Anlegerinnen und Anleger haben auf die Preisbewegungen in Summe mit neuen Short-Engagements reagiert. Was für Bullen eher günstig sei, wie Joachim Goldberg findet.
Von den Kursgewinnen deutscher Bluechips seit vergangenem Mittwoch ist nicht viel übrig geblieben. Und für das bisschen sieht Joachim Goldberg vor allem ausländische Investorinnen und Investoren ursächlich. Von den hiesigen Profis haben 9 Prozent Aktien verkauft und 7 Prozent sind direkt Short gegangen. Der Sentiment-Index fällt auf -17 Punkte. Gewinnmitnahmen vermutet der Verhaltensökonom. Auch die Stimmung der Privaten hat sich verschlechtert, allerdings weniger stark. Allerdings sind vor allem Anlegerinnen und Anleger von der Seitenlinie auf die Short-Seite gewechselt.
Unterm Strich erwartet der Verhaltensökonom, dass die abgewanderten optimistischen Profis ”das Erfolgserlebnis ihrer grundsätzlich eher bullishen Strategie noch einmal wiederholen möchten". Unterstützungskäufe sieht er ab 18.850/900 Punkten. “Sentiment-technisch bewegt sich der DAX also weiterhin in günstigem Fahrwasser.”
2. Oktober 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Auch in der vergangenen Sentiment-Woche sind die positiven Impulse für den DAX in erster Linie aus dem Ausland gekommen. Allen voran die Stimulus-Maßnahmen der politischen Führung bzw. der Notenbank Chinas, die vor allem dortzulande für ein extrem euphorisches und dramatisches Plus an den Aktienmärkten gesorgt hatten. Und auch der DAX konnte während des Berichtszeitraums noch einmal zwei neue Allzeithochs produzieren: Zeitweise betrug das Kursplus seit unserer vergangenen Stimmungserhebung 2,6 Prozent.
Nun dürfte der Rücksetzer des DAX mit Beginn des neuen Monats wohl kaum der seit Dienstag begonnenen Feiertagswoche und den damit ausbleibenden weiteren positiven Börsenimpulsen aus China geschuldet sein. Auch wenn die kriegerischen Auseinandersetzungen in Nahost bislang an den Aktienmärkten kaum spürbare Auswirkungen zeitigten, spricht einiges dafür, dass die jüngste Eskalation auch für Druck auf den DAX gesorgt hat. Oder war dessen Schwäche zu Beginn des Monats Oktober doch eher so etwas wie ein Reminiszenz an seine Anfang August bzw. September ebenfalls zu beobachtenden deutlichen Abwärtskorrekturen? Immerhin sind vom Kursgewinn seit vergangenem Mittwoch noch 1,6 Prozent übrig geblieben.
Gewinnmitnahmen mit guten Argumenten im Rücken
Nun hat sich die Stimmung bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont deutlich verschlechtert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 16 Punkte auf einen neuen Stand von -17 gefallen – es handelt sich um den niedrigsten Stand seit dem 29. Mai. Dabei haben unter dem Strich ehemalige Bullen angesichts des dritten wöchentlichen Kursanstiegs des DAX in Folge möglicherweise in Kombination mit den deutlich gestiegenen geopolitischen Risiken ihre Gewinne realisiert: Die Gruppe der Optimisten schrumpfte dabei um 9 Prozentpunkte, wobei sich mehr als drei Viertel der Wechselwilligen direkt auf die Bärenseite schlugen und damit ihre Positionen um 180° drehten.
Auch bei den Privatanlegern ist es – wenn auch nicht ganz so deutlich – zu einer Verschlechterung der Stimmung gekommen. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel fällt um 11 Punkte auf einen neuen Stand von +12. Das hat das Bärenlager um 7 Prozentpunkte wachsen lassen, wobei sich dieser Anstieg fast zu gleichen Teilen aus ehemaligen Bullen und vormals neutral eingestellten Anlegern speist. Die Bereitschaft, Gewinne mitzunehmen und sich mit den Engagements um 180° auf die Short-Seite zu drehen, war interessanterweise bei den über Social Media befragten Privatanlegern ähnlich hoch wie bei den institutionellen Investoren, während bei den übrigen Privatanlegern das Gros der neuen Bären von vormals neutral eingestellten Börsianern gestellt wurde. Gleichzeitig hat sich die Stimmungskluft zwischen diesen beiden Untergruppen verringert.
Sie sind bald wieder da
Im Gegensatz dazu hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren mit der heutigen Befragung noch einmal vergrößert. Bei Letzteren fällt der Pessimismus im Drei- und Sechs-Monatsvergleich allerdings nicht so deutlich aus, wie es die absoluten Daten vermitteln. Vieles spricht dafür, dass die abgewanderten Optimisten unter den institutionellen Investoren das Erfolgserlebnis ihrer grundsätzlich eher bullishen Strategie noch einmal wiederholen möchten und damit die Bereitschaft zum Aufbau neuerlicher Long-Positionen auf niedrigerem Niveau recht hoch sein dürfte. Diese Nachfrage erwarten wir erstmals im Bereich von 18.850/900 Zählern und wird dem DAX zumindest zeitweise als Stütze dienen. Dafür spricht auch, dass der bisherige Rücksetzer des DAX (von der Spitze etwas mehr als ein Prozent) überwiegend auf heimische Investoren zurückzuführen sein dürfte und bislang überschaubar bleibt. Sentiment-technisch bewegt sich der DAX also weiterhin in günstigem Fahrwasser.
Von Joachim Goldberg
2. Oktober, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 32% | 49% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | -9% | +7% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.240 Punkte (+310 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -17 Punkte (-16 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 37% | 14% |
ggü. letzter Erhebung | -4% | +7% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.240 Punkte (+310 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 12 Punkte (-11 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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