Das Sommerloch an den Aktienmärkten bringt einige Positionsverschiebungen hiesiger, mittelfristig orientierter Anlegerinnen und Anleger mit sich. Tendenz weiter seitwärts, glaubt Joachim Goldberg.
Die Preisspanne, in der sich deutsche Bluechips seit vergangenen Mittwoch bewegt haben, ist rekordverdächtig klein. Um so bemerkenswerter, dass 9 Prozent der Profis ihre Short-Engagement geschlossen und sich drei Viertel davon an die Seitenlinie verzogen haben. Für Joachim Goldberg liegt dies an der Nähe zum Allzeithoch des DAX und den anstehenden geldpolitischen Terminen. Private Anleger bleiben dagegen eher passiv.
In der Summe wertet der Verhaltensökomom die Stimmung als neutral bis eher positiv. Aber so leicht, dass es keinen Druck für den Markt bedeutet. Die "verschwundenen Pessimisten von heute" sieht er ab 16.500 und 16.550 Punkten als Hindernis, weil sie erneut short gehen dürften. An der Unterseite sei allerdings auch die Stütze bei 15.750/800 geringer geworden.
26. Juli 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es hat den Anschein, dass sich unter den Börsianern zuletzt eine gewisse Lustlosigkeit breitgemacht hat. Natürlich kann die seit unserer vergangenen Stimmungserhebung engste Handelsspanne in diesem Jahr von knapp 1,1 Prozent auch der heute endenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (konkret des FOMC) oder der morgen stattfindenden Zusammenkunft der EZB geschuldet sein, Ereignisse, vor denen sich viele Akteure offenbar nicht exponieren wollten.
Auch ist bemerkenswert, dass die Stimmung der von uns befragten institutionellen Investoren in den beiden vergangenen Wochen im Großen und Ganzen gemessen am Halbjahresultimo eher als neutral einzustufen war, während in den USA – etwa gemessen an der wöchentlichen Stimmungserhebung der American Association of Individual Investors (AAII) – ein ausgeprägter Optimismus herrschte. Und ja, die Stimmung jenseits des Atlantiks war zuletzt so gut, dass sich einige Strategen dortiger Banken bzw. Investmenthäuser genötigt sahen, pessimistische Warnungen auszugeben – mancherorts wurde sogar von drohenden Blasenbildungen an den Aktienmärkten gesprochen.
Kein bullishes Commitment
Immerhin hat sich auch die Stimmung bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristig orientiertem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich um 11 Punkte auf einen neuen Stand von -5 befestigt. Bedenkt man die nur geringe Handelsspanne des DAX seit vergangenem Mittwoch, sind die Positionsverschiebungen jedoch deutlich. Dabei ist die Gruppe der Pessimisten um 9 Prozentpunkte geschrumpft. Allerdings haben sich mehr als drei Viertel der Wechselwilligen auf die Seite der neutral Gestimmten geschlagen; die verbleibende Minderheit ist direkt zu den Bullen gewechselt und hat dabei die Position per Saldo um 180 Prozent gedreht.
Eine leicht entgegengesetzte Entwicklung stellen wir bei den Privatanlegern fest, wobei der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel um 3 Punkte auf einen neuen Stand von -15 gefallen ist. Per Saldo haben sich vormals neutral eingestellte Anleger in einer Größenordnung von 3 Prozent aller Befragten nunmehr zu den Bären gesellt.
Weniger Pessimismus = relativer Optimismus
Mit der heutigen Befragung hat sich wieder eine Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren aufgetan. Dabei fällt insbesondere ins Gewicht, dass die Sentiment-Veränderung bei den institutionellen Investoren kaum auf neuen bullishen Engagements beruht, sondern auf einer deutlichen Räumung des Bärenlagers. Mit anderen Worten: Man glaubt zwar nicht an beträchtliche Kursrückgänge, möchte sich aber vor dem DAX-Allzeithoch bei 16.427 und vor den wichtigen Zentralbanksitzungen nicht eindeutig auf der Bullenseite positionieren.
Allerdings zeigte die relative Betrachtung auf drei und sechs Monate, dass der vordergründig verbliebene Mini-Pessimismus eigentlich als Optimismus anzusehen ist. Allerdings ist dieser (mit Sicht auf drei Monate vergleichbar mit einem Index-Stand von +12) nicht so ausgeprägt, als dass er eine Bedrohung für den DAX darstellen würde. Vielmehr spricht einiges dafür, dass die verschwundenen Pessimisten von heute im Bereich zwischen 16.500 und 16.550 Zählern erneut ihr Glück als Verkäufer versuchen und somit im Falle eines Falles einer signifikanten Aufwärtsbewegung des DAX im Wege stehen könnten. Das mögliche Nachfrageniveau an der Unterseite aus der Vorwoche bei 15.750/800 hat sich durch die jüngsten Käufer allerdings etwas abgeschwächt.
26. Juli 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 33% | 38% | 29% |
ggü. letzter Erhebung | +2% | -9% | +7% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.180 (+30 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -5 Punkte (+11 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 29% | 44% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | unv. | +3% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.180 (+30 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -15 Punkte (-3 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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