Anleger haben die verhältnismäßig starken Schwankungen der vergangenen Tage kaum genutzt und gleiten neutral bis leicht optimistisch ins vierte Quartal.
Mit einer Schwankungsbreite von rund 3 Prozent im betrachteten Zeitraum zeigten sich deutsche Bluechips durchaus volatil. Dennoch haben sich professionelle Investoren kaum bewegt und bleiben in der, nach Joachim Goldbergs Ansicht, neutralen Stimmungslage von -1 Punkt. Von den Privatanlegern haben immerhin 5 Prozent Aktien verkauft, "Gewinnmitnahmen" vermutet der Verhaltensökonom. Diese Anlegergruppe ist mit +8 Punkten deutlich optimistischer. Unterm Strich glaubt Goldberg, die Profis wollten ohne "das Risiko größerer Schieflagen" ins neue Quartal gehen. Gefahr sieht er dennoch, denn die internationalen Investoren könnten ihre Gelder abziehen wollen.
29. September 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In der Punktbetrachtung befindet sich der DAX exakt auf dem Niveau der Vorwoche. Und obwohl das wie ein Stillstand aussieht, kann man – vor allen Dingen seit Wochenbeginn – trotzdem von einer durchaus volatilen Kursentwicklung sprechen. Denn der DAX bildete vom Wochenhoch am Montag sozusagen im Anschluss an die hiesigen Ergebnisse der Bundestagswahlen bis zum Tiefpunkt des gestrigen Tages eine Handelsbandbreite von rund 3 Prozent ab. Auch wenn dieses Band deutlich geringer ausfiel als das der Vorwoche, scheinen dunkle Wolken über den Aktienmärkten aufzuziehen.
Zumal seit der vergangenen Woche bei vielen Akteure doch noch, wenngleich mit einiger Verzögerung, Angst vor der geplanten Rückführung der Wertpapierkäufe seitens der US-Notenbank (Tapering) aufgekommen zu sein scheint – so zumindest die Einschätzung einiger Kommentatoren. Zum anderen sind die Inflationsängste bei vielen Investoren keinesfalls abgeebbt – die Zweifel, dass es sich doch nicht nur um ein vorübergehendes Phänomen handeln könnte, scheinen sich zu mehren. Aber auch der deutliche Renditeanstieg bei den US-Staatsanleihen hat hierzulande für Sorgenfalten gesorgt: Allein bei den Papieren mit zehnjähriger Fälligkeit ergab sich bis gestern innerhalb von vier Handelstagen zeitweise ein Rendite-Anstieg von über 25 Basispunkten.
Privatanleger abermals aktiver
An der Stimmung bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont hat dies per Saldo offenbar nicht viel verändert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche gerade einmal um einen Punkt auf einen neuen Stand von -1 Punkt gestiegen. Gleichzeitig hat sich die Polarisierung zwischen Bullen und Bären etwas verringert. Offenbar hat der zwischenzeitliche DAX-Anstieg von knapp 2 Prozent seit unserer vergangenen Befragung nicht für eine Neupositionierung der meisten Akteure gereicht. Ein Umstand, der allerdings auch dem Quartalsende geschuldet sein mag.
Etwas aktiver waren die Privatanleger, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index sich von +16 auf +8 praktisch halbiert hat. Hier hat sich eine kleinere Gruppe ehemaliger Optimisten in einer Größenordnung von 5 Prozent aller Befragten etwa jeweils hälftig zu Gewinnmitnahmen bzw. zu bearishen Neupositionierungen entschieden.
Internationale Investoren könnten nächsten Impuls geben
Am Ende hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren gegenüber der Vorwoche deutlich verringert, wobei erstere in der relativen Betrachtung auf Sicht von sechs Monaten sogar etwas weniger optimistisch sind als ihre institutionellen Pendants. Und das, obwohl der DAX zum heutigen Erhebungszeitpunkt mit 15.400 Punkten auf das Quartal gesehen zum ersten Mal seit dem Corona-bedingten Absturz im Jahr 2020 mit einem negativen Vorzeichen abschließen würde.
Per Saldo zeigt die heutige Erhebung aber auch, dass die Investoren mit einem fast neutralen Sentiment-Index offenbar ohne das Risiko größerer Schieflagen ins neue Quartal gehen. So gesehen ist auch die Sentiment-technische Situation für den DAX als neutral einzustufen, mit geringen Chancen auf größere Impulse heimischer Investoren. Allerdings sollte man den DAX, sofern man die Positionierungen internationaler Fondsmanager berücksichtigt, nicht für unverwundbar halten. Zumindest wenn die nicht unerhebliche Übergewichtung ausländischer Investoren in Aktien der Eurozone (vgl. September-Umfrage der Bank of America) aus welchen Gründen auch immer reduziert werden sollte.
29. September 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 34% | 35% | 31% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | -3% | +5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.400 (+/-0 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -1 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -2 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 44% | 36% | 20% |
ggü. letzter Erhebung | -5% | +3% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.400 (+/-0 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +8 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +16 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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