Der DAX steht vor dem Allzeithoch, aber viele Investoren bleiben zurückhaltend.
Seit unserer Stimmungserhebung vor 14 Tagen haben die Aktienmärkte teils eine Achterbahnfahrt zurückgelegt. Der DAX, anfangs noch schwach, gibt zeitweise um 2,2 Prozent nach, um danach eine Rallye von rund 4 Prozent hinzulegen. Insbesondere die institutionellen Investoren scheinen davon wenig beeindruckt, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist unverändert geblieben. Allerdings hat es hinter den Kulissen wahrscheinlich doch viel mehr Aktivität gegeben, als manchem Investor lieb war, denn sowohl Bullen als auch Bären haben sich zunehmend und in gleichem Maße zurückgezogen. Am Ende finden wir einen großen Anteil neutral gestimmter institutioneller Investoren vor, und zwar auf Jahreshochniveau. Joachim Goldberg rechnet nach wie vor nicht damit, dass die noch in der Mehrheit befindlichen Bullen dem Aufwärtstrend des DAX tatsächlich schaden. Aber: Mehr Volatilität könnte es geben.
8. Mai 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Es mag vielleicht etwas makaber wirken, aber das Bild eines brennenden (Teddy)-bären, das ein US-Kommentator gestern publizierte, steht für die vergangenen Tage an der Börse: Pessimisten haben gelitten. Nun liegt unsere vergangene Stimmungserhebung wegen des Maifeiertages 14 Tage zurück, aber das Wechselbad, das die Börsianer seither durchlitten haben – zunächst ein Rückgang des DAX um zeitweise 2,2 Prozent, gefolgt von einem satten Anstieg von rund 4,0 Prozent bis zum Erhebungszeitpunkt – war bemerkenswert.
Und nachträglich muss man sich natürlich fragen, was aus dem großen Sell-Off, den einige namhafte Analysten insbesondere für US-Aktien prognostiziert hatten, geworden ist. Immerhin konnte man seit Beginn des Quartals eine Korrektur des DAX von zeitweise insgesamt 5 Prozent notieren. Aber heute, wieder kurz vor dem Allzeithoch, spricht kaum jemand mehr von der (ohnehin umstrittenen) Börsenregel: „Sell in May“. Vor allem nicht mehr seit vergangener Woche, als sich schlagartig einmal mehr die US-Zinserwartungen änderten. War man zuvor noch mancherorts davon ausgegangen, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr womöglich gar nicht mehr verändern werde, kann man nun, so zumindest die mehrheitliche Meinung der Finanzmarktteilnehmer, seit Wochenbeginn wieder mit zwei Zinssenkungen in diesem Jahr rechnen.
Überall Gewinner?
Interessanterweise hat sich im Ergebnis an der Stimmung der von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigen Handelshorizont gegenüber von vor zwei Wochen laut unserer heutigen Befragung nichts geändert. Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index verharrt nämlich auf einem Stand von +13. Allerdings sagt der unveränderte Index-Stand wenig darüber aus, zu welchen Positionswechseln es bei den Investoren zwischenzeitlich gekommen sein mag. Am Ende hat sich allerdings die Polarisierung zwischen Bullen und Bären deutlich verringert – beide Lager schrumpfen um jeweils 6 Prozentpunkte zu Gunsten der neutral gestimmten Akteure. Gut möglich, dass am Ende sowohl Bullen als auch Bären Gewinne mitgenommen haben.
Bei den Privatanlegern hat sich hingegen die Stimmung seit der Erhebung vom 24. April noch einmal verbessert, so dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel um 8 Punkte auf einen neuen Stand von +18 steigen konnte. Dabei hat sich die Gruppe der Pessimisten um 5 Prozentpunkte verringert und eine Mehrheit von etwa 60 Prozent der besagten Anleger wechselte direkt zu den Optimisten, hat also die Position um 180° gedreht.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass sich mit der heutigen Befragung eine kleine Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren aufgetan hat. Dass Letztere in Sachen Optimismus an den institutionellen Pendants vorbeigezogen sind, verdankt sich vor allen Dingen den Teilnehmern, die wir über Social Media befragt haben – wieder einmal zeigen sich diese deutlich optimistischer als die übrigen Mitglieder dieses Panels.
Überraschungsfaktor Volatilität?
Im gleichen Zuge ist bei den institutionellen Investoren der Anteil der neutral gestimmten Börsianer mit 33 Prozent aller Befragten genauso hoch wie zuletzt am 14. Februar und befindet sich demnach auf dem Jahreshoch. Während die verbliebenen Investoren damals in der Mehrheit leicht bearish waren (Sentiment-Index -11), sind bei der heutigen Befragung mehr bullishe Akteure zu verzeichnen. Das lässt vermuten, dass eine große Gruppe einen Rückgang bei der Volatilität erwartet. Gleichzeitig bleibt eine bullishe Mehrheit bestehen, die allerdings nicht groß genug ist, um für den Aufwärtstrend des DAX per se eine nachhaltige Gefahr darzustellen. Denn auch in der relativen Sicht im Vergleich zu den vergangenen drei und sechs Monaten sprechen wir nicht von Extremwerten. Kurzfristig könnten allerdings Gewinnmitnahmen durch die bullishe Mehrheit bei einem weiter steigenden Börsenbarometer dem DAX vorübergehend etwas Sand ins Getriebe streuen. Einiges spricht außerdem dafür, dass die Volatilität möglicherweise steigen wird.
8. Mai 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 40% | 27% | 33% |
ggü. letzter Erhebung | -6% | -6% | +12% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.500 (+300 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: +13 Punkte (+0 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 31% | 20% |
ggü. letzter Erhebung | +3% | -5% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.500 (+300 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +18 Punkte (+8 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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