Während die institutionellen Investoren gelassen bleiben, hat sich bei den Privatanlegern die Stimmung erheblich verdüstert.
Bei der heutigen Stimmungsumfrage sind es die Privatanleger, die den Ton angeben. Während sich ihre institutionellen Pendants im Grunde bestenfalls mäßig pessimistisch zeigten, lässt sich bei den Privatanlegern ein deutlicher Stimmungseinbruch beobachten. Man muss schon fast drei Jahre zurückgehen, um einen noch niedrigeren Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel zu finden. Nach Ansicht von Joachim Goldberg ist die Hoffnung auf eine kräftige Korrektur am Aktienmarkt größer als die Angst, womöglich die nächste Aufwärtsbewegung zu verpassen. Zumindest sieht er die Pessimisten von heute auf niedrigerem Niveau wieder zurückkommen.
21. Juni 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es mag abermals einem Feiertag – dieses Mal in den USA – geschuldet sein, dass der DAX seit unserer Stimmungserhebung lediglich eine Handelsspanne von 1,6 Prozent produzierte. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass der DAX in der vergangenen Woche ein neues Allzeithoch markierte; allerdings ohne dabei durchschlagende Anschlussnachfrage zu generieren. Im Gegenteil: Gegenüber der Vorwoche verliert der DAX immerhin rund 0,9 Prozent an Wert.
Folgte man den Kommentatoren, konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass vor allem die Aufwärtsbewegung am US-Aktienmarkt gern mit dem Etikett „Blase“ versehen wurde. Auch wenn vielerorts immer betont wird, dass am Potenzial der künstlichen Intelligenz nicht gezweifelt wird, hat diese Thematik vor allem für skeptische Akteure etwas Rauschhaftes, wenn nicht gar Irrationales. Mag sein, dass die Pessimisten – fundamental und ökonomisch – die besseren und „rationaleren Argumente“ auf ihrer Seite sehen. Allein der Verlauf der Aktienkurse hat sie während der vergangenen Wochen immer wieder eines Besseren belehrt.
Nicht aus der Ruhe zu bringen
Und so wundert es auch nicht, dass es bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont nur zu einer geringen Stimmungsveränderung gekommen ist. Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich nämlich nur um 2 Punkte auf einen neuen Stand von -17 nach unten bewegt. Tatsächlich hat die Gruppe der neutral gestimmten Investoren einen Zuwachs von 4 Prozentpunkten erfahren und befindet sich mit einem Anteil von 35 Prozent aller Befragten auf dem zweithöchsten Stand dieses Jahres. Dabei geht drei Viertel des jüngsten Zuwachses zulasten ehemaliger Optimisten. Mit anderen Worten: Die heimischen Investoren haben sich durch das jüngste Allzeithoch beim DAX nicht aus der Ruhe bringen lassen und bullishe Positionen sogar etwas reduziert.
Im Vergleich dazu hat sich die Stimmung bei den Privatanlegern gegenüber der Vorwoche signifikant verschlechtert. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel geht nämlich um 16 Punkte auf einen neuen Stand von -24 zurück. Gleichzeitig handelt es sich um den höchsten Pessimismus, den wir seit dem 29. Juli 2020 messen können. Das Bärenlager ist dabei um 10 Prozentpunkte angestiegen und macht nun die Hälfte aller Befragten aus. Die jüngste Wanderung speist sich übrigens zu 60 Prozent aus ehemals bullishen Investoren, die nicht nur Gewinne mitgenommen, sondern ihre Positionen sogleich um 180° auf „bearish“ gedreht haben. Die restlichen 40 Prozent gehen auf das Konto vormals neutral eingestellter Anleger.
So pessimistisch wie zuletzt vor fast drei Jahren
Mit der heutigen Befragung sind die Privatanleger wieder pessimistischer als ihre institutionellen Pendants. Die Mehrheit beider Panels eint, dass sie anscheinend mehr Angst vor einer deutlichen Korrektur des DAX haben als davor, womöglich eine Fortsetzung des Aufwärtstrends zu verpassen. Wie bereits in der Vorwoche zeigt sich auch jetzt der Pessimismus der institutionellen Investoren in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten immer noch nicht besonders ausgeprägt, so dass man eigentlich von einer beinahe neutralen Ausgangsposition ausgehen kann. Dies gilt allerdings nicht für die Privatanleger, die wegen ihrer mittelfristig positiveren Einstellung zum Aktienmarkt auch in der vergleichbaren relativen Betrachtung aktuell einen deutlichen Pessimismus an den Tag legen.
Für beide Panels lässt sich jedenfalls feststellen, dass das gegenwärtige DAX-Niveau wahrscheinlich für zu teuer gehalten wird. Gleichzeitig mag damit der Wunsch von vielen der heutigen Pessimisten verbunden sein, auf niedrigerem Niveau wieder einzusteigen, möglicherweise bereits im Bereich von 15.900/15.950 DAX-Zählern. Um größere Trends auszulösen, bedarf es allerdings des Zu- bzw. Abflusses langfristiger (ausländischer) Kapitalströme.
21. Juni 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 24% | 41% | 35% |
ggü. letzter Erhebung | -3% | -1% | +5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.120 (-150 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -17 Punkte (-2 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 26% | 50% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | -6% | +10% | -4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.120 (-150 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -24 Punkte (-16 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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