Nur wer wirklich muss, zieht angesichts der stabilen Kurslage das Exit-Ticket aus dem Bärenlager. Das macht die Lage für Optimisten etwas ungemütlicher.
Der DAX steigt weiter und diesmal sind die befragten, mittelfristig orientierten Anleger auch dabei. 9 Prozent der Profis und 2 Prozent der Privaten haben Aktien gekauft, jeweils 5 Prozent ihre Short-Engagements geschlossen. Der Sentiment-Index der Profis steht bei -11 Punkten. Relativ betrachtet sei das sogar schon neutral bis leicht optimistisch, wie Joachim Goldberg anmerkt. Der der privaten Anleger ist mit +5 Punkten deutlich drüber. Hier sei eine kleine Gruppe vergleichsweise aktiver Investoren bemerkbar, die Kursgetrieben regelmäßig die Seite wechseln würden. Das Gros verharre bei einer Meinung. Nach Ansicht des Verhaltensökonoms wären von den institutionellen Investoren auf der Short-Seite nur diejenigen aktiv, dies unbedingt mussten.
Unterm Strich hat sich die Ausgangslage verschlechtert. Die neutrale Positionierung spräche eher für eine Konsolidierung als für eine Aufwärtsbewegung mit starkem Momentum. Die Unterseite sieht Goldberg im Bereich zwischen 14.890 und 14.940 Punkten unterstützt, während die Oberseite jenseits von 15.750/15.800 wahrscheinlich nur mithilfe von langfristig ausgerichteten Kapitalzuflüssen erreichbar sei.
8. Februar 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit unserer vergangenen Stimmungserhebung haben die Börsianer nicht nur hierzulande eine Menge an neuen Informationen zu verarbeiten gehabt. Seien es die Sitzungen von US-Notenbank und EZB, die die Akteure an den Aktienmärkten per Saldo positiv aufgenommen hatten, oder auch der am Freitag publizierte US-Arbeitsmarktbericht, der vermutlich in seiner Robustheit viele Analysten und Kommentatoren überrascht haben dürfte – während des Berichtszeitraums konnte der DAX zeitweise um rund 2,2 Prozent zulegen. Aber auch zum heutigen Erhebungszeitpunkt zeigt der DAX immerhin noch ein Wochenplus von rund 1,4 Prozent. Bemerkenswert dabei: Wer gegenüber unserer Stimmungserhebung am vergangenen Mittwoch günstiger einsteigen wollte, musste schon ausgesprochen clever agieren. Denn zwischenzeitlich hatte der DAX (vor den Notenbanksitzungen) nur einen Rücksetzer von knapp 0,5 Prozent zugelassen. Stattdessen gab es schon fast folgerichtig eine Mini-Short-Squeeze.
Zu dieser kleinen Kaufwelle dürften zum Teil auch die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont beigetragen haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 14 Punkte auf einen neuen Stand von -11 gestiegen. Im gleichen Zuge hat das Bullenlager um 9 Prozentpunkte zugelegt – die Wanderung speist sich zu etwas mehr als zur Hälfte aus vormaligen Pessimisten, die angesichts des Kursaufschwungs – wir erwarteten ihre Transaktionen jenseits von 15.300 Zählern – das Handtuch geworfen haben. Der Rest des Zuwachses (per Saldo knapp 45 Prozent) bei den Optimisten geht folglich zulasten der neutral gestimmten Gruppierung. Allerdings stellen in der absoluten Betrachtung die Pessimisten immer noch die Mehrheit bei den Börsianern.
Schnelle Positionswechsel bei besonders aktiver Gruppe
Eine ähnliche Entwicklung ist bei den Privatanlegern zu beobachten, wenngleich deren Börse Frankfurt Sentiment-Index nur in geringerem Ausmaß angezogen hat. Hier notieren wir einen Zuwachs von 7 Punkten auf einen neuen Stand von +5. Wiederum geht diese Veränderung wahrscheinlich auf dieselbe, eher kurzfristig aktive Gruppe von Akteuren in einer Größenordnung von ca. 5 Prozent aller Befragten zurück, die seit Mitte Januar (zuletzt vermutlich weniger erfolgreich) dabei ist, von Woche zu Woche ihre Position – teilweise um 180 Grad, zuletzt von „short“ auf „long“ – zu verändern.
Obgleich wir nun unter dem Strich bei den institutionellen Investoren immer noch Pessimismus feststellen, handelt es sich doch mit der heutigen Erhebung um eine der weniger starken Ausprägungen des Börse Frankfurt Sentiment-Index auf der negativen Seite in diesem Jahr. In der relativen Betrachtung ergibt sich bei alleiniger Sicht auf die Ergebnisse in diesem Jahr zuletzt sogar ein leichter Optimismus, und auch die Drei- und Sechs-Monatsvergleiche bewegen sich mittlerweile im neutralen Bereich.
Nachlassendes Aufwärtsmomentum
Während bei den Privatanlegern das Gros der Akteure seine Meinung seit Wochen kaum geändert hat, sind bei den institutionellen Investoren nur diejenigen Pessimisten zuletzt aktiv geworden, die dies unbedingt mussten. Tatsächlich ist sogar fraglich, ob die verbleibenden Pessimisten bei weiteren DAX-Anstiegen in einem überschaubaren Rahmen tatsächlich die Nerven verlieren und aufgeben werden.
Mit der heutigen Erhebung jedenfalls dürfte der DAX zumindest von Seiten der heimischen Investoren weniger Unterstützung als zuvor erwarten, tatsächlich spricht die in der relativen Betrachtung bereits neutrale Positionierung eher für eine Konsolidierungsphase als für eine Aufwärtsbewegung mit starkem Momentum. Die Unterseite ist dabei vermutlich im Bereich zwischen 14.890 und 14.940 Zählern durch Nachfrage der Pessimisten unterstützt, während die Oberseite zwar nicht durch massive Gewinnmitnahmen gestört wird, aber stärkere Impulse (jenseits von 15.750/15.800) wahrscheinlich nur mithilfe von Kapitalzuflüssen langfristig orientierter Investoren zu bewerkstelligen wären.
8. Februar 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 35% | 46% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | +9% | -5% | -4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.400 (+220 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -11 Punkte (+14 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 40% | 35% | 25% |
ggü. letzter Erhebung | +2% | -5% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.400 (+220 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +5 Punkte (+7 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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