Pessimisten argumentativ im Vorteil, aber viele haben dem DAX noch nicht abgeschworen.
Dass die Pessimisten derzeit die besseren Argumente auf ihrer Seite haben, zeigt auch die heutige Sentiment-Erhebung. Die institutionellen Investoren haben sich ähnlich wie am Jahresanfang und nach einer schöpferischen Pause wieder auf die Bärenseite geschlagen. Vermutlich sogar auf vergleichsweise hohem Niveau. Dies kann man von den privaten Investoren nicht sagen, die sich aus einer zuletzt neutralen Situation (ähnlich wie bei den institutionellen Investoren) auf die Kaufseite geschlagen haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit in die jüngste Schwäche hinein. Joachim Goldberg vermutet jedoch, dass die Positionsgrößen auf beiden Seiten überschaubar sind und somit auch die Zahl etwaiger Schieflagen.
17. Januar 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun ist der DAX während der vergangenen Tage doch noch unter Druck geraten. „Nichts Dramatisches“, könnte man zwar sagen, aber am Ende hat das Börsenbarometer seit unserer vergangenen Stimmungserhebung immerhin 1,8 Prozent an Wert verloren. Eine Entwicklung, die man, ohne groß nachzudenken, jederzeit gut begründen kann. Allein die Renditen an den US-Anleihemärkten haben zuletzt weiter angezogen, und es zeichnet sich bereits ab, dass Vertreter des Offenmarktausschusses der Fed hinsichtlich etwaiger Zinssenkungen ein ganz anderes Tempo anschlagen. Dort geht es nämlich bedeutend gemächlicher zu als bei den Akteuren an den Anleihemärkten, die bereits eine viel größere Anzahl an Zinssenkungen eingepreist haben als die Notenbanker.
Nimmt man auch noch die gestern publizierte Umfrage der Bank of America unter globalen Fondsmanagern hinzu, wird deutlich, dass die Vermögensverwalter zwar immer noch global in Aktien übergewichtet sind, aber längst nicht mehr so stark wie im Vormonat. Auch die Kassenquote ist neben anderen Gründen auch deshalb von 4,5 auf 4,8 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen.
Gegensätzliche Stimmung
Zurückhaltung haben auch die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont bei der heutigen Stimmungserhebung an den Tag gelegt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 12 Punkte auf einen neuen Stand von -23 gefallen. Interessanterweise verdankt sich der Zuwachs im Bärenlager um 10 Prozentpunkte überwiegend (80 Prozent) vormals neutral eingestellten Akteuren, die möglicherweise sogar ihr Engagement mit vergleichsweise günstigen Einstandspreisen begründet haben. Denn der DAX konnte seit vergangenem Mittwoch zumindest zeitweise sogar mit einem leichten Plus aufwarten, bevor es nach unten ging.
Anders hat sich indes die Stimmung bei den Privatanlegern entwickelt. In diesem Panel ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index mit einem neuen Stand von +1 gegenüber der Vorwoche sogar um 8 Punkte gestiegen. Interessant in diesem Zusammenhang: Ähnlich wie bei den institutionellen Investoren speist sich der Zuwachs im Bullenlager von 7 Prozentpunkten zu einem sehr großen Teil (rund 85 Prozent) aus vormals neutral eingestellten Akteuren, die allerdings eine entgegengesetzte Meinung vertreten.
Und doch auf der gleichen Seite
Aus den heutigen Resultaten ergibt sich eine Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren, da diese zumindest vordergründig die Situation an den Aktienmärkten gegensätzlich wahrzunehmen scheinen. Setzt man allerdings den Pessimismus der institutionellen Investoren in das richtige Licht, so ist dieser auch auf Sicht von drei bzw. sechs Monaten nicht riesengroß. Und im Vergleich zu den ersten Stimmungserhebungen allein in diesem Jahr ergibt sich sogar ein relativ neutrales Bild, also nicht viel anders als bei den Privatanlegern. Zudem: Die Zahl möglicher Schieflagen dürfte vermutlich nicht allzu hoch sein.
Die heutige Erhebung zeigt allerdings auch, dass die jüngste DAX-Schwäche wahrscheinlich hausgemacht ist und durch kurzfristig orientierte Marktteilnehmer ausgelöst wurde, die ihre bearishen Engagements schon bald wieder zurücknehmen könnten. Allerdings dürfte für die meisten der zuletzt festgestellten Engagements als Rückkaufniveau performancetechnisch erst ein Bereich zwischen 16.200 und 16.250 DAX-Zählern interessant sein und so dem DAX an dieser Stelle eine gewisse Stütze geben. Sollte es allerdings zu langfristigen Kapitalabflüssen – vornehmlich aus dem Ausland – kommen, dürften die jüngsten Engagements einer größeren Verkaufswelle nur wenig entgegenzusetzen haben.
Auch dürften die Short-Engagements nicht groß genug sein, um im Falle einer DAX-Erholung zu einer veritablen Shortsqueeze zu führen.
17. Januar 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 31% | 54% | 15% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +10% | -8% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.400 (-300 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -23 Punkte (-12 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 41% | 40% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | +7% | -1% | -6% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.400 (-300 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +1 Punkt (+8 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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