Auf den freundlichen und ruhigen Markt reagieren Anlegerinnen und Anleger mit Pessimismus. Man warte auf einen Knall, vermutet Goldberg.
Auf einen spürbar ruhigeren Markt reagieren hiesige Investor*innen mit anhaltendem und neuem Pessimismus. Die Vola sinkt, die Preise bleiben oben und von den privaten Anlegern drehen 9 Prozent von long auf short. Deren Sentiment-Index fällt auf -14 Punkte. Die Profis waren vorher schon auf der skeptischen Seite. Weil einige Bären glattstellen, steht die Stimmung dieser Gruppe auch bei -14 Punkten.
"Sie warten auf den Knall", vermutet Joachim Goldberg. Die alte Regel "ruhiger Markt, geringes Risiko" scheine nicht mehr zu greifen, sonst erwarte, dass die Volatilität plötzlich anspringen und Aktienpreise an einem einzigen Tag 3 bis 4 Prozent an Wert verlieren könnten. Schnelle Gewinne, der Verhaltensökonom rechnet nach unten schon ab 15.350/400 mit Nachfrage. Deswegen bleibt die verhaltenstechnische Lage günstig für die Long-Seite.
26. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nein, wir befinden uns nicht in einer Feiertagswoche, auch wenn das meinen könnte, so ruhig, wie es derzeit an den Märkten zugeht. Seit Ostern ist nicht nur die Volatilität beim DAX geschrumpft, denn die Handelsspanne hat sich seit unserer vergangenen Stimmungserhebung ein weiteres Mal, wenn auch nur marginal, auf rund 1,3 Prozent verringert. Immerhin konnte das Börsenbarometer während dieses Zeitraums ein neues Jahreshoch verbuchen, das aber ebenfalls nur marginal höher als sein Vorgänger ist. Unter dem Strich bleibt allerdings ein Wochenminus von rund 0,8 Prozent hängen.
Diese Ruhephase ist allerdings auch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Denn wie in der vergangenen Woche veröffentlichten monatlichen Umfrage der Bank of America offenbar wurde, haben sich die internationalen Fondsmanager fast unbemerkt aus Aktien der Eurozone zurückgezogen: Nachdem bei der März-Umfrage noch netto 19 Prozent von ihnen angaben, dort übergewichtet zu sein, wurde diese Präferenz nunmehr (6. bis 13. April) bis auf ein winziges Plus von einem Prozent abgebaut. Und das ohne sichtbare Auswirkung beim DAX!
Unterdessen hat sich an der pessimistischen Mehrheit unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche nicht allzu viel geändert. Zwar hat sich das Lager der Pessimisten um 4 Prozentpunkte vermindert, aber auch die Bullen verloren ein paar Mitglieder (minus 1 Prozentpunkt), so dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 3 Punkte auf einen neuen Stand von -14 gestiegen ist.
Wette auf den schnellen Absturz
Wesentlich beachtlicher ist die Stimmungsentwicklung bei den Privatanlegern. In diesem Panel gab es nämlich einen deutlichen Umschwung, so dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um satte 18 Punkte auf einen neuen Stand von -14 gefallen ist. Tatsächlich haben 9 Prozent aller Befragten ihre Meinung (und damit ihre Positionen) um 180 Grad von bullish auf bearish gedreht, so dass der Sentiment-Index auf den niedrigsten Stand seit dem 21. September 2022 gefallen ist. Damals hatte die Mehrheit der Privatanleger übrigens den richtigen Riecher, denn der DAX verlor seinerzeit alleine in der darauffolgenden Woche rund 5 Prozent an Wert.
Mit der heutigen Befragung ist nun die Stimmung privater und institutioneller Investoren fast wieder deckungsgleich – bei Letzteren ist die Polarisierung zwischen Bullen und Bären allerdings geringfügig niedriger ausgeprägt. Allerdings sind die Bären bislang noch nicht so richtig auf ihre Kosten gekommen, aber die Motivation für diese Positionierungen ist durchaus verständlich. Alleine schon die seit Wochen niedrige Volatilität mag von vielen Akteuren als Warnsignal aufgefasst werden. Offenbar möchte man sich mehrheitlich nicht gerne auf die in solchen Fällen oft bemühte Regel: „ruhiger Markt, geringes Risiko“ verlassen.
… um wieder einzusteigen
Vielmehr befürchtet/hofft man mancherorts offenbar, dass die Volatilität nach den fast schon verführerisch ruhigen Wochen plötzlich anspringen und der DAX dadurch naturgemäß in der Folge an einem einzigen Tag 3 bis 4 Prozent an Wert verlieren könnte. Schnelle Gewinne, die wahrscheinlich genauso schnell realisiert würden und damit das von uns in der Vorwoche angegebene mögliche Nachfrageniveau im Bereich von 15.350/400 DAX-Zählern nicht unwahrscheinlich aussehen ließen. Diese Nachfrage dürfte in erster Linie aus der Glattstellung bearisher Engagements entstehen und dem DAX insofern im Falle eines schnellen Abverkaufs zumindest vorübergehend eine Stütze bieten. Mit anderen Worten: Abgesehen von möglicherweise kurzfristigen, scharfen Rücksetzern hat sich an der insgesamt günstigen Situation für den DAX nicht allzu viel geändert. Zumindest so lange die vorgennannten internationalen Fondsmanager den Aktienmärkten der Eurozone nicht noch stärker den Rücken kehren.
26. April 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
Alle interessierten Anleger sind aufgerufen mitzumachen. Es dauert nur 15 Sekunden. Sie bekommen jeden Dienstag eine E-Mail mit einem Umfrage-Link. Die Ergebnisse der Analyse erhalten Sie per E-Mail zugesandt.
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 42% | 30% |
ggü. letzter Erhebung | -1% | -4% | +5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.730 (-130 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -14 Punkte (+4 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 30% | 44% | 26% |
ggü. letzter Erhebung | -9% | +9% | unv. |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.730 (-130 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -14 Punkte (-18 Punkt zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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