Die unsichere geopolitische Lage hat den Goldpreis auf ein neues Hoch gehievt. Auch die vergangenes Jahr so unbeliebten Gold-ETCs sind gefragt. Der Ölpreis ist hingegen gefallen, Öl-ETCs stehen auf den Verkaufslisten.
27. Februar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Abermals ein neues Allzeithoch bei Gold – auf 2.965 US-Dollar ist der Preis für die Feinunze am Montag dieser Woche geklettert. „Die Marke von 3.000 US-Dollar ist in greifbarer Nähe. Ihr Erreichen dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein“, meint Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Goldman Sachs hat seine Preisprognose deutlich angehoben und rechnet für Ende des Jahres nun mit 3.100 US-Dollar. Am Donnerstagmorgen sind es mit 2.887 US-Dollar wieder etwas weniger.
„Fortwährende geopolitische Spannungen, Bedenken über Zollmaßnahmen der USA, potenziell überbewertete Aktienmärkte und Anzeichen für eine schleichende Inflation befeuern das Edelmetall“, erklärt Mobeen Tahir vom Emittenten WisdomTree. Er weist aber auch darauf hin, dass bei anziehender Inflation und wieder steigenden Leitzinsen Gold als ertragslose Anlageform verlieren könnte. Ohne Auswirkungen werde hingegen wohl ein mögliches Friedensabkommen im Krieg Ukraine/Russland bleiben. „Die jüngsten Waffenstillstände in anderen Konfliktgebieten haben den Aufwärtskurs des Goldpreises nicht aufgehalten“, betont Tahir.
Martin Siegert von der LBBW weist darauf hin, dass der Silberpreis zwar weit unter seinem Allzeithoch liegt, dieses Jahr aber ebenfalls deutlich gestiegen ist. Seit Jahresanfang ergibt sich ein Plus von 9 Prozent. „Besonders für Silber könnte der Aufwärtstrend anhalten, da es in vielen Industriezweigen eine Schlüsselrolle spielt, etwa in der Automobil- und Elektronikbranche und der Photovoltaik“, erklärt er. Auch in der Künstlichen Intelligenz gewinne Silber an Bedeutung, insbesondere in Batterien, Computern und Rechenzentren.
Käufe, aber auch Gewinnmitnahmen
Edelmetall-ETCs verzeichneten in den vergangenen vier Wochen hohe Zuflüsse, wie WisdomTree berichtet. Für den Januar meldete das Analyse- und Handelshaus Crossflow Zuflüsse in Gold-ETCs in Europa in Höhe von 3,1 Milliarden Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten dominierten aber noch die Abflüsse mit 2,6 Milliarden Euro, auf Sicht von drei Jahren seien es sogar 9,9 Milliarden Euro.
ETC-Händler berichten von hohen Umsätzen mit Gold-ETCs. „Es sind meist Käufe“, stellt Moritz Kretschmann von Lang & Schwarz fest (IE00B4ND3602). „Es werden auch mal Gewinne mitgenommen, etwa im Invesco Physical Gold (IE00B579F325)“, berichtet Ivo Orlemann von der ICF Bank. Der ETC-Handel auf Xetra ist weiter von Gold-ETCs dominiert. Hohe Umsätze weist – wie immer – Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) auf. Viel um geht aber auch im Xtrackers IE Physical Gold (DE000A2T0VU5) und Invesco Physical Gold (IE00B579F325). Ebenfalls umsatzstark: Silber-ETCs wie der Invesco Physical Silver (IE00B43VDT70. Der Goldbestand von Xetra-Gold ist wieder gestiegen und liegt aktuell bei 173 Tonnen und damit über dem Niveau Ende 2024. Ende 2023 waren es allerdings noch 198,7 Tonnen.
Brent-Preis deutlich niedriger
Stark gefallen ist hingegen der Ölpreis. Das Barrel der Nordseesorte Brent kostet am Donnerstagmorgen 72 US-Dollar. Vor einem Monat waren es noch über 82 US-Dollar. „Die insgesamt eingetrübte Stimmung an den Finanzmärkten hat die Preise belastet“, erklärte Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank. Zusätzlich drückten die überraschend gestiegenen Ölreserven in den USA auf die Preise. WisdomTree meldet für die vergangenen vier Wochen Abflüsse aus Energie-ETCs. Hohe Xetra-Umsätze weist etwa der WisdomTree Brent Crude Oil (JE00B78CGV99) auf.
Industriemetallpreise: Teils angespannte Versorgungslage
Industriemetallpreise sind in diesem Jahr etwas gestiegen. So kostet Kupfer aktuell 9.403 US-Dollar, Anfang des Jahres waren es 8.846 US-Dollar. Der Aluminiumpreis klettert von 2.522 auf zwischenzeitlich über 2.700 US-Dollar. „Aluminium hat den höchsten Stand seit Monaten erklommen, begünstigt durch eine angespannte Versorgungslage, sich verbessernde Nachfrageaussichten und eine veränderte Handelspolitik“, erklärt Tahir. Etwa werde China seine Förderung nun beträchtlich drosseln. Die US-Zölle auf Aluminiumimporte von 25 Prozent würden die Preise wahrscheinlich ebenfalls in die Höhe treiben. Wie Tahir feststellt, verzeichneten Industriemetall-ETCs in den vergangenen vier Woche Nettozuflüsse auf niedrigem Niveau. „Zu den Spitzenreitern gehörte Aluminium (GB00B15KXN58).“ Immer viel gehandelt: der WisdomTree Industrial Metals (GB00B15KYG56).
Von Anna-Maria Borse, 27. Februar 2025, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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