Aktienpreise steigen weiter, und etliche professionelle Skeptiker ziehen die Reißleine. Und realisieren lieber Verluste, wie Goldberg annimmt.
Die Preise deutscher Aktien bewegen sich ohne Rückschlag weiter nach oben. Da haben mit 13 Prozent etliche professionelle Anleger auf der Short-Seite aufgegeben und knapp die Hälfte ist direkt long gegangen. Mit Verlusten, vermutet Joachim Goldberg. Der Verhaltensökonom ahnt die Angst dahinter, bei weiteren Kursgewinnen zum Jahresende nicht angemessen positioniert zu sein. Der Sentiment-Index dieser Gruppe steht bei +3 Punkten deutlich höher als vor einer Woche.
Private Anleger seien von vorne herein in einer geschickteren Position gewesen. Deren Sentiment-Index steigt wegen einiger Wechsel von short auf long mit +12 Punkten leicht.
Unterm Strich hält Goldberg die Situation des Börsenbarometers immer noch für günstig. Der leichte Optimismus sei zu niedrig für eine stärkere Bedrohung des DAX.
30. November 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Noch gelingt es dem DAX, stichtagsbezogen zum Zeitpunkt unserer Stimmungserhebung jeweils ein Plus zu generieren. Und das jetzt schon zum siebten Mal in Folge. Aber der jüngste Zuwachs fällt mit 0,2 Prozent vergleichsweise mager aus und auch die Wochenbandbreite gehört mit knapp 1,7 Prozent zu den kleineren in diesem Jahr. Dennoch ist es bemerkenswert, dass der DAX im Rahmen der Ende September begonnenen Kursrallye in einer Größenordnung von mehr als 20 Prozent während der vergangenen vier Wochen noch keinen signifikanten Rücksetzer geliefert hat. Und insofern bot sich auch keine wirklich günstige Kaufmöglichkeit für diejenigen, die den Trend bislang verpasst haben.
Dabei ist es nicht so, dass es seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung keine besorgniserregenden Nachrichten gegeben hätte. Allein die Entwicklung der Covid-19-Politik in China hätte durchaus für mehr Sorgenfalten auf der Stirn von etlichen Investoren sorgen können. Und selbst die abermals enttäuschte Hoffnung, die strengen Maßnahmen dortzulande könnten kurzfristig gelockert werden, scheint auf den ersten Blick – dies vermittelt zumindest der Kursverlauf des DAX – weitgehend mit einem Achselzucken quittiert worden zu sein.
Die Geduld verloren
Betrachtet man indes die Stimmungsentwicklung bei den von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren, so wird deutlich, warum sich das Börsenbarometer während der vergangenen Tage doch recht gut geschlagen hat. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist mit einem kräftigen Plus von 19 Punkten auf einen neuen Stand bei +3 gestiegen. Nicht zuletzt, weil mehr als ein Viertel der zuletzt sich in der Mehrheit befindenden Bären die Geduld verloren zu haben scheint und seine Engagements zurückgedeckt hat – wiederum knapp die Hälfte von ihnen hat die Meinung sogar um 180 Grad von „bearish“ auf „bullish“ gedreht.
Am Ende ist die Gruppe der Pessimisten auf den Stand vom 26. Oktober zurückgefallen. Wenn man bedenkt, dass sich ein großer Teil der dahinterstehenden pessimistischen Positionen seither mehr oder weniger stark unter Wasser befand, könnte man den jüngsten Stimmungswechsel durchaus als eine verdeckte Kapitulation der Bären interpretieren.
Erfolgreiche Privatanleger
Auch bei den Privatanlegern hat sich ein Stimmungszuwachs ergeben, wenngleich in viel geringerem Ausmaß. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel hat sich nämlich um 5 Punkte auf einen neuen Stand von +12 befestigt. Der Zuwachs bei den Bullen in Höhe von 3 Prozentpunkten verteilt sich dabei fast zu gleichen Teilen zulasten der anderen beiden Gruppen.
Mit der heutigen Befragung hat sich die während der vergangenen Wochen zeitweise große Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren deutlich verringert. Und lässt man den Monat November Revue passieren, haben die teils deutlich positiver gestimmten Privatanleger insgesamt mehr von der DAX-Rallye profitiert als ihre zeitgleich mehrheitlich negativ gestimmten institutionellen Pendants. Deren jüngste Eindeckungen haben wahrscheinlich dafür gesorgt, dass sich der DAX-Rücksetzer zum Wochenbeginn in Grenzen hielt. Dass ein signifikanter Teil der Pessimisten ausgerechnet jetzt das Handtuch geworfen hat, mag aus der Angst heraus geschehen sein, im Falle einer sich fortsetzenden Rallye angesichts des nahen Jahresendes nicht angemessen positioniert zu sein.
Auch wenn durch die jüngsten Käufe der Pessimisten für den DAX im Falle eines doch noch erfolgenden Rücksetzers ein Teil möglicher Nachfrage auf niedrigerem Niveau weggefallen ist, bleibt die Situation des Börsenbarometers per Saldo immer noch günstig. Denn der heute festgestellte leichte Optimismus ist für sich betrachtet zu niedrig, um für den DAX eine stärkere Bedrohung darzustellen.
30. November 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 38% | 35% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | +6% | -13% | +7% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.430(+30 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +3 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -16 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 44% | 32% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | +3% | -2% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.430 (+30 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +12 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +7 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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