Trotz Befürchtungen einer Blase zeigen sich Anleger ziemlich optimistisch. Das schwächt nach Behavioral-Finance-Lesart vor allem die Stütze an der Unterseite.
Die Angst vor einer Blase sei sehr präsent, nur falle Gier stärker ins Gewicht, fasst Joachim Goldberg die internationalen Rahmenbedingungen zusammen. Die hiesigen Investoren seien sogar noch bullisher. 7 Prozent der Profis haben seit vergangenem Mittwoch gekauft, 12 Prozent glatt gestellt. Das hebt den Sentiment-Index auf +10 Punkte. Bei den Privatanlegern hat sich weniger getan, nur waren diese von vorneherein optimistischer. Deren Sentiment-Index steht bei +16 Punkten.
Der Verhaltensökonom hält die Stimmung für relativ optimistisch, aber nicht für euphorisch. Mit ersten Gewinnmitnahmen rechnet er bei 14.150 Punkten. Allerdings fehle nach unten nun potenzielle Nachfrage, weshalb erst ab 13.500 Punkten Stützungskäufe zu erwarten seien.
20. Januar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die steigende Angst vor einer Blase im Aktienmarkt scheint die internationalen Fondsmanager umzutreiben. Diesen Eindruck vermittelt zumindest die jüngste Umfrage der Bank of America (BoA). Nach ihrer Einschätzung möglicher Extremrisiken befragt, nannten die Fondsmanager vor allem einen zu schleppenden Verlauf bei den Covid-19-Impfungen und einem möglichen Anstieg der US-Anleiherenditen. Aber gleich auf Platz drei rangiert bei ihnen die Angst vor einer sogenannten Bubble an Wall Street.
Auch wenn es keine exakte Definition dafür gibt, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit eine Blasenbildung amtlich ist, geschweige denn, dass man den Zeitpunkt, an dem sie platzt, prognostizieren kann. Allerdings kann man durchaus von einem Unwohlsein sprechen, das die internationalen Akteure, aber auch die Kommentatoren an den Aktienmärkten schon seit einiger Zeit zu begleiten scheint.
Indes: Die Gier der internationalen Fondsmanager scheint die Angst vor einem Platzen der Blase noch zu überlagern, wenn man bedenkt, dass netto 19 Prozent der von der BoA Befragten äußerten, sie würden – das ist ein Rekordwert – höhere Aktienengagements als normalerweise eingehen. Und auch die vergleichsweise niedrige Kassenquote von 3,9 Prozent, begleitet von einer hohen Übergewichtung in Aktien, spricht für eine hohe Risikofreude und wenig Vorsicht. Zumal 92 Prozent der Befragten im kommenden Jahr global mit steigender Inflation und fast drei Viertel der Fondsmanager die Weltwirtschaft in einer frühen Phase eines Aufschwungs sehen. Kurzum: Man ist mehrheitlich nahezu vorbehaltlos bullish.
Noch nicht euphorisch
Nicht vorbehaltlos bullish, aber doch wesentlich optimistischer sind auch die von uns befragten heimischen institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont inzwischen eingestellt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist immerhin um satte 19 Punkte auf einen neuen Stand von +10 Punkte gesprungen. Offenbar hat ein Teil der früheren Pessimisten vom Jahresbeginn während des Berichtszeitraums den Rücksetzer des DAX unter das von uns anvisierte Niveau von rund 13.720 Zählern dazu genutzt, die seit Jahresanfang teilweise unter Wasser befindlichen Engagements zurückzudecken. Zumindest hat sich das Bärenlager um 30 Prozent zurückgebildet, wobei sich etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen direkt auf die Bullen-Seite geschlagen hat.
Wenig Veränderung hat es bei den Privatanlegern gegeben, die im Gegensatz zu den institutionellen Pendants bereits seit Beginn dieses Jahres wesentlich optimistischer eingestellt waren. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel hat sich deswegen vergleichsweise geringfügig erhöht und ist um 3 Punkte auf einen Stand von +16 Punkte gestiegen. In erster Linie, weil auch hier einige Pessimisten im Rahmen der temporären DAX-Schwäche ihre Positionen zurückdeckten.
… aber Abwärtsrisiken steigen
Mit der heutigen Befragung ist die große Kluft zwischen institutionellen und privaten Investoren deutlich geschrumpft. Und gegenüber der ersten Erhebung am Jahresanfang kann man bei den institutionellen Investoren sogar von einem recht deutlichen relativen Optimismus sprechen, der durch die jüngste Erhebung entstanden ist. Allerdings ist die Stimmung derzeit noch längst nicht als euphorisch zu bezeichnen. Vielmehr dürfte es sich bei den jüngsten Käufen um Engagements handeln, die im Falle eines DAX-Anstiegs auf 14.150/200 Zähler im Zuge von Gewinnmitnahmen möglicherweise bald schon wieder glattgestellt werden.
Die Unterseite beim DAX ist durch die ausgedünnte Nachfrage andererseits nicht mehr so gut unterstützt, so dass Kaufinteresse von den verbliebenen Pessimisten nur im Falle weiterer Rücksetzer (möglicherweise erst zwischen 13.450 und 13.500 Punkten) zu erwarten ist. Und weil außerdem netto 29 Prozent (höchster Stand seit August 2020) der von der BoA befragten Vermögensverwalter angaben, in Aktien der Eurozone übergewichtet zu sein, ist große zusätzliche Nachfrage aus dem Ausland ebenfalls wenig wahrscheinlich. Mit anderen Worten: Die heutige Umfrage mag zwar keine Kennzeichen einer Blase tragen, stellt aber eine Belastung für den DAX dar.
20. Januar 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 38% | 28% | 34% |
ggü. letzter Erhebung | +7% | -12% | +5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.880 (-50 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +10 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -9 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 45% | 29% | 26% |
ggü. letzter Erhebung | -1% | -4% | +5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.880 (-50 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +16 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +13 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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