FRANKFURT (dpa-AFX) - Der zuletzt rekordhungrige Dax DE0008469008 leidet am Freitag unter deutlichen Gewinnmitnahmen. Um die Mittagszeit büßte der deutsche Leitindex 1,61 Prozent auf 23.042,27 Punkte ein. Auf Wochensicht entspricht das aber immer noch einem Plus von 2,2 Prozent, nachdem der Dax am Montag erstmals die Marke von 23.000 Punkten überwunden hatte.
Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Unternehmen fiel am Freitag um 2,21 Prozent auf 29.620,89 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 ging es um 0,9 Prozent bergab.
Die vergangenen Tage hatten die von den wohl künftigen Regierungsparteien Union und SPD geplanten Milliarden-Kredite für Verteidigung und Infrastruktur den Dax beflügelt. Auch der Kursrücksetzer vom Dienstag war schnell ausgebügelt. Im weiteren heutigen Handelsverlauf könnte es aber noch ungemütlicher werden. Denn am Nachmittag steht der US-Arbeitsmarktbericht auf der Agenda, der großen Einfluss auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed hat.
Laut Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners ist in den USA mit einem moderaten Stellenzuwachs und einer unveränderten Arbeitslosenquote zu rechnen. Mindestens genauso wichtig sei aber die Entwicklung der Löhne. "Zuletzt war der Anstieg bei den Löhnen steil. Und ein schnelles und starkes Lohnwachstum könnte die Fed noch länger von weiteren Zinssenkungen abhalten", schrieb er.
Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) können die Börsen in nächster Zukunft wohl wenig Rückenwind erwarten. Diese hatte am Donnerstag zwar ihren Leitzins wie erwartet ein weiteres Mal gesenkt. Weil die Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump die Teuerung anheizen könnten, warnen manche Notenbanker aber vor zu weitgehenden Senkungen. Ökonomen gehen daher davon aus, dass die EZB im April eine Zinspause einlegen könnte.
Am deutschen Aktienmarkt dominierten vor dem Wochenende Kursverluste. Der Aktienkurs von Bayer DE000BAY0017 brach um 10 Prozent ein. Der hoch verschuldete Konzern will sich auf der Hauptversammlung das Recht auf eine umfangreiche Kapitalbeschaffung einräumen lassen. Anleger befürchten nun eine massive Verwässerung ihrer Anteile.
Unter anderem gerieten Infrastrukturtitel wie Siemens Energy DE000ENER6Y0, Hochtief DE0006070006 und Bilfinger DE0005909006, die zuletzt deutlich von den geplanten deutschen Milliarden-Krediten profitiert hatten, mit Abschlägen von mehr als 6 Prozent unter Druck.
Überwiegend etwas besser hielten sich die jüngst ebenfalls gefragten Rüstungsaktien: Rheinmetall DE0007030009 und Renk DE000RENK730 gaben um 2 beziehungsweise 0,4 Prozent nach. Dagegen büßten Hensoldt DE000HAG0005 am MDax-Ende 6,7 Prozent ein. Hier belastete auch eine Abstufung des Analysehauses Kepler Cheuvreux. Die gigantischen Aufrüstungspläne in Europa hätten zweifellos gute Gründe geliefert, auf einen Umsatzschub für den Spezialisten für Rüstungselektronik zu setzen, schrieb Experte Aymeric Poulain. Das Tempo, in dem die Aktien die Zukunft vorwegnähmen, sei aber gefährlich hoch. Die Aktien seien inzwischen "zu heiß, um sie zu halten".
Auch Autotitel litten unter Gewinnmitnahmen, die allerdings unterschiedlich hoch ausfielen. Am Vortag hatte die Branchenstimmung noch davon profitiert, dass Trump im Zollstreit mit Mexiko und Kanada einen einmonatigen Aufschub zumindest für US-Autohersteller gewährte. Zuletzt erweiterte Trump diese Ausnahme auf alle Auto-Einfuhren aus den beiden Nachbarländern, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen. Das gilt auch für Zulieferer.
BMW DE0005190003 zählte mit minus 3,5 Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Am Markt wurde auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters verwiesen, wonach der Münchener Autobauer davon ausgehen soll, dass seine in Mexiko für den US-Markt produzierten Fahrzeuge nicht unter diese Regelung fallen und deshalb mit Einfuhrzöllen von 25 Prozent belegt werden. Dagegen halte es Konkurrent Volkswagen DE0007664039 (VW) für wahrscheinlich, von dieser Regelung zu profitieren, hieß es in dem Bericht weiter. Dementsprechend verloren die VW-Titel lediglich 0,9 Prozent./gl/mis
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
No news available