Viele professionelle Bären haben aufgegeben und sitzen jetzt auf der Long-Seite. Anders bei den Privaten, die eher raus sind. Das nimmt unterm Strich Kraft aus dem Markt.
Der von etlichen Profis erwartete Einbruch zu Jahresbeginn als Folge der Endrallye ist ausgeblieben, was 12 Prozent in Aktien rein und aus Short-Engagements raus getrieben hat. Der Sentiment-Index dieser Gruppe fällt auf -11 Punkte. Ganz anders die Privaten, von denen sich 10 Prozent von Aktien getrennt und zum größten Teil an die Seitenlinie gewechselt sind. Nach Ansicht von Joachim Goldberg zeigt sich bei letzteren eine deutliche Risikoaversion.
Der Verhaltensökonom sieht nach unten nun weniger potentielle Stütze von Nachfragern und nach oben kaum Futter für eine Squeeze. Aber auch wenn der DAX unter dem Strich mit der heutigen Erhebung etwas angeschlagen aussehe, seien es weniger die hiesigen Investorinnen und Investoren, die die kommenden Tage bestimmen. Es fehle für "mehr Fahrt" langfristiges Kapital aus dem Ausland.
10. Januar 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Bislang ist er ausgeblieben, der große Rücksetzer, auf den so viele Börsianer zu Jahresbeginn gesetzt hatten. Immerhin ergab sich zwischenzeitlich seit unserer vergangenen Stimmungserhebung eine kleine Abwärtskorrektur von knapp 1,8 Prozent, die der DAX allerdings zum heutigen Erhebungszeitpunkt fast wieder wettgemacht hat. Am Ende bleibt stichtagsbezogen ein Minus von 0,3 Prozent übrig.
Nun mag es vielerorts gerade angesichts der eindrucksvollen DAX-Performance der letzten beiden Monate des vergangenen Jahres durchaus gute Argumente gegeben haben, auf eine ordentliche technische Korrektur im Januar zu setzen. Nicht nur weil möglicherweise historische Statistiken für eine derartige Entwicklung sprechen, sondern weil unter anderem viele davon ausgehen, dass es die US-Notenbank mit Zinssenkungen längst nicht so eilig hat, wie es die dortigen Anleihemärkte zuletzt eingepreist haben. Auch die Meinungen zwischen Notenbankvertretern und dem Markt hinsichtlich der erwarteten Anzahl von Zinssenkungen gehen deutlich auseinander. Kurzum: Überhitzte Anleihe- und Aktienmärkte müssten sich doch, so die landläufige Meinung, deutlich abkühlen. Oder? Wenn man genauer hingehört hat, konnte man mit jedem Tag, an dem sich die erhoffte Aktienmarktkorrektur nicht einstellen wollte, auch neue Argumente für abermals sinkende Anleiherenditen in den USA und damit einhergehend rekordverdächtig steigende Aktienkurse vernehmen.
Immerhin mit Gewinnen im Rücken
Nun hat sich auch die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der ersten doch extrem negativ ausgefallenen Umfrage des neuen Jahres wieder deutlich verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index steigt um 24 Punkte auf einen neuen Stand von -11. Wie von uns vermutet, hatten die Investoren mehrheitlich wohl nicht auf eine Trendwende des DAX gesetzt, sondern waren lediglich auf einen schnellen Gewinn aus Rücksetzern in den ersten Januartagen aus. Dafür spricht, dass sich 12 Prozent aller Befragten direkt von der Bären- auf die Bullenseite begeben haben, mithin ihre Engagements um 180° mit einem vermutlich ordentlichen Gewinn gedreht haben.
Bei den Privatanlegern ging es stimmungstechnisch in die entgegengesetzte Richtung. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel fällt gegenüber der Vorwoche um 11 Punkte auf einen neuen Stand von -7. Dabei hat sich das Bullenlager um 10 Prozentpunkte reduziert, wobei fast alle ehemaligen Optimisten sich zu den neutral gestimmten Akteuren an die Seitenlinie begaben. Dies ist insofern bemerkenswert, weil es seit unserer vergangenen Erhebung kaum Gelegenheit gab, sich zu einem wesentlich höheren Niveau als dem Indexstand zu jenem Zeitpunkt von seinen Aktienbeständen zu trennen.
Risikoaverse Privatanleger
Mit der heutigen Erhebung ist die starke Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Marktteilnehmern wieder deutlich geschrumpft. Vor allem bei Letzteren ist vom starken Pessimismus der Vorwoche nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Auch ist fraglich, ob die verbliebenen Short-Positionen der heimischen Investoren groß genug sind, um im Falle einer erneuten DAX-Schwäche auf niedrigerem Niveau für genügend stützende Nachfrage zu sorgen. Geschweige denn, eine deutliche Squeeze im Falle weiter steigender Kurse an der Oberseite auszulösen.
Auch wenn der DAX unter dem Strich mit der heutigen Erhebung etwas angeschlagen aussieht, dürften es in den nächsten Tagen wohl weniger die heimischen Positionierungen sein, die für Volatilität sorgen. Vielmehr ist das Börsenbarometer auf langfristige Kapitalzuflüsse (vornehmlich aus dem Ausland) angewiesen, um noch einmal nach oben Fahrt aufzunehmen.
10. Januar 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 33% | 44% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | +12% | -12% | unv. |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.700 (-50 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -11 Punkte (+24 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 34% | 41% | +25% |
ggü. letzter Erhebung | -10% | +1% | +9% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.700 (-50 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: -7 Punkte (-11 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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