Schnelle Nachrichten und leichte Kursgewinne – die mittelfristig orientierten Anleger reagieren eher träge. Weil viele weiter tief im Minus sitzen würden, glaubt Joachim Goldberg.
Der DAX ist seit vergangen Mittwoch leicht gestiegen, die von uns befragten mittelfristig orientierten Anleger haben sich ebenfalls nicht weit weg bewegt aus ihren alten Positionen. 3 Prozent der Profis sind aus den Long-Engagement heraus gegangen und 5 Prozent der Privatanleger aus den Short-Positionen. Die Mehrheit davon sitzt jetzt an der Seitenlinie. Die Sentiment-Indizes stehen wieder wieder beieinander mit +8 und -9 Punkten, dennoch weiter auf der anderen Seite der neutralen Nulllinie.
Joachim Goldberg vermutet, dass die Erholung des DAX in der betrachteten Woche den Profis nicht gereicht hat, um Gewinne mitzunehmen, weil sie weiterhin deutlich im Minus seien. Diese bullishen Positionen stellten für den DAX nach unten eine Belastung dar, weil dann in etlichen Fällen die Notbremse gezogen werden sollte. Nach oben rechnet er allerdings bis 13.250/13.300 Punkten noch nicht mit Gewinnmitnahmen.
13. Juli 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Gemessen am immer wieder aufflammenden Konjunkturpessimismus, hat sich der DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung noch recht ordentlich geschlagen. Wir notieren im Punktvergleich sogar ein Wochenplus von 1,2 Prozent, wobei das Börsenbarometer zwischenzeitlich kurz über die 13.000er Marke lugte. Der vergleichsweise robuste DAX ist insofern beachtlich, als sich in anderen Märkten teils Dramatisches abspielte. Sogenannte „sichere Häfen“ wie Staatsanleihen waren zuletzt gefragt. Auch spiegelte sich der Konjunkturpessimismus in den Rohölnotierungen wider, die gestern erneut heftige Abschläge hinnehmen mussten. Als markant wurde auch der Absturz des Euro wahrgenommen. Nicht weil es in diesem Jahr schon einmal ähnlich große Kursrückgänge innerhalb weniger Wochen gegeben hatte. Sondern weil die Gemeinschaftswährung zum ersten Mal seit Ende 2002 gegenüber dem US-Dollar auf die Parität zurückgefallen war. Ein Wechselkurs von 1,0000, eine sogenannte „runde Zahl“, wird nun einmal von den Akteuren immer als etwas Besonderes und Bedeutsames wahrgenommen. Viele Kommentatoren sahen darin ein Signal, dass man sich verstärkt um die Eurozone Sorgen machen sollte.
DAX nicht weit genug gestiegen
Sorgen um den hiesigen Aktienmarkt scheint sich die Mehrheit der von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont offenbar nicht zu machen. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche gerade einmal um 4 Punkte auf einen neuen Stand von +8 gefallen. Nicht zuletzt, weil sich ein überschaubarer Teil vormals optimistisch eingestellter Akteure von seinen bullishen Engagements, vermutlich aus der Vorwoche, wieder getrennt hat. Für die meisten Optimisten hat der vorübergehende Kursgewinn des DAX in einer Größenordnung von rund 3,3 Prozent aber offenbar nicht zu Gewinnmitnahmen gereicht bzw. sie nicht zum Ausstieg verführt.
Eine entgegengesetzte Tendenz konnten wir indes bei den Privatanlegern feststellen: Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist um 6 Punkte auf einen neuen Stand von -9 gestiegen. Jedoch nicht, weil wir eine größere Zahl von Optimisten ausmachen konnten, sondern weil sich vormals pessimistisch eingestellte Akteure (ca. 5 Prozent aller Befragten) dazu entschlossen haben, ihre Engagements glattzustellen und sich überwiegend zu den neutral gestimmten Akteuren an die Seitenlinie zu begeben.
Zwangsweise optimistisch
Mit der heutigen Befragung hat sich die große Kluft zwischen privaten und institutionellen Investoren aus der Vorwoche etwas verringert. Dabei bleibt die deutliche Divergenz zwischen negativen Marktkommentaren einerseits und der bullishen Positionierung der Mehrheit der institutionellen Investoren andererseits bemerkenswert. Dies umso mehr, wenn man bedenkt, dass der gestern publizierte ZEW-Index – oftmals auch ein Spiegel der Positionierung der institutionellen Investoren – für Deutschland miserabel ausgefallen ist.
Wie bereits in den vergangenen Wochen lässt sich als das zentrale Motiv für die bullishen Akteure eines vermuten: Ihr Optimismus rührt daher, dass die Einstandspreise ihrer Engagements in der Summe vermutlich immer noch weit über dem derzeitigen Kursniveau liegen. Diese bullishen Positionen stellen naturgemäß für den DAX dann eine Belastung dar, wenn es zu einer neuen Verkaufswelle mit neuen Jahrestiefs kommen sollte. Weil dann in etlichen Fällen die Notbremse gezogen werden dürfte. Immerhin hat sich die Gesamtlage für den DAX mit der heutigen Befragung insofern leicht verbessert, als Erholungen im Abwärtstrend des DAX bis 13.250/13.300 Zähler vermutlich nicht durch größere Positionsglattstellungen optimistischer Akteure gestört würden.
13. Juli 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 38% | 16% |
ggü. letzter Erhebung | -3% | +1% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 12.750 (+150 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +8 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +12 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 32% | 41% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | +1% | -5% | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 12.750 (+150 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -9 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -15 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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