Deutsche Aktien treten auf der Stelle, was nach Goldbergs Ansicht auch so bleiben könnte. Für die Bären gebe es keine Gewinne und den Bullen stehe das Allzeithoch im Weg.
Unterm Strich steht der DAX zu vergangenem Mittwoch unverändert, dennoch sind 5 Prozent der Profis aus ihren Short-Positionen raus. Ohne Gewinne, vermutet Joachim Goldberg. Der Verhaltensökonom sieht internationale Investoren hinter den gebremsten Bluechip-Preisen. Die Mehrheit ist an die Seitenlinie gewechselt, der Sentiment-Index steigt auf -3 Punkte. Bei den privaten Anlegern hat sich wenig getan. Deren Stimmung liegt bei +6 Punkten.
Der Verhaltensökonom interpretiert das heutige Ergebnis relativ betrachtet als leicht optimistisch. Aber nicht genug für Schieflagen. Er erwartet, dass sich die Seitwärtsbewegung des DAX fortsetzt. An der Untergrenze rechnet er ab knapp unter 18.000 Punkten mit Stützungskäufen und nach oben sollten Gewinnmitnahmen ab Nähe des Allzeithochs bei 18.840/18.890 Punkten eine Bremse darstellen.
17. Juli 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Erneut hat der DAX einen Anlauf nach oben unternommen und konnte seit unserer vergangenen Stimmungserhebung zwischenzeitlich ein Plus von 2,8 Prozent verbuchen. Das war in der vergangenen Woche. Danach ging es wieder sukzessive zurück, und von dem Gewinn für die Bullen blieb mit 1,2 Prozent zum Erhebungszeitpunkt weniger als die Hälfte übrig. Dass sich am Ende das aus den vergangenen Wochen vertraute Muster wieder abzeichnete, wonach der DAX zwar ein gutes Stück zulegen, aber am Ende stets deutliche Rücksetzer hinnehmen muss, mag möglicherweise auch internationalen Investoren zuzuschreiben sein.
Denn die gestern publizierte Fondsmanager-Umfrage der Bank of America förderte zutage, dass Aktien global zwar immer noch übergewichtet werden. Aber das gilt nur noch begrenzt für Werte der Eurozone. Hier ereignete sich fast schon so etwas wie ein Exodus. Denn nur noch netto 10 Prozent der Fondsmanager gaben per 11. Juli an, in Aktien der Eurozone übergewichtet zu sein – vor Monatsfrist waren es noch 30 Prozent der Vermögensverwalter. Anders ausgedrückt handelt es sich um den stärksten Rückgang seit zwei Jahren und mag auch eine Erklärung dafür sein, warum US-Aktien während dieses Zeitraums besser performten als Papiere der Eurozone, gemessen am Euro Stoxx 50.
Tendenz zur Starre
Unterdessen hat sich die Stimmung der von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 6 Punkte auf einen neuen Stand von -3 gestiegen. Im gleichen Zuge hat sich das Bärenlager um 5 Prozentpunkte verringert. Da der DAX seit unserer vergangenen Erhebung nicht viel günstiger notiert hat, ist davon auszugehen, dass einige Akteure ihre Engagements nicht mit Gewinn abgeschlossen haben. Dafür spricht auch, dass lediglich ein Fünftel der früheren Bären direkt auf die Bullen-Seite gegangen ist, das Gros hat sich zu Seitenlinie begeben.
Bei den Privatanlegern hat sich indes – zumindest vordergründig – nur wenig getan. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel fällt zwar um 2 Punkte auf einen neuen Stand von +6, wobei die wenigen neuen Optimisten von vormals neutral eingestellten Akteuren gestellt werden. Bemerkenswert bleibt jedoch, dass gerade die über Social Media befragten Privatanleger gegenüber der Vorwoche deutlich weniger bullish eingestellt sind als die übrigen Börsianer aus diesem Panel, deren Sentiment sich im Gegensatz dazu fast ähnlich stark verbessert hat. Auch wenn das Endergebnis nur eine geringe Veränderung aufweist, hat sich die starke Stimmungskluft zwischen diesen beiden Untergruppen deutlich verringert.
Auszug ohne Wirkung
Die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren hat sich mit der heutigen Befragung gegenüber der Vorwoche ebenfalls verkleinert. Auch wenn sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index in der absoluten Betrachtung noch knapp in negativem Terrain befindet, zeigt sich zumindest in der relativen Sicht auf sechs Monate ein leichter Optimismus. Allerdings reichen diese Ausprägungen nicht, um größere Schieflagen auszumachen und möglicherweise einen größeren Trend auszulösen. Vieles spricht also dafür, dass die im Prinzip seit über zwei Monaten bestehende breite Seitwärtsbewegung des DAX fortgesetzt wird. Mit der weicheren Untergrenze knapp unter 18.000 DAX-Zählern, während das schwerer erreichbare obere Limit etwa in Höhe des Allzeithochs bei 18.840/18.890 Zählern zu finden sein dürfte.
Somit dürfte der DAX bestenfalls durch langfristige Kapitalflüsse aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Bemerkenswert ist allerdings, dass die bisherige Abkehr internationaler Fondsmanager von Aktien der Eurozone (vgl. oben) dem DAX bislang noch nicht deutlicher geschadet hat.
Von Joachim Goldberg
17. Juli, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 36% | 39% | 25% |
ggü. letzter Erhebung | +1% | -5% | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.500 (+220 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -3 Punkte (+6 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 42% | 36% | 22% |
ggü. letzter Erhebung | unv. | +2% | -2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.500 (+220 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +6 Punkte (-2 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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