Vom kurzen Rekordflug sind deutsche Bluechips wieder etwas entfernt – hiesige Anlegerinnen und Anleger reagieren mit Positionierungen, vor allem auf der Short-Seite. Goldberg wertet dies positiv im berüchtigten Börsenmonat September.
Vom Allzeithoch sind deutsche Aktien wieder um einiges entfernt, die mittelfristig orientierten Profis haben sich unterdessen stärker positioniert. 7 Prozent sind von der Seitenlinie zu fast gleichen Teilen zu den Bullen und zu den Bären gewechselt. Die einen wollen auf einen anhaltenden Aufwärtstrend setzen, die anderen auf eine Korrektur, vermutet Joachim Goldberg. Der Sentiment-Index dieser Gruppe liegt fast unverändert bei -11 Punkten. Von den Privaten sind einige von der Long- direkt auf die Short-Seite gewechselt. Der Sentiment-Index dieser Gruppe fällt auf +4 Punkte.
Der Verhaltensökonom weist darauf hin, dass die Bären in der Mehrheit sind und für das kommende Marktgeschehen den Ton angeben dürften. Der größte Teil warte auf einen Rücksetzer bis 18.360/410. An der Oberseite ist wenig Gegenwehr zu erwarten – “zumindest hat sich die Sentiment-technische Situation nicht verschlechtert”.
4. September 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Drei neue Allzeithochs seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung – man könnte meinen, der DAX habe sich in einem steilen Aufwärtstrends befunden. Allerdings liegen die neuen Rekordstände nur marginal voneinander entfernt, und gegenüber dem Maximum vom Monat Mai betrug die Differenz am Ende nicht einmal 100 Punkte. Ganz davon zu schweigen, dass das nächste „runde“ Niveau von 19.000 Punkten auf Schlusskursbasis nicht überwunden werden konnte. Mit anderen Worten: Zu einer Kaufpanik am Allzeithoch ist es nicht gekommen.
Nun kann man natürlich der Ansicht sein, das träge Handelsgeschehen sei dem US-Feiertag vom vergangenen Montag geschuldet. Zumindest ergab sich mit der vollständigen Präsenz der US-Märkte nach dem verlängerten Wochenende so etwas wie ein Déjà-vu, das an den Beginn des Monats August erinnerte, als das Börsenbarometer hierzulande innerhalb von drei Handelstagen zeitweise 8 Prozent an Wert verlor. Denn auch zu Beginn des neuen Monats gab der DAX, vermutlich nicht ohne Einfluss der US-Aktienindizes, bis zum heutigen Erhebungszeitpunkt, also innerhalb von rund 24 Stunden, zeitweise um 2,4 Prozent nach.
Mit ruhiger Hand
Unterdessen scheinen die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont zumindest unter dem Strich im Wesentlichen ihre Grundposition der Vorwoche beibehalten zu haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegte sich lediglich um einen Punkt auf einen neuen Stand von -11. Allerdings ist die Polarisierung zwischen Bullen und Bären gewachsen. Dabei hat sich die Gruppe der neutral gestimmten Investoren um 7 Prozentpunkte reduziert – etwas mehr als die Hälfte von ihnen ist zu den Bullen gewechselt. Damit ist deren Gruppe um 4 und diejenigen der Bären um 3 Prozentpunkte gestiegen. Während letztere weiterhin auf einen deutliche Korrektur des DAX setzen (müssen) und sich bereits seit einigen Wochen mit ihren Positionen unter Wasser befinden, haben die neuen Bullen vermutlich auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends aus dem Vormonat gesetzt.
Bei den Privatanlegern hat sich die Stimmung im Gegensatz zu den institutionellen Pendants gegenüber der Vorwoche leicht verschlechtert – unser Börse Frankfurt Sentiment Index fällt zum zweiten Mal hintereinander, aktuell um 5 Punkte auf einen neuen Stand von +4. Am Ende hat sich eine kleine Gruppe ehemaliger Optimisten (etwas mehr als 2 Prozent aller Befragten) von ihren Engagements getrennt und ist fast komplett direkt auf die Bärenseite gezogen. Auch wenn sich bei den über Social Media befragten Privatanlegern die Stimmung etwas verschlechtert hat, bleiben diese gegenüber den übrigen Anlegenden deutlich zuversichtlicher; der Abstand zwischen diesen beiden Untergruppen hat sich kaum verändert.
Die heimliche Hoffnung auf ein Déjà-vu
Per Saldo hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren gegenüber der Vorwoche etwas verringert. Was die institutionellen Investoren angeht, ist der Anteil der neutral gestimmten Akteure nunmehr beinahe wieder auf den Stand von vor zwei Wochen gefallen und liegt bei 25 Prozent aller Befragten. Während des gleichen Zeitraums hat es eine kleine Wanderung von den Bullen zu den Bären gegeben. Letztere sind in der Mehrheit und dürften auch für das kommende Marktgeschehen den Ton angeben. Zum einen, weil der größte Teil von ihnen immer noch auf einen Rücksetzer wartet, der etwa bis in den Bereich von 18.360/410 zurückgeht, wo wir erstmals nennenswerte Nachfrage vermuten. Dieses Niveau könnte für den DAX allerdings nur eventuell eine gewisse Stütze darstellen, denn im Falle langfristiger Kapitalabflüsse (vornehmlich aus dem Ausland) dürften diese wahrscheinlich stärker als die heimische Nachfrage ausfallen. Auf der anderen Seite wäre oberhalb von 19.000 Zählern bei einem Wiedererstarken des Börsenbarometers nur wenig Gegenwehr zu erwarten, zumal die Bären von heute mit möglichen Stopp-loss-Käufen für zusätzliche Nachfrage sorgen würden. Trotz des erneut schwachen Monatsbeginns des DAX ist längst noch nicht alles verloren – zumindest hat sich die Sentiment-technische Situation nicht verschlechtert.
Von Joachim Goldberg
4. September, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 32% | 43% | 25% |
ggü. letzter Erhebung | +4% | +3% | -7% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.600 (-150 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -11 Punkte (+1 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 44% | 40% | 16% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +3% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.600 (-150 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +4 Punkte (-5 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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