Obwohl sich die Aktienkurse seit unserer vergangenen Stimmungsumfrage noch einmal deutlich abgeschwächt haben, zeigen sich die von uns befragten Investoren davon mehrheitlich unbeeindruckt.
Extrem negative Kommentierungen, fallende Aktienkurse, miserable ökonomische Aussichten – das waren die Vorzeichen, unter denen die Finanzmärkte seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung standen. Dennoch hat die Zahl positiv eingestellter Investoren mit der heutigen Befragung sogar noch zugenommen: Per Saldo wurde sogar mancherorts zu bereits bestehenden bullishen Engagements – vermutlich in den fallenden Markt hinein – hinzugemischt. Auch die Stimmung bei den Privatanlegern hat sich verbessert. Allerdings warnt Joachim Goldberg davor, dass sich diese positive Stimmung für den DAX am Ende als deutliche Belastung herausstellen könnte.
11. Mai 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass der DAX im Wochenvergleich seit unserer vergangenen Stimmungserhebung nur 3,2 Prozent an Wert verloren hat, mag angesichts dessen, was sich während dieser Zeit an den globalen Aktienmärkten abgespielt hat, fast schon ein wenig beschönigend klingen. Zwar hatte das Börsenbarometer anfangs vorübergehend rund 2 Prozent zugelegt. Aber der darauffolgende Abverkauf seit vergangenem Donnerstag in einer Größenordnung von zeitweise rund 6,5 Prozent führte den Akteuren einmal mehr vor Augen, dass sich Treueschwüre gegenüber dem DAX in Form von Kaufengagements bestenfalls für kurze Zeit gut anfühlen, bevor sich etwaige Kursgewinne ganz schnell wieder in Luft auflösen.
Deshalb mögen sich viele Kommentatoren und Akteure während der vergangenen Handelstage schwergetan haben, angesichts von teilweise extrem schlechter Börsenstimmung, Sorgen über Inflationsdruck, einer zu straffen Geldpolitik und einer Konjunkturabschwächung hinsichtlich der globalen Aktienmärkte von einer Bodenbildung zu sprechen. Trotz der gestern einsetzenden Erholungstendenzen dies- und jenseits des Atlantiks.
„Günstig“ hinzugekauft
Unterdessen haben sich die von uns befragten institutionellen Investoren abermals positiver geäußert als noch vor Wochenfrist. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 10 Punkte auf einen neuen Stand von +19 gestiegen. Vor allen Dingen vormals neutral gestimmte Akteure haben offenbar die schwächeren DAX-Kurse dazu genutzt, bullishe Engagements aufzubauen. Damit ist das Lager der Optimisten zum dritten Mal hintereinander gestiegen und macht nun fast die Hälfte aller Befragten aus.
Aber auch bei den Privatanlegern hat sich trotz der negativen Rahmenbedingungen etwas mehr Optimismus breitgemacht. Denn auch der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels hat zugelegt, und zwar um 11 Punkte auf einen neuen Stand von +2. Im Gegensatz zu den institutionellen Pendants geht dieser Zuwachs etwa zu gleichen Teilen zulasten vormals skeptisch bzw. neutral eingestellter Anleger.
Aus Angst, die Rallye zu verpassen
Auch wenn sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren bei der heutigen Befragung gegenüber der Vorwoche kaum verringert hat, ist in beiden Panels bemerkenswerterweise eine Neigung zum Optimismus festzustellen, der bei den institutionellen Investoren sogar recht stark ausgeprägt zu sein scheint. Gerade in dieser Gruppe ist die positive Stimmungsentwicklung bemerkenswert: Trotz teils deutlich fallender Aktienkurse und streckenweise ausgesprochen pessimistischen Kommentaren scheint die Angst der Investoren davor, womöglich eine Rallye zu verpassen, größer zu sein als diejenige vor erneuten Kursstürzen.
Während Kommentatoren und auch Strategen mancherorts nun darauf hinweisen, dass die früher erfolgreichen Dip-Kauf-Strategien vieler Anleger in die Schwäche angesichts eines nun vorherrschenden Bärenmarktes womöglich nicht mehr erfolgversprechend seien, ist genau diese Strategie bei den institutionellen Investoren zu beobachten. Während der vergangenen drei Wochen hat sich die Zahl der Bullen und die damit verbundenen Aktienkäufe bei gleichzeitig fallenden Kursen deutlich erhöht – man könnte auch sagen, dass in diesem Panel zu bereits bestehenden bullishen Engagements zu „günstigeren“ Kursen hinzugemischt wurde.
Nun ist der Optimismus vor allem auch in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten nicht extrem, aber in der Tendenz doch belastend für den DAX, weil im Falle einer fortgesetzten Erholung vermutlich größeres Angebot aus Quellen heimischer Investoren im Bereich zwischen 14.100/14.150 DAX-Zähler zu erwarten wäre. Und weil sich gleichzeitig die Nachfragesituation an der Unterseite durch die jüngsten Käufe heimischer Investoren weiter verschlechtert hat, bleibt das Börsenbarometer im Falle neuer Angriffe schlecht unterstützt.
11. Mai 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 30% | 21% |
ggü. letzter Erhebung | +9% | -1% | -8% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.580 (-450 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +19 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +9 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 39% | 37% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | +4% | -7% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.580 (-450 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +2 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -9 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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