Immer mehr Fondsgesellschaften legen jetzt aktive ETFs auf. Das in diesen neuartigen ETFs investierte Vermögen steigt rasant – auch aufgrund überzeugender Renditen.
21. Januar 2025, München (ETF Magazin): Die Welt der ETFs wird von passiven Fonds dominiert. Sie ermöglichen schnellen und kostengünstigen Zugang zu ganzen Märkten, indem sie einen Index nachbilden. Doch ein neuer ETF-Typ gewinnt zunehmend an Bedeutung: aktive ETFs. Diese Fonds kombinieren die Kostenvorteile und die Transparenz klassischer ETFs mit einer aktiven Anlagestrategie. „Noch ist ihr Marktanteil noch überschaubar. Doch das Segment wächst dynamisch“, berichtet Barbara Claus, Analystin der Fondsratingagentur Scope. Allein in den vergangenen zwölf Monaten stieg das verwaltete Vermögen aktiver ETFs in Deutschland um rund 50 Prozent – aus guten Gründen.
Während traditionelle, passive ETFs einen Referenzindex – wie den DAX oder den S&P 500 – nachbilden, ähneln aktive ETFs traditionellen, aktiv gesteuerten Investmentfonds. Sie verfolgen eine bestimmte Strategie, reagieren auf Marktentwicklungen und gewichten einzelne Werte gezielt über oder unter. Meist ist das Ziel, etwas besser abzuschneiden als der zugrunde liegende Markt. Doch es gibt auch andere Gründe. So bietet etwa BNP Paribas aktive ETFs vor allem deshalb an, weil diese Konstruktion mehr Möglichkeiten bietet, Nachhaltigkeitsaspekte (ESG) zu berücksichtigen.
Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied zwischen traditionellen (passiven) ETFs und aktiven ETFs. So enhält ein passiver ETF auf den S&P-500-Index die 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA und gewichtet sie entsprechend ihrer Marktkapitalisierung. Ein aktiver ETF für US-Standardaktien gewichtet dagegen Aktien einiger Unternehmen höher. Weniger attraktive Titel werden geringer als im Index gewichtet oder sogar ganz entfernt. So finden sich etwa in den aktiven US-Aktien-ETFs von J.P.Morgan oder Fidelity nurgut 200 Werte. Diese Abweichungen können sich positiv auf die Rendite aktiver ETFs auswirken.
Gleichzeitig profitieren sie von den Stärken der ETFStruktur: „Aktive ETFs vereinen die Vorteile klassischer aktiver Fonds wie die Chance auf Outperformance mit den Vorteilen von ETFs wie Kosteneffizienz, Transparenz oder fortlaufende Handelbarkeit“, erklärt Analystin Claus. Die jährlichen Gebühren traditioneller passiver ETFs liegen oft unter 0,1 Prozent. Aktive ETFs kosten in der Regel etwas mehr, sind aber deutlich günstiger als traditionelle, aktiv gemanagte Investmentfonds, die oft Kosten von 1,5 Prozent oder mehr haben. Die jährlichen Kosten der von Scope betrachteten aktiven ETFs liegen zwischen 0,04 Prozent und 0,98 Prozent. Aktive Aktien-ETFs verlangen durchschnittlich 0,47 Prozent pro Jahr, aktive Renten-ETFs 0,27 Prozent. Mischfonds im Mantel eines aktiven ETFs kosten im Durchschnitt 0,38 Prozent jährlich.
Rasant wachsendes Angebot:
Immer mehr Fondsgesellschaften springen auf den Zug auf. Fortlaufend kommen neue Anbieter aktiver ETFs auf den Markt, sowohl kleine als auch große Fondsgesellschaften. Allein im Oktober starteten Janus Henderson, Robeco, American Century und FairOaks mit aktiven ETFs. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 20 Anbieter aktiver ETFs. Bislang dominieren jedoch wenige Große den Markt. J.P. Morgan Asset Management kontrolliert mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens in aktiven ETFs in Deutschland. Auch andere Fondsriesen wie Amundi, Fidelity und PIMCO spielen vorne mit und verwalten jeweils zwischen zehn und elf Milliarden Euro Vermögen.
Bemerkenswert ist dabei nicht nur die Dominanz weniger Anbieter, sondern auch die Konzentration des verwalteten Vermögens auf wenige ETFs. Rund drei Viertel des Gesamtvolumens verteilen sich auf nur zehn ETFs, von denen jeder ein Volumen von einer Milliarde Euro oder mehr hat. Daneben gibt es viele relativ kleine ETFs. Von den Ende September an Xetra gehandelten 160 aktiven ETFs hatten nur 42 ein Volumen von mehr als 100 Millionen Euro – eine Schwelle, die in der Branche als bedeutend gilt, um das Vertrauen institutioneller Anleger zu gewinnen.
Gute Rendite:
Eine Stärke der aktiven ETFs ist ihre oft überzeugende Performance. Laut Scope haben mittlerweile 22 aktive ETFs eine Historie von mehr als fünf Jahren. Gut die Hälfte dieser ETFs trägt ein Top-ScopeRating (A oder B). Kein einziger dieser ETFs wurde mit der schlechtesten Bewertung (E) klassifiziert. Scope hebt die Fonds von J.P. Morgan hervor, die in den Kategorien „Aktien Nordamerika“ und „Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt“ starke Leistungen zeigten. Der inzwischen mehr als zehn Milliarden Euro schwere JPM US Research Enhanced Index Equity ESG ETF erzielte im letzten Jahr eine Wertsteigerung von 38 Prozent. Damit war der ETF leicht besser als der US-Aktienmarkt und deutlich besser als die meisten aktiven Fonds in seiner Vergleichsgruppe.
Auf der Zinsseite sticht der PIMCO Euro Short Maturity ETF hervor. Der auf kurzlaufende Euro-Anleihen fokussierte ETF kommt auf ein Fondsvolumen von zwei Milliarden Euro und eine Wertsteigerung von 4,9 Prozent im vergangenen Jahr. Auch der Lyxor Smart Overnight Return ETF schaffte es mit seinem Volumen von fast fünf Milliarden Euro in die Liste der Top-10-ETFs. Dieser Geldmarktfonds erzielte eine stabile Rendite von vier Prozent im letzten Jahr.
Der Vertrieb aktiver ETFs gestaltet sich nach Einschätzung von Scope dennoch schwierig. Viele Banken und Berater würden weiterhin am liebsten klassische, aktiv gemanagte Fonds verkaufen, da diese durch Ausgabeaufschläge und Bestandsprovisionen für den Vertrieb lukrativer sind. Bei aktiven ETFs fehlen diese Anreize. Das erkläre, warum der neue ETF-Typ vor allem bei Großanlegern und Selbstentscheidern ankommt.
Trotz des zuletzt starken Volumenwachstums bleibt denn auch der Marktanteil aktiver ETFs im ETF-Bereich gering. Das von Scope zum Stichpunkt Ende August berechnete Vermögen der aktiven ETFs von 42 Milliarden Euro entspricht nur rund zwei Prozent des gesamten ETF-Volumens von fast zwei Billionen Euro. Da bleibt noch viel Luft nach oben. Trotz der Herausforderungen im Vertrieb erwarten die Scope-Analysten jedoch, dass die junge ETF-Kategorie aus ihrer Nische herauswachsen und in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird.
INTERVIEW IGNACIO DE LA MAZA:
Warum startet ein traditionelles Fondshaus mit aktiven ETFs? Das erklärt der Chef der EMEA & LatAm Client Group der amerikanischbritischen Fondsgesellschaft Janus Henderson Investors.
Von ULI KÜHN, Januar 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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