Während das Ausland an deutsche Aktien zu Glauben scheint, setzen hiesige Anleger zunehmend auf ein Ende der Hausse, zumindest kurzfristig.
Der DAX auf Rekordstand scheint hiesigen Anlegern nicht gut zu schmecken. Zumindest versuchen mit 12 Prozent recht viele institutionelle Investoren durch Neupositionierung auf der Short-Seite Marge zu machen. Die meisten davon kommen von der Seitenlinie. "Wie bereits über weite Strecken während des zweiten Quartals", wie Joachim Goldberg erinnert. Der Sentiment-Index dieser Anlegergruppe fällt auf -15 Punkte. Anders die privaten Anleger, von denen nach Ansicht des Verhaltensökonoms einer "kurzfristig orientierten Gruppe offenbar in der vergangenen Woche ein günstiger Kauf in die DAX-Schwäche gelungen ist." Allerdings täusche der Sentiment-Index von +4 Punkten. Relativ betrachtet seien auch dieser Anleger eher pessimistisch. Positive Signale sendet allein das Ausland.
Unterm Strich sei das ein günstiges Szenario für weitere Kursgewinne. Goldberg erwartet spätestens zwischen 15.250 und 15.300 DAX-Punkten Eindeckungskäufe. Wann die Bären bei höheren Preisen reagieren müssten, bliebe unklar.
14. Juli 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wer beim DAX auf größere Rücksetzer hofft, muss sich derzeit in Bescheidenheit üben. Denn seit unserer vergangenen Erhebung fiel die Korrektur bei den hiesigen Standardwerten mit 2 Prozent vergleichsweise gering aus. Immerhin hat sich die Handelsbandbreite im Vergleich zur Vorwoche seither fast verdoppelt. Denn wie schon so oft zuvor in den vergangenen Monaten, konnte das Börsenbarometer nach dem Rücksetzer, vermutlich ausgelöst durch die zeitweisen Unruhen bei den US-Staatsanleihen, nicht nur einen Kurszuwachs von rund 3,1 Prozent, sondern am vergangenen Montag auch noch ein neues Allzeithoch generieren.
Auch der gestern publizierte US-Konsumentenpreis-Index, der im Juni mit einem unerwartet hohen Plus von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zum siebten Mal hintereinander gestiegen war, sorgte nicht wirklich für Unruhe bei den Börsianern. Vielleicht auch, weil eine große Mehrheit (70 Prozent!) der von der Bank of America in der Zeit vom 2. bis 7. Juli befragten internationalen Fondsmanager davon ausgeht, dass es sich beim derzeitigen Anstieg der Inflation um ein vorübergehendes Phänomen handeln dürfte.
In die Stärke verkauft
Die von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren sind dem jüngsten DAX-Anstieg mehrheitlich allerdings nicht gefolgt, sondern haben sich teilweise sogar dagegen positioniert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 14 Punkte auf einen neuen Stand von -15 gefallen. Dabei hat sich die zuletzt doch sehr starke Gruppierung neutral gestimmter Investoren um ganze 10 Prozentpunkte zu Gunsten der Aktien-Bären reduziert, der Rest des dortigen Zuwachses um 12 Prozentpunkte rekrutiert sich aus ehemaligen Optimisten. Offenbar traut man dem DAX auf dem derzeitigen Niveau keine nachhaltigen Fortschritte mehr zu und versucht sich – wie bereits über weite Strecken während des zweiten Quartals – mit aktuell hohen Einstiegsniveaus auf der Short-Seite.
Eine völlig entgegengesetzte Entwicklung müssen wir indes bei den Privatanlegern feststellen. Deren Börse Frankfurt Sentiment-Index befestigt sich nämlich wieder um 8 Punkte auf einen neuen Stand von +4. Dieser Umschwung dürfte im Wesentlichen auf eine zuletzt recht aktive, eher kurzfristig orientierte Gruppe von Investoren zurückzuführen sein, denen offenbar in der vergangenen Woche ein günstiger Kauf in die DAX-Schwäche gelungen ist. Eine Gruppe, die vermutlich 4 bis 5 Prozent aller befragten Privatanleger ausmachen dürfte. Insgesamt ergibt sich für den Rest dieses Panels – und dies zeigt der relative Sechs-Monats-Vergleich – sogar immer noch ein leicht negatives Sentiment
Heimischer Pessimismus vs. internationalem Optimismus
Damit ist zwischen den privaten und institutionellen Investoren abermals eine deutliche Stimmungskluft entstanden. Dass die institutionellen Investoren erneut auf fallende Aktienkurse setzen, ist insofern bemerkenswert, als sich die internationalen Fondsmanager in der BofA-Umfrage gegenüber Aktien der Eurozone richtig aufgeschlossen gezeigt haben. Immerhin gaben netto 45 Prozent (+4) der befragten Vermögensverwalter an, dort in Aktien übergewichtet zu sein! Mit anderen Worten: Bis zum 7. Juli hat es hierzulande höchstwahrscheinlich keine größeren Kapitalabflüsse gegeben.
Per Saldo ist die Positionierung der heimischen institutionellen Investoren für den DAX als positiv zu betrachten. Zumal anzunehmen ist, dass die jüngsten Short-Engagements auf niedrigerem Niveau (vermutlich spätestens zwischen 15.250 und 15.300 DAX-Zählern) mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eingedeckt werden. Unklar ist allerdings, wie lange die Bären von heute warten werden, falls der DAX wider Erwarten doch noch ein höheres Aufwärtsmomentum an den Tag legen würde.
14. Juli 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 29% | 44% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +12% | -10% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.750 (+100Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -15 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -1 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 38% | 34% | 28% |
ggü. letzter Erhebung | +6% | -2% | -4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.750 (+100Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +4 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -4 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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