In der Krise greift so mancher zu Gold- und Goldminenfonds, außerdem sind die lange ignorierten Geldmarktfonds plötzlich wieder beliebt. Sehr viel geht weiter in Immobilienfonds.
23. März 2023 FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Zickzackkurs an den Börsen mit großen Ausschlägen nach unten und oben hinterlässt im Fondshandel nicht viele Spuren. „Es war weniger turbulent, als man denken könnte“, berichtet Jan Duisberg von der ICF Bank. „An den Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung hat sich ja auch nichts geändert.“ Insgesamt bleibe das Umfeld für Aktien konstruktiv.
„In den großen Bewegungen hatten wir viel zu tun“, erklärt Matthias Präger von der Baader Bank. Insgesamt seien die Umsätze aber nur leicht überdurchschnittlich gewesen. Der DAX war Anfang März noch auf 15.703 Punkte geklettert, mit der Pleite der Silicon Valley Bank und der Krise der Credit Suisse stürzte der Index dann bis auf 14.600 Zähler ab. Am Donnerstagmorgen sind es aber schon wieder 15.200 Punkte. „In Europa ist die Bankenkrise schon wieder abgehakt“, meint Duisberg.
Parken bevorzugt
Eher ungewöhnlich war das Interesse an Geldmarktfonds – offenbar werden Gelder lieber geparkt statt investiert. „Das sehen wir nicht oft“, stellt Präger fest. Zuflüsse meldet er für den Allianz Geldmarktfonds Spezial (<DE0008476276>) und den BGF US Dollar Reserve (LU0006061419).
Ebenfalls ungewöhnlich: das große Interesse an Gold- und Goldminenfonds. Der Goldpreis war im Zuge der Bankenkrise bis auf knapp 2.000 US-Dollar gestiegen, jetzt sind es immer noch 1.975 US-Dollar. „Besonders im Anstieg war die Nachfrage da. Jetzt ist es wieder ruhiger“, erklärt Präger. In den Portfolios landete beispielsweise der BGF World Gold Fund (LU0055631609), aber auch der HANSAgold (DE000A0NEKK1). Der Letztere bildet als Rohstofffonds den Goldpreis ab. Dafür legt er bis zu 30 Prozent seines Vermögens in physischem Gold an und investiert außerdem in Gold-ETCs, aus Diversifikationsgründen gegebenenfalls auch ergänzt um Silber- und andere Edelmetall-Verbriefungen.
„In Rentenfonds herrschte Abgabedruck“, erklärt Duisberg außerdem. Betroffen sei etwa der Pioneer Euro Gov Bond (AT0000856026). Das Interesse an Mischfonds bleibt unterdessen unverändert: Duisberg zufolge ist der Flossbach von Storch Multiple Opportunities (LU0323578657) weiter ein absoluter Renner. „Bei unseren Umsätzen steht der immer weit oben.“ Kund*innen der Baader Bank setzen weiter auf den ARERO - Der Weltfonds (LU0360863863).
Duisberg
CoCo-Bonds als Krisenopfer.
