Der Anstieg der US-Rendite wurde in der zweiten Wochenhälfte ausgebremst. Der Rückgang der Kerninflation in den USA nährt Hoffnungen auf Zinssenkungen. Doch Experten bleiben vorsichtig: Politische Entscheidungen könnten die Richtung schnell wieder ändern.
17. Januar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Renditeanstieg an den Anleihemärkten hatte sich zu Beginn der laufenden Woche zunächst weiter fortgesetzt. Im Hoch kletterten die zehnjährigen US-Treasuries auf rund 4,80 Prozent. Innerhalb von drei Monaten sind die Renditen damit um mehr als einen Prozentpunkt gestiegen. Zur Wochenmitte drehte sich das Blatt aber und es kam zu einem deutlichen Rückgang der Rendite auf unter 4,60 Prozent. Ausschlaggebend dafür waren Marktreaktionen auf die Inflationsdaten in den USA.
Hoffnung auf baldige Zinssenkung
„Die US-Konsumentenpreisdaten für Dezember haben den Rentenbären vorerst den Wind aus den Segeln genommen“, konstatieren die Analysten der LBBW. Vor allem der überraschende Rückgang der von der US-Notenbank besonders beachteten Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) von 3,3 auf 3,2 Prozent nährte die Hoffnung auf weitere Lockerungen der Fed. „Aktuell spekulieren die Marktteilnehmer wieder in Richtung Zinssenkung“, erklärt Rentenhändler Klaus Stopp von der Baader Bank. Dies könne sich je nach Datenlage aber auch schnell wieder ändern. Die LBBW-Experten halten einen Zinsschritt im laufenden Quartal für „wenig wahrscheinlich“, weshalb auch die Aussichten für einen länger anhaltenden Kursaufschwung am US-Staatsanleihemarkt (sinkende Renditen) „eher gedämpft“ seien.
Was macht der neue US-Präsident?
In der kommenden Woche blicken die Börsianer gebannt auf die am Montag anstehende Amtseinführung von Donald Trump. Ob es zu einer deutlichen Entspannung an den Anleihemärkten kommt, hängt nach Meinung der Helaba-Strategen von den Entscheidungen des neuen US-Präsidenten ab. „Schürt er Inflationserwartungen oder Sorgen vor einer weiter steigenden Staatsverschuldung, dürfte sich die Stimmung der Anleger schnell wieder eintrüben“. Die Kollegen der LBBW sehen das genauso, haben aber noch ein anderes Szenario auf dem Schirm: „Sollte Trump seine Zollpläne tatsächlich mit weniger Wucht umsetzen als im Wahlkampf angedroht, dann könnte dies die Inflationssorgen der Anleger neuerlich dämpfen“.
Hilfreicher Blick auf den Chart
Aus Sicht der Charttechnik ist die zehnjährige US-Rendite in dieser Woche an ihrem Langfristwiderstand bei 4,74 Prozent gescheitert, wie Marcel Mußler analysiert. Die anschließenden „Gegenrallye“ werde zwar „keine Einbahnstraße bleiben“, die Entwicklung zeige aber, „dass der Inflationstag am Mittwoch keine Eintagsfliege war“. Eine mittelfristige Trendwende zeichne sich aber derzeit noch nicht ab. Dafür müsse der „noch sehr weite mittelfristige Aufwärtstrend“ bei 4,36 Prozent nachhaltig gebrochen werden. Bei einem Rückfall unter ein Vorgängerhoch bei 4,643 Prozent sei aber zumindest ein Test der „Major-Unterstützung“ bei 4,52 Prozent denkbar. Dieses Niveau haben auch die LBBW-Spezialisten im Auge. „Bearishe Übertreibungstendenzen, welche ‚im Banne der 5 Prozent-Marke‘ entstanden waren, könnten nun korrigiert werden, was die 10-jährige US-Benchmark-Rendite unseres Erachtens in Richtung 4,50 Prozent nach unten drücken könnte“
„Investments zur Streuung der Anleihebestände“
Bei deutschen Anleihen herrscht laut Stopp im Segment der Corporate Bonds vor allem am langen Ende ein „starkes Interesse von Kleinanlegern“. Gekauft werden die jeweils in 1.000er Stückelung angebotenen Anleihen von Porsche (XS2802892054), E.On (XS2791960664), MTU (XS2887896574), Lufthansa (XS2892988192), Fraport (XS2832873355) und Deutsche Post (XS2784415718). Die Papiere werfen bei Laufzeiten von sechs und mehr Jahren aktuell Renditen zwischen 3,3 und 4,0 Prozent ab. Stopp spricht hier von „klassischen Investments zur Streuung der Anleihebestände“.
Von Thomas Koch, 17. Januar 2025, © Deutsche Börse
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
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