Auf die gute DAX-Performance reagieren viele Profis mit einem Wechsel auf die Short-Seite. Was die Stimmungslage aber nach Goldbergs Ansicht eher günstig macht.
Das vergangene Jahr schloss für deutsche Bluechips mit gut +20 Prozent ziemlich erfolgreich, worauf etliche Profis mit einer Short-Position zum Jahresstart reagieren. 13 Prozent haben Aktien verkauft, 16 Prozent sind short gegangen. Der Sentiment-Index fällt auf -35 Punkte ziemlich tief. Joachim Goldberg sieht mehrere Ursachen: ein Leitindex nahe dem Rekordhoch sei eine gute Short-Story, viele glaubten sicherlich auch nicht an weitere Höhenflüge ohne Unterbrechung und die mentale Uhr sei durch den Jahreswechsel wieder auf Null. Anders die Privaten, von denen 7 Prozent Aktien gekauft und deren Sentiment-Index bei +4 Punkten weniger Skepsis ausdrückt.
Unterm Strich sieht der Verhaltensökonom aber keinen echten Stimmungswechsel. Er rechnet ab 16.350 Punkten mit Nachfrage durch Glattstellungen. Was deutsche Aktien in keine schlechte Ausgangsposition für 2024 bringt.
3. Januar 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun hat der DAX das vergangene Jahr mit einem eindrucksvollen Plus von etwas mehr als 20 Prozent beschlossen – eine Entwicklung, die vermutlich nicht allzu viele Investoren auf dem Schirm gehabt haben dürften. Diesen Eindruck hinterlassen auch unsere Sentiment-Erhebungen aus dem vergangenen Jahr, von denen bei den institutionellen Investoren nur 15 (also nur knapp 30 Prozent) ein bullishes Ergebnis zeitigten. Ausgewogener zeigte sich immerhin das Stimmungsbild bei den Privatanlegern, die sich bei etwas mehr als der Hälfte der Sentiment-Befragungen optimistisch zeigten. Nun sagen diese absoluten Werte zur Stimmungsentwicklung nur sehr wenig über Erfolg und Misserfolg der Beteiligten an der Börse aus. Zumal man nicht vergessen darf, dass es sich beim eingangs erwähnten DAX-Plus von gut 20 Prozent auch nur um einen Punktvergleich, um eine Momentaufnahme handelt. Denn der Weg der Kurse dorthin war während des zurückliegenden Jahres alles andere als klar vorgezeichnet.
Vermutlich dürften noch nicht alle Investoren von ihrem Weihnachtsurlaub wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt sein und sich überdies auch noch nicht einen eingehenden Überblick und Orientierung verschafft haben. Auch können sich vermutlich nur wenige vorstellen, dass der DAX auch in 2024 ein ähnliches Plus wie im vergangenen Jahr produzieren wird. Letztlich dürfte es allerdings auch in diesem Jahr bei den vordringlichen Fragen bleiben, wie sich Inflation und Wachstum auf globaler Ebene entwickeln werden.
Guter Referenzpunkt für Short-Engagements
Nun haben sich die institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont bei der ersten Stimmungserhebung im neuen Jahr sehr deutlich geäußert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der letzten Erhebung von 2023 um 29 Punkte auf einen neuen Stand von -35 gefallen. Mit anderen Worten: Wir haben es mit einem vergleichsweise hohen Pessimismus zu tun, der sich nur wenig unter dem Höchststand des Vorjahres bewegt.
Die Motive für diese Neupositionierung liegen auf der Hand. Denn viele Investoren wollen nicht so recht daran glauben, dass sich der Aufwärtstrend des DAX auch in den kommenden Wochen ununterbrochen fortsetzt. Außerdem mag es verlockend gewesen sein, dass das Börsenbarometer während des Berichtszeitraums recht nah in den Bereich des Allzeithochs (knapp oberhalb von 17.000) gekommen ist, das sich als idealer Referenzpunkt für „gute“ Short-Engagements eignet.
Uhren auf teilweise Null gestellt
Auf der anderen Seite trägt diese deutliche Stimmungsveränderung wohl zu großen Teilen dem Umstand Rechnung, dass mit dem Jahreswechsel vielerorts die Uhren gewissermaßen auf null gestellt und im gleichen Zug bis dahin aufgelaufene Gewinne und Verluste mental ausgebucht wurden.
Ganz anders hat sich indes die Stimmung bei den Privatanlegern entwickelt, die diesen mentalen Buchungsschnitt zum Jahresende nicht durchführen mussten. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist um 11 Punkte auf einen neuen Stand von +7 gestiegen. Die jüngste Stimmungsveränderung speist sich fast zu gleichen Teilen aus vormals bearishen und neutral eingestellten Investoren.
Mit der heutigen Stimmungserhebung hat sich eine deutliche Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren aufgetan. Dabei mögen bei der eher zurückhaltenden Neupositionierung der institutionellen Investoren möglicherweise auch die bevorstehenden Ereignisrisiken (Protokoll der vergangenen Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank sowie der US-Arbeitsmarktbericht) eine Rolle gespielt haben. Allerdings glauben wir nicht, dass die institutionellen Investoren tatsächlich auf einen nachhaltigen Trendwechsel des DAX setzen. Vielmehr erwarten wir die Glattstellung der neuen Short-Positionierungen und entsprechende Nachfrage auf niedrigerem Niveau (möglicherweise zwischen 16.350 und 16.400 Zählern). So gesehen gestaltet sich die Situation für den DAX zum Beginn des Jahres gar nicht so ungünstig, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
3. Januar 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 21% | 56% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | -13% | +16% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.750 (unv. zum 20. Dezember)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -35 Punkte (-29 zum 20. Dezember)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 44% | 40% | 16% |
ggü. letzter Erhebung | +7% | -4% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.750 (unv. zum 20. Dezember)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +4 Punkte (+11 Punkte zum 20. Dezember)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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