Inzwischen drückt allerlei auf die Aktienkurse, worauf mittelfristig orientierte Anleger*innen mit einem Wechsel von long auf short reagieren. Was die Perspektive für steigende Preise leicht verbessert.
Der heutigen Erhebung zufolge haben etliche der hiesigen Investor*innen von bullish auf bearish gedreht. 11 Prozent der Profis sind aus Aktien raus gegangen und 9 Prozent auf die Short-Seite gewechselt. Aus Sicht von Joachim Goldberg haben sie die Zwischenhochs genutzt, ihre Positionen mindestens neutral, wenn nicht mit Gewinn, aufzulösen. Angesichts steigender Anleiherenditen, schlechter ökonomischer Daten und der geopolitischen Krise erstaunt das den Verhaltensökonom nicht. Private haben sich in dieselbe Richtung bewegt, aber in geringerem Ausmaß. Die Sentiment-Indizes stehen bei +5 und +18 Punkten.
Goldbergs Fazit: der niedrigere Optimismus der Institutionellen verbessere die Ausgangslage für steigende Kurse. Mit einem Einwand: relativ betrachtet sei für einen Weg nach oben noch einiges an störendem Optimismus im Markt. An der Unterseite hätte sich aber die Lage gebessert: Ab 15.000 Punkten könnten Gewinnmitnahmen eine Abwärtsbewegung bremsen.
18. Oktober 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Dass der DAX, nachdem er seit unserer vergangenen Stimmungserhebung zunächst weiteren Boden gut machen konnte, dann doch zeitweise bis zu 3 Prozent an Wert verlor, sollte angesichts der geopolitischen Ereignisse nicht verwundern – zumindest auf den ersten Blick. Aber es sind wahrscheinlich nicht die schrecklichen Nachrichten aus dem Nahen Osten, die das Börsengeschehen hierzulande maßgeblich beeinflussen. Vielmehr scheint die Entwicklung des DAX in erster Linie von der derjenigen der Anleiherenditen sowohl in den USA als auch hierzulande abhängig zu sein, wenn man einmal die jüngsten entsprechenden Kursentwicklungen betrachtet. So hat das Börsenbarometer zu Anfang unseres Berichtszeitraums tatsächlich von den zunächst sinkenden Anleiherenditen profitiert, ist aber mit deren anschließendem Anstieg während der vergangenen Handelstage letztlich deutlich unter Druck geraten.
Dazu dürften aber zusätzlich auch die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont beigetragen haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 20 Punkte kräftig gefallen und steht jetzt bei +5. Gründe für diese nicht ganz unerwarteten Verkäufe hat es sicher einige gegeben – ein gewichtiger dürfte „Gewinnmitnahmen“ gelautet haben.
Komfortable Ausgangssituation
Aber auch die Tatsache, dass bestimmt viele Optimisten ihre alten Einstandspreise zwar ohne Gewinn, aber immerhin verlustfrei wieder erreicht haben, hat zu diesem Stimmungswandel beigetragen. Dabei ist bemerkenswert, dass mehr als 80 Prozent der ehemaligen Bullen direkt zu den Bären gewandert sind, mithin also ihre Positionen um 180 Grad gedreht haben. Vermutlich auf deutlich höherem DAX-Niveau als heute.
Auch bei den Privatanlegern gab es – wenn auch in viel geringerem Umfang – eine Stimmungsverschlechterung: Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist um 5 Punkte auf einen neuen Stand von +18 gefallen. Für diesen Mini-Umschwung scheint eine kleine Gruppe besonders aktiver Trader verantwortlich, die ebenfalls von bullish direkt auf bearish umgeschaltet haben; allerdings macht diese Gruppe nur 2 Prozent aller Befragten aus.
Viel spricht für Seitenwechsel
Mit der heutigen Befragung wird deutlich, dass sich vor allem ein Teil der institutionellen Investoren rühmen darf, alles richtig gemacht zu haben. Präsentierte sich der Appetit auf Short-Positionen in der Vorwoche noch vergleichsweise bescheiden, sprachen nun, nachdem zwischenzeitlich endlich auch die Performance wieder gestimmt hat, die meisten makroökonomischen, aber auch geopolitischen Gründe für bearishe Engagements.
Allerdings hat sich die Stimmungskluft zwischen institutionellen und Privatanlegern mittlerweile wieder deutlich vergrößert, wobei bei Letzteren vor allen Dingen auffällt, dass selbst der anfängliche Anstieg des DAX in der vergangenen Woche offenbar nicht zu Positionsglattstellungen bei den Optimisten unter ihnen (wegen der schlechten Einstandspreise?) geführt hat.
Unter dem Strich hat der gesunkene Optimismus bei den institutionellen Investoren zu einer verbesserten Ausgangslage beim DAX beigetragen. Allerdings bleibt ein kleiner Wermutstropfen. Zwar ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index mit der heutigen Befragung nicht allzu weit vom neutralen Bereich entfernt, aber in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate ist der verbliebene Optimismus immer noch recht deutlich sichtbar, wenngleich er keineswegs als überbordend zu bezeichnen ist. Immerhin hat sich die Nachfragesituation durch etwaige Gewinnmitnahmen der jüngsten bearishen Engagements an der Unterseite (vermutlich knapp unterhalb von 15.000 Zählern) verbessert, so dass auch bei weiteren Verkäufen – insbesondere aus dem Ausland – Tür und Tor an der Unterseite nicht mehr ganz so weit offenstehen.
18. Oktober 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 43% | 38% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | -11% | +9% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.250 (-150 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +5 Punkte (-20 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 50% | 32% | 18% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +3% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.250 (+150Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +18 Punkte (-5 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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