Wenig Bewegung, kaum Chancen – viele ziehen sich lieber zurück. Was Potential für weitere Kursgewinne bedeutet, wie Goldberg analysiert.
Die geringe Preisspanne seit vergangenen Mittwoch, in der sich deutsche Bluechips bewegt haben, bot wenig Einstiegschancen für alle, die bei den Gewinnen der vergangenen Woche nicht dabei waren. Unterm Strich ist die Stimmung der Profis gleich geblieben bei +17, dennoch hat sich einiges getan. 7 Prozent sind sowohl von der Long- wie der Short-Seite an die Seitenlinie gewechselt. Anders die Privaten, von denen 7 Prozent von long zu short gedreht haben. Deren Stimmung ist mit +24 Punkten dennoch leicht besser.
Relativ betrachtet wertet Joachim Goldberg die Stimmung der Profis als weniger gut. Was dem Markt nützlich sein könnte. Die Gruppe an der Seitenlinie sei mit 35 Prozent der Befragten ziemlich groß, um nach unten eine Stütze zu sein, falls die Verkäufer in diesem Jahr noch einmal als Käufer wiederkommen möchten. Ab 15.750/15.800 rechnet der Verhaltensökonom damit. Und nach oben dürften wenige Bären aktiv bremsen.
29. November 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Fast wäre es beim DAX die ruhigste Woche des Jahres geworden. Aber dann wurden kurz vor Schluss unserer heutigen Sentiment-Erhebung einige vorläufige Inflationszahlen aus Deutschland publiziert, und damit kam etwas Schwung in die Aktienmärkte. Doch trotz dieses positiven Impulses gehört die Handelsbandbreite von rund 1,2 Prozent zu den geringsten, die 2023 gemessen wurden. Natürlich kann man argumentieren, dass mit dem US-Thanksgiving-Wochenende zwangsläufig dem Marktgeschehen Dynamik entzogen wurde. Dennoch ist es auffällig, dass DAX-Rücksetzer abermals für manchen Akteur viel geringfügiger ausgefallen sind als erhofft und sich somit wieder keine gute Chance bot, irgendwie noch an der nunmehr seit Anfang November stattfindenden Rallye teilnehmen zu können. Zumal vor allem in den USA die Rahmenbedingungen – etwa weil der dortige Zinserhöhungszyklus mit zunehmender Wahrscheinlichkeit sein Ende gefunden haben dürfte – unverändert günstig erscheinen.
Angesichts dieses vergleichsweise ruhigen Marktgeschehens verwundert es nicht, dass sich an der Stimmung der von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont vordergründig nichts verändert hat. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index liegt nach wie vor bei +17.
Gewinner und Verlierer neutralisieren sich
Allerdings zeigt ein Blick hinter die Kulissen, dass sich durchaus eine Menge seit vergangenem Mittwoch getan hat. Denn die Polarisierung zwischen Bullen und Bären ist deutlich gefallen – beide Gruppen haben sich jeweils um 7 Prozentpunkte zu Gunsten der neutral gestimmten Akteure reduziert. Dass sich die Polarisierung in dieser Größenordnung verringert, kommt ausgesprochen selten vor und war zuletzt vor 17 Jahren zu beobachten. Dahinter stehen zum einen deutliche Gewinnmitnahmen bei den Bullen, denen in gleicher Zahl Bären gegenüberstehen, die angesichts des vierten wöchentlichen DAX-Anstiegs in Folge offenbar das Handtuch geworfen haben.
Bei den Privatanlegern hat es indes eine deutliche Stimmungsveränderung gegeben. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist in diesem Panel kräftig gefallen, und zwar um 15 Punkte auf einen neuen Stand von +24. Dabei scheint unter dem Strich eine besonders aktive Gruppe unter den Privatanlegern ihre Position um 180° von „bullish“ auf „bearish“ gedreht zu haben. Immerhin handelt es sich mehrheitlich um jene 7 Prozent aller Befragten, die nach profitablen Wochen – möglicherweise nur mit kleinen Positionen – ihr Glück auf der anderen Seite versuchen möchten.
Wer wiederkommt und wer wegbleibt
Mit der heutigen Befragung ist die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren deutlich geschrumpft. Bei Letzteren fällt übrigens auf, dass der Optimismus, gemessen am Börse Frankfurt Sentiment-Index, in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei Monaten auf einen Stand von knapp +7 gefallen ist und damit bereits zum vierten Mal hintereinander abgenommen hat. Damit hat sich praktisch der vorherrschende Optimismus so weit verringert, dass sich die Sentiment-technische Verfassung des DAX gegenüber der Vorwoche noch einmal verbessert hat.
Zum einen, weil die Gruppe der neutral gestimmten Akteure mit einem Anteil von 35 Prozent der Befragten groß genug ist, um dem DAX im Falle von Kursrückgängen eine ordentliche Stütze zu sein. Denn es könnte ja durchaus sein, dass die erfolgreichen früheren Bullen, die sich nun verabschiedet haben, in diesem Jahr noch einmal als Käufer wiederkommen möchten. Natürlich zu deutlich niedrigeren Kursen, als dies zurzeit möglich ist. Erste Nachfrage erwarten wir in diesem Zusammenhang im Bereich zwischen 15.750 und 15.800 DAX-Zählern.
Andererseits ist es allerdings fraglich, ob die jüngst geschundenen Bären im Falle eines Kursanstiegs auch angesichts des nahenden Jahresendes noch einmal ihr Glück versuchen werden. Insgesamt also eine günstige Ausgangsposition für den DAX.
29. November 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 41% | 24% | 35% |
ggü. letzter Erhebung | -7% | -7% | +14% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.110 (+145 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: +17 Punkte (unv. zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 54% | 30% | 16% |
ggü. letzter Erhebung | -8% | +7% | +1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.110 (+145 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +24 Punkte (-15 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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