Im sehr volatilen unsicheren Umfeld zeigen sich hiesige professionelle Anleger eher spekulativ. 8 Prozent sind auf die Bärenseite gewechselt, 4 Prozent aus Aktien heraus gegangen. Mit Gewinn, wie Joachim Goldberg vermutet. Und sich wundert, dass nicht noch mehr Kasse gemacht haben und schließt daraus auf kleine Positionen. Der Verhaltensökonom nimmt auch an, dass viele Privatanleger noch im Minus seien und sich deswegen nur wenige bewegt haben. Jeweils 3 Prozent sind an die Seitenlinie gewechselt. Beide Sentiment-Indizes stehen bei +14 und +8 Punkten wieder näher beieinander.
Unterm Strich bewertet Goldberg die Stimmung als neutral, also weder belastend noch antreibend. So bleibe dar Börsenbarometer Spielball kurzfristiger Akteure. Nachhaltige Stabilisierung brächte erst Nachfrage internationaler Anleger, die sich aber gerade erst massiv weggedreht hätten.
16. März 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es dürfte wohl kaum jemanden verwundert haben, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht nur die Schlagzeilen beherrschte, sondern auch von den internationalen Fondsmanagern (44 Prozent) mittlerweile mit Abstand als das größte Risiko für die Finanzmärkte gesehen wird. Dies geht aus der gestern publizierten Umfrage der Bank of America hervor.
Im gleichen Zuge kam es bei den befragten Fondsmanagern zu einem regelrechten Exodus aus Aktien der Eurozone. Waren im Februar noch netto 30 Prozent der Befragten dort in Aktien übergewichtet, gaben nun unter dem Strich 18 Prozent (Saldo aus positiven und negativen Antworten) der Vermögensverwalter an, im Euroraum untergewichtet zu sein. Auch wenn die Ergebnisse der Umfrage nun fast eine Woche zurückliegen, ist es bemerkenswert, wie sich der DAX seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung, wenn auch teilweise unter starken Schwankungen, mittlerweile erholt hat: Stichpunktbezogen ergibt sich ein Wochengewinn von über 7 Prozent.
Heimische Investoren harren aus
Unterdessen lässt sich nicht behaupten, dass die von uns befragten heimischen institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont die pessimistische Einstellung ihrer internationalen Pendants mehrheitlich teilen würden. Zwar hat sich unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 12 Punkte auf einen neuen Stand von +14 zurückgebildet, aber der Rückgang ist angesichts des deutlichen DAX-Anstiegs per Saldo vergleichsweise moderat ausgefallen. Zwar hat sich die Gruppe der Bären um ein Drittel vergrößert, aber der Zuwachs speist sich zu gleichen Teilen nicht nur aus ehemaligen Optimisten, die ihre Position gedreht haben, sondern auch aus vormals neutral gestimmten Investoren.
Dass die Privatanleger vordergründig inaktiv geblieben sind, zeigt sich am Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels, der unverändert bei einem Wert von +8 rangiert. Allerdings erkennt man auf den zweiten Blick, dass sich die Polarisierung zwischen Bullen und Bären verringert hat, so dass die neutral eingestellten Akteure einen Zuwachs von 6 Prozent aller Befragten erfuhren. Im Gegensatz zu den institutionellen Pendants dürfte sich nach wie vor ein großer Teil der mehrheitlich bullishen Engagements deutlich unter Wasser befinden.
Bullish aus unterschiedlichen Gründen
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren wieder verringert. Interessant bleibt jedenfalls, dass die heimischen Investoren wesentlich optimistischer eingestellt sind als die von der Bank of America befragten extrem pessimistischen internationalen Fondsmanager, wobei man berücksichtigen muss, dass Letztere bereits zwischen dem 4. und 10. März, also fast eine Woche vor den Teilnehmern unseres Panels befragt wurden. Der ungebrochene Optimismus bei den heimischen Privatanlegern ist verständlich, denn diese bleiben vielfach gezwungenermaßen in ihren immer noch verlustreichen bullishen Positionen gefangen. Weniger schlüssig ist hingegen das Stimmungsbild bei den institutionellen Investoren unseres Panels, wobei die mangelnde Bereitschaft zur Gewinnmitnahme ein Indiz dafür sein könnte, dass die dem Optimismus zu Grunde liegenden Engagements eher geringe Volumina aufweisen.
Insgesamt muss man zum Schluss kommen, dass der heimische Optimismus, der in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei Monaten auch noch eher in neutralem Gewand daherkommt, für den DAX keine Belastung, aber auch keinen starken Antrieb darstellt. Und so bleibt das Börsenbarometer vor allem Spielball kurzfristiger Akteure, und eine nachhaltige Stabilisierung lässt sich erst erreichen, wenn auch langfristige Kapitalströme wieder Interesse an den heimischen Märkten haben.
16. März 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 46% | 32% | 22% |
ggü. letzter Erhebung | -4% | +8% | -4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.250 (+950 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +14 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +26 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 40% | 32% | 28% |
ggü. letzter Erhebung | -3% | -3% | +6% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.250 (+950 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +8 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +8 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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