Anleger nehmen Gewinne mit und sichern sich ab. Von einer Blase ist aus verhaltensorientierter Perspektive wenig zu sehen.
Einigen Anlegern gehe ein wenig die Kursfantasie aus, attestiert Joachim Goldberg. 2 Prozent der Profis als auch 2 Prozent der Privatanleger haben Aktien seit vergangenen Mittwoch verkauft, 3 bzw. 5 Prozent sind short gegangen. Die Sentiment-Indizes fallen leicht auf 5 und 9 Punkte. Gewinnmitnahmen mit teilweise direkten Absicherungen vermutet der Verhaltensökonom.
Auch wenn eine mögliche Blase in den Medien eine Rolle spielt: Goldberg sieht keinen "heiß gelaufenen Aktienmarkt". Viel spreche für eine Seitwärtsbewegung mit Stützungskäufen ab 13.450/13.500 DAX-Punkten und Gewinnmitnahmen an der Oberseite um 14.200/14.250 Punkte bei leicht steigender Tendenz.
27. Januar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nicht einmal eine Woche ist es her, dass mit Joe Biden der 46. Präsident der USA vereidigt und vor allem in den USA im Anschluss an dieses Ereignis ein kleines Kursfeuerwerk an den Aktienmärkten abgebrannt wurde. Die Reaktion hierzulande war allerdings mit Blick auf den DAX eher überschaubar: Nach einem anfänglichen Anstieg von rund 1,1 Prozent und einer neuerlichen Stippvisite bei der 14.000er Marke kam es seit vergangenem Mittwoch zu einem deutlichen Rücksetzer, der in der Spitze eine Größenordnung von rund 3 Prozent besaß.
Man könnte auch sagen, dass eine gewisse Ernüchterung bei vielen Akteuren eingetreten ist. Denn einerseits machte sich Angst vor unkontrollierbaren Covid-19-Mutanten breit sowie die Befürchtung, dass sich die Covid-19-Impfungen gerade hierzulande möglicherweise verzögern könnten. Auf der anderen Seite dürfte klar geworden sein, dass das angekündigte US-Konjunkturpaket in einer Größenordnung von rund 1,9 Billionen US-Dollar längst nicht so schnell wie ursprünglich erhofft – erste Teile des Pakets dürften dem Vernehmen nach frühestens Mitte März in Kraft treten – und wahrscheinlich nicht reibungslos den US-Senat passieren wird. Kurzum: Die Akteure wähnten sich – auch wenn weiterhin vielerorts über drohende Blasenbildung diskutiert wird – zurück im Tagesgeschäft.
Wenig Aufwärts-Fantasie
Dass die Fantasie für eine Fortführung des Aufwärtstrends beim DAX nicht allzu groß ist, zeigt sich am neuesten Stimmungsbild der von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 5 Punkte gefallen und liegt nun bei nur noch +5. Die dahinter stehenden Positionsveränderungen scheinen dabei überschaubar geblieben zu sein und gehen auf Gewinnmitnahmen einiger weniger Bullen aus der Vorwoche zurück, die sich überdies auf die Bärenseite geschlagen haben. Gut möglich, dass man sich hier und da angesichts fehlender frischer Aufwärtsimpulse mit vergleichsweise geringen Gewinnen zufriedengegeben hat.
Eine ähnliche Entwicklung können wir für die Privatanleger feststellen. In diesem Panel hat sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index ebenfalls zurückgebildet, und zwar registrieren wir in diesem Fall einen Rückgang um 7 Punkte auf einen neuen Stand von +9. Auch hier hat es einige wenige bullishe Akteure gegeben, die ihre Positionierung um 180 Grad auf „Absichern“ gedreht haben. Allerdings gesellen sich zu diesen eher kurzfristig orientierten Anlegern vormals neutral eingestellte Teilnehmer, die auf einen Rücksetzer des Börsenbarometers setzen.
Bullisher Appetit vergangen
Die heutige Erhebung zeigt zweierlei. Zum einen ist angesichts fehlender neuer kurstreibender Impulse der Appetit auf größere bullishe Engagements derzeit begrenzt. Dabei fällt auf, dass die Gewinnmitnahmen einiger Optimisten während des Berichtszeitraums schon relativ früh, wahrscheinlich nach einem neuerlichen Überschreiten der 14.000er Marke eingesetzt haben. Auf der anderen Seite scheint zumindest das vor allem in angelsächsischen Medien zuletzt heiß diskutierte Thema einer mögliche Blasenbildung in den Aktienmärkten hierzulande für wenig Aufregung zu sorgen. Zumindest weisen die derzeitigen Positionierungen nicht darauf hin – größere Absicherungen sind ausgeblieben. Die relativ geringen Stimmungsverschiebungen legen nahe, dass der zwischenzeitliche Rücksetzer des DAX auf rund 13.600 Zähler für Möchtegern-Käufer offensichtlich noch nicht attraktiv genug war. Deren größere Nachfrage erwarten wir ohnehin erst zwischen 13.450 und 13.500 DAX Punkten.
Angesichts des nur leichten Optimismus der institutionellen Marktteilnehmer kann man nicht von einem heiß gelaufenen Aktienmarkt sprechen. Auch nicht im mehrmonatigen Vergleich. Tatsächlich hat sich die Situation des DAX gegenüber der Vorwoche wieder verbessert, wobei allerdings viel für eine Seitwärtsbewegung mit einer Obergrenze vermutlich im Bereich von 14.200/14.250 DAX-Zählern mit leicht steigender Tendenz spricht.
27. Januar 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 36% | 31% | 33% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +3% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.800 (-80 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +5 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +10 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 43% | 34% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +5% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.800 (-80 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +9 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +16 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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