stimmung der den institutionellen Investoren, gemessen am Börse Frankfurt Sentiment-Index, um 25 Punkte verschlechtert. Gleichzeitig erhöhte sich zuletzt die Gruppe der neutral gestimmten Investoren fast wieder auf den Stand von vor zwei Wochen. Ob es sich um neue bearishe Engagements oder wie zuletzt um Gewinnmitnahmen von früheren Optimisten handelt: Der DAX hat von diesen Abgaben auf jeden Fall keine Blessuren davongetragen. Im Gegenteil: Langfristige Nachfrage, möglicherweise auch aus dem Ausland, dürfte damit in erster Linie für die DAX-Rallye verantwortlich sein.
Am Ende sprechen wir beim DAX zwar nicht von einem großen Pessimismus, aber es ist die Tendenz der Wochen, die vor allem den Pessimisten (40 Prozent aller Befragten) zunehmend Sorgen bereiten dürfte. Für sie, aber auch für die Bullen, die dem DAX nun den Rücken gekehrt haben, würde bereits eine Korrektur bis vermutlich auf 18.330/380 eine große Erleichterung bedeuten, weswegen wir dort erste größere Nachfrage erwarten. Auf der anderen Seite hat sich durch die jüngsten Abgaben beim DAX die Oberseite weiter geöffnet, wobei jenseits des Allzeithochs, also oberhalb von 18.900 Punkten, womöglich auch noch eine kleine Short-Squeeze droht, verursacht durch Pessimisten, die dann wohl die Notbremse ziehen müssten. Unter dem Strich haben sich die Aussichten für den DAX also nicht verschlechtert.
Von Joachim Goldberg
28. August, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 40% | 32% |
ggü. letzter Erhebung | -7% | -1% | +8% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.750 (+350 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -12 Punkte (-6 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 46% | 37% | 17% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +6% | -4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.750 (+350 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +9 Punkte (-8 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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