Stark ausgewirkt hat sich der Zusammenbruch der Credit Suisse auf Fonds, die CoCoBonds im Portfolio halten. Denn im Zuge der Rettung der Bank wurden die auch als AT1 bezeichneten Papiere (Additional Tier 1) im Wert von rund 16 Milliarden Franken auf Null gesetzt. Bei den AT1-Bonds handelt es sich um langlaufende, nachrangige Anleihen von Finanzinstituten mit meist festem Kupon, die bei einem bestimmten Ereignis automatisch in Eigenkapital umgewandelt werden oder komplett ausfallen. Die Anlageklasse war nach der Finanzkrise geschaffen worden, damit Investor*innen – und nicht Steuerzahler*innen – für die Kosten einer Insolvenz aufkommen. „Im Falle der Credit Suisse ist es nun sogar so, dass AT1-Inhaber nicht nur am Ende der Schlange der Anleihegläubiger stehen, sondern sich sogar noch hinter den Aktionären einreihen müssen“, erklärt Morningstar. Das Analysehaus hat eine Liste mit den am stärksten betroffenen Fonds zusammengestellt: https://www.morningstar.de/de/news/233220/fonds-mit-höchstem-engagement-in-at1-anleihen-der-credit-suisse.aspx
Nachhaltiges kommt weiter gut an
Das Geschäft mit Aktienfonds verläuft unauffällig: Präger berichtet von Käufen des Concentra von Allianz Global Investors, der auf deutsche Large Caps setzt (DE0008475005). Auf den Verkaufslisten stünden hingegen der Threadneedle European Smaller Companies (LU1864952335), der DWS Deutschland (DE0008490962) sowie die beiden international investierenden Fonds DWS Top Dividende (DE0009848119) und Deka-Globale Aktien LowRisk (LU0851807387).
Als „mittelmäßig“ bezeichnet Präger die Umsätze mit Asienfonds. Auch hier dominierten Abgaben. Anleger*innen trennen sich etwa vom Baring Hong Kong China (IE0000829238) und vom JPMorgan China (LU0051755006). Beide waren im Januar extrem gut gelaufen, mussten die Gewinne aber wieder komplett abgeben und notieren seit Jahresanfang gerechnet im Minus.
Beliebt bleibt alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat: Kund*innen der ICF setzen zum Beispiel gerne auf den DKB Nachhaltigkeitsfonds Klimaschutz (LU0117118124). Ebenfalls beliebt: der DWS SDG Global Equities (DE0005152466). Der setzt auf Aktien von Unternehmen, die von ausgewählten Trends profitieren oder einer Branche angehören, die direkt oder indirekt zu den Sustainable Development Goals beiträgt, den UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung.
Praeger
Immobilienfonds: Viele Abgaben
Sehr viel Umsatz meldet Duisberg für Immobilienfonds – und zwar vor allem Verkäufe. „Allerdings finden sich oft wieder Käufer, die Kurse sind jedenfalls nicht dramatisch eingebrochen.“ Abgaben überwögen im Grundbesitz Europa (DE0009807008) und Grundbesitz Global (DE0009807057). Wieder mehr Handel sieht er im zuvor illiquideren UniImmo Global (DE0009805556), Käufe und Verkäufe im Deka-ImmobilienGlobal (DE0007483612). Klare Kursverluste gab es im Fokus Wohnen Deutschland (DE000A12BSB8). „Hier wird wohl eingepreist, dass der Wohnungsbestand wegen der Energiewende renoviert werden muss.“
Februar: Nachlassende Fondskäufe
Wie Morningstar meldet, nahmen die Fondsanleger*innen im Februar nach dem sehr positiven Jahresauftakt den Fuß vom Gas. Langfristige Fonds (aktiv und passiv) mit Sitz in Europa verzeichneten Nettomittelzuflüsse in Höhe von 21,7 Milliarden Euro – weniger als die Hälfte des im Januar verzeichneten Vermögens. Aktienfonds sammelten 7,7 Milliarden Euro ein, besonders gut an kamen globale Schwellenländeraktienfonds. Anleihefonds setzten ihre positive Dynamik fort und verzeichneten einen Nettoabsatz von 17,3 Milliarden Euro, der Großteil floss in Fonds mit Anleihen fester Laufzeit. Mischfonds verloren 1,9 Milliarden Euro, Geldmarktfonds 4,2 Milliarden Euro. Rohstofffonds kamen dagegen auf Nettomittelzuflüsse in Höhe von 421 Millionen Euro. Mehr dazu: www.morningstar.de/de/news/233305/kapitalflüsse-am-fondsmarkt-bleiben-positiv-lassen-aber-nach.aspx
von: Anna-Maria Borse, 23. Februar 2023, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Journalistin und Moderatorin mit den Schwerpunkten Börse, Wirtschaft und Finanzen.
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