Den Optimisten ist es nach Ansicht von Joachim Goldberg besser ergangen als den Pessimisten, so bleiben sie auch in der Mehrheit, worin er aber keine Bedrohung sieht.
Von den über 4 Prozent starken Verlusten während der betrachteten Woche ist zwar unterm Strich nichts übrig, dennoch zeichnet Joachim Goldberg in der Analyse unserer heutigen Stimmungserhebung ein differenziertes Bild. Während sich internationale Investoren wegen der Risiken auf dem Rückzug aus Aktien sind, bleiben die hiesigen beharrlich optimistisch. Lediglich 2 Prozent der professionellen Bullen und 4 Prozent der Bären sind an die Seitenlinie gewechselt. Und von den Privatanlegern haben 4 bzw. 2 Prozent Aktien gekauft. Die Sentiment-Indizes der beiden Gruppen stehen auf 21 und 15 Punkten.
Der Verhaltensökonom sieht mit den Bullen die Mehrheit in einer bequemeren Lage. Es fühle sich besser an, nicht realisierte Buchverluste ausgesehen zu haben als nicht realisierte Gewinne wieder zu verlieren. Insgesamt seien die stimmungstechnischen Rahmenbedingungen weiter gut. Im Falle steigender Kurse rechnet Goldberg mit "ersten bremsende Abgaben der Long-Seite erst ab 15.700 und 15.750 Punkten.
16. Februar 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Unbedarfte Beobachter könnten behaupten, dass sich seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung beim DAX nichts getan habe. Denn im Punktvergleich hat sich das Börsenbarometer nicht verändert. Natürlich ist der zwischenzeitliche deutliche Rücksetzer des DAX in der Größenordnung von fast 4 Prozent – gemessen am Erhebungskurs vom vergangenen Mittwoch – Börsianern nicht entgangen. Der Grund dafür wird überwiegend einheitlich wahrgenommen: Der sich verschärfende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine am Wochenende und die seit gestern wahrgenommene leichte Entspannung der bedrohlichen Situation.
Für die globalen Fondsmanager scheint dieser Konflikt ohnehin nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Denn die gestern publizierte monatliche Umfrage der Bank of America (BofA) vom 4. bis 10. Februar ergab, dass der Konflikt nur auf Rang fünf der benannten Extrem-Risiken für die Finanzmärkte lag. Am meisten fürchten die Portfoliomanager nach wie vor ein zu starkes Tempo der US-Notenbank bei den zu erwartenden Leitzinserhöhungen, gefolgt von Inflationsängsten und möglichen Blasenbildungen an den Finanzmärkten. Indes: All diese Befürchtungen scheinen sich verstärkt zu haben, denn der Anteil derjenigen Fondsmanager, die angaben, in Aktien (global) übergewichtet zu sein, ist von netto 55 Prozent im Januar auf nunmehr 31 Prozent gefallen.
Unbeirrte Optimisten
Im Wesentlichen unbeirrt von der DAX-Volatilität der vergangenen Tage zeigen sich die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich um 2 Punkte auf einen neuen Stand von +21 befestigt. Dabei ist die Polarisierung zwischen Bullen und Bären gegenüber der Vorwoche etwas gesunken – die Zahl der Pessimisten ist etwas stärker als die der Optimisten gefallen. Dennoch ist es bemerkenswert, dass sich die Optimisten trotz des zwischenzeitlichen Kurseinbruchs per Saldo nicht aus der Ruhe haben bringen lassen und an ihren Engagements überwiegend festhielten.
Auch bei den Privatanlegern ist der Optimismus gegenüber der Vorwoche etwas gestiegen; der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels hat sich wie bei den institutionellen Pendants um 2 Punkte befestigt und liegt nun bei +15. Interessanterweise haben zulasten neutral gestimmter Akteure zuletzt sowohl Bullen als auch Bären (Erstere etwas stärker) einen leichten Zuwachs erhalten.
Mentaler Vorteil
Unter dem Strich dürften sich die Optimisten unter den institutionellen Investoren im Nachhinein darin bestätigt gefühlt haben, dass sie trotz des deutlichen Kurseinbruchs des DAX zu großen Teilen nicht die Notbremse gezogen haben. Dies ist umso bemerkenswerter, als während der vergangenen Tage – abgesehen von der gestrigen Erholung – fast nur pessimistische Marktkommentare zu vernehmen waren.
Auch wenn der DAX im Wochenvergleich unverändert notiert, sind es nun vor allem viele Optimisten, die sich am Ende wohler als die Pessimisten gefühlt haben. Es gibt einem eben ein angenehmes Gefühl, entstandene Buchverluste (verbunden mit der Gefahr, diese in Zukunft erneut auszusitzen) wieder wettgemacht zu haben. Untätige Bären dürften indes das Gegenteil erlebt haben: Vorne zu liegen und dann alles wieder hergeben zu müssen, dürfte sich trotz gleich gebliebenen Kursniveaus wie eine kleine Niederlage anfühlen.
Nach wie vor stellt der derzeitige Börse Frankfurt Sentiment-Index per se keine nachhaltige Bedrohung für den DAX dar, wobei im Falle steigender Kurse erste bremsende Abgaben der bullishen Akteure vermutlich zwischen 15.700 und 15.750 Zählern zu erwarten wären. Und auch die internationalen Fondsmanager aus der oben zitierten BofA-Umfrage, von denen immer noch netto 30 Prozent (Januar 35 Prozent) nach eigenen Angaben in Aktien der Eurozone übergewichtet sind, scheinen dem DAX noch wohlgesinnt zu sein.
16. Februar 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 46% | 25% | 29% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | -4% | +6% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.450 (+0 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +21 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +19 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 46% | 31% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | +4% | +2% | -6% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.450 (+0 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +15 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +13 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
Alle interessierten Anleger sind aufgerufen mitzumachen. Es dauert nur 15 Sekunden. Sie bekommen jeden Dienstag eine E-Mail mit einem Umfrage-Link. Die Ergebnisse der Analyse erhalten Sie per E-Mail zugesandt.
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