FRANKFURT (dpa-AFX) - Ohne die US-Märkte als Impulsgeber ist es an der Börse hierzulande am Donnerstag recht ruhig geblieben. Konjunkturdaten aus der Eurozone bewegten kaum. In den USA blieb die Wall Street wegen des Thanksgiving-Feiertags geschlossen. Am Freitag wird dort zudem nur verkürzt gehandelt.
Im umsatzschwachen Marktumfeld gelang dem Dax DE0008469008 kurzzeitig der Sprung über die psychologisch wichtige Hürde von 16 000 Punkten. Allerdings kam der Leitindex rasch wieder zurück und schloss letztlich 0,23 Prozent höher auf 15 994,73 Punkten. Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Unternehmen gab um 0,13 Prozent auf 26 101,25 Zähler nach. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 EU0009658145 gewann 0,21 Prozent auf 4361,32 Zähler. Die Länderbörsen in Paris und London stiegen ebenfalls moderat.
Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone verbesserte sich im November laut dem Einkaufsmanagerindex von S&P Global überraschend deutlich. Ökonomen rechnen dennoch mit einem Abrutschen der Euro-Wirtschaft in eine Rezession.
"Die Börse wartet nun auf die Nachrichten zum Shopping-Wahnsinn on- und offline, der spätestens mit dem morgigen Black Friday in den USA losgetreten wird oder eben auch nicht", sagte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Die positive Dynamik an den Aktienmärkten dürfte sich ihm zufolge wahrscheinlich fortsetzen, wenn die Händler mit dem vorweihnachtlichen Stimmungstest zufrieden seien und größere Umsatzrückgänge über das Wochenende ausblieben.
Unter den Einzelwerten gingen die Blicke vor allem in Richtung SAP DE0007164600. Die Aktien des Software-Anbieters legten um 1,0 Prozent zu. Die Deutsche Börse will im Frühjahr die sogenannte Kappungsgrenze für die Unternehmen im Dax, MDax, SDax DE0009653386 und TecDax DE0007203275 von 10 auf 15 Prozent anheben. Das soll unter den Investoren die Aufmerksamkeit für die Großkonzerne erhöhen. Außerdem soll verhindert werden, dass Unternehmen an andere Börsen abwandern, wie im Frühjahr der Industriegashersteller Linde <IE00BZ12WP82>.
Nach derzeitigem Stand ist diese Änderung vor allem für SAP positiv. Die Aktie, die im bisherigen Jahresverlauf um fast 50 Prozent gestiegen ist, hat eigentlich ein Index-Gewicht von mehr als zehn Prozent. Doch hier wird bislang regelmäßig gekappt und damit alles, was über 10 Prozent ist, nicht berücksichtigt. Mit der anstehenden Änderung müssen Fonds bald SAP-Anteile kaufen, um die Gewichtungen in ihren Portfolios aufrechtzuerhalten. Das dürfte am Markt für zusätzliche Nachfrage nach den Papieren des Software-Entwicklers sorgen.
Die Rheinmetall-Papiere DE0007030009 gaben als einer der schwächsten Dax-Werte um 1,9 Prozent nach. Hensoldt DE000HAG0005 sanken im MDax um 2,5 Prozent. Hier belastete ein Bericht der "Augsburger Allgemeinen". Demnach hat das Bundesfinanzministerium nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts auch das Verteidigungsministerium mit einer Sperre für Mittel aus dem Sondervermögen Bundeswehr belegt, hieß es. Das Finanz- und das Verteidigungsministerium dementierten dies.
Die rote Laterne im Index der mittelgroßen Unternehmen hielt Kion DE000KGX8881 mit minus 2,6 Prozent. Die Investmentbank Stifel strich ihre Kaufempfehlung für die Aktie des Lagertechnik-Herstellers. Wie Analyst Alexander Koller schrieb, sind die Kunden derzeit kaum geneigt, E-Commerce-Investitionen zu tätigen. Profiteure der gegenwärtigen Entwicklung dürften die Anbieter von industriebezogener Lagerlogistik sein, weniger die von konsumbezogenen Services.
Synlab <DE000A2TSL71> stiegen um 2,0 Prozent auf 11,06 Euro und erreichten ein Zehn-Monats-Hoch. Laut einer Stimmrechtsmitteilung sicherte sich Paul Singer über seine Investmentgesellschaft Elliott Zugriff auf 6,5 Prozent der Synlab-Anteile. Singer ist dafür bekannt, Anteile an Unternehmen zu erwerben, die - wie der Labordienstleister aus dem SDax - vor einer Komplettübernahme stehen. In einem sogenannten Zwangsabfindungsverfahren (Squeeze-out) hofft er damit, einen höheren Preis herauszuschlagen. Bei Synlab strebt der Finanzinvestor und Großaktionär Cinven die Komplettübernahme an und will für die noch ausstehenden Aktien zehn Euro pro Stück zahlen.
Der Euro EU0009652759 kostete am frühen Abend 1,0906 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0900 (Mittwoch: 1,0911) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9174 (0,9165) Euro.
Am Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,59 Prozent am Vortag auf 2,60 Prozent. Der Rentenindex Rex DE0008469107 fiel um 0,06 Prozent auf 124,02 Punkte. Der Bund-Future DE0009652644 sank um 0,46 Prozent auf 130,60 Zähler./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
No news available