Die Aussicht auf weiter fallende Zinsen, gute Quartalszahlen und das Ausbleiben einer US-Rezession stützen die Kauflaune. Höhepunkt der Woche: die EZB-Sitzung am Donnerstag.
14. Oktober 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ein gelungener Auftakt der US-Berichtssaison am Freitag sorgt für Rückenwind auch hierzulande, wichtiger bleibt allerdings die Aussicht auf weiter sinkende Zinsen. „Zinsfantasie ist derzeit der Treibstoff, der die Aktienmärkte am Laufen hält“, erklärt Claudia Windt von der Helaba.
Der DAX steht am Montagmorgen bei 19.367 Punkten nach knapp 19.374 Zählern am Freitag zu Handelsschluss. Das Rekordhoch von 19.491 Zählern von Ende September bleibt somit in Sicht. In den USA hatten Dow Jones und S&P 500 am Freitag wieder neue Allzeithochs erreicht.
„Mehr fundamentale Unterstützung für US-Aktien“
Heiß diskutiert wird weiter, ob die USA in eine Rezession rutschen werden. „In Amerika ist statt von ‚hard‘ oder ‚soft‘ eher von ‚no landing‘ auszugehen“, meint Robert Halver von der Baader Bank. US-Aktien erhielten angesichts zuletzt stabiler amerikanischer Frühindikatoren, solider Daten vom Arbeitsmarkt und einem stabilen Dienstleistungssektor wieder mehr fundamentale Unterstützung. In der Eurozone sorge das düstere Konjunkturbild für rückläufige Inflationsraten. Daher werde die EZB auf ihrer Sitzung diese Woche ihre Zinsen erneut um 0,25 Prozentpunkte senken. „Damit erhalten auch Europas Aktien mehr geldpolitischen Rückenwind“, betont Halver.
Historie spricht für steigende Kurse
Nach Einschätzung der Commerzbank ist eine US-Rezession zuletzt unwahrscheinlicher geworden. „Bleibt diese tatsächlich aus, dürften beim DAX die Chancen überwiegen“, betont Analyst Bernd Weidenstein. Das zeige ein Blick in die Vergangenheit. So sei der DAX nach ersten US-Notenbank-Leitzinssenkungen, denen keine Rezession folgte – konkret 1984, 1989, 1995 und 1998 –, im folgenden Jahr regelmäßig weiter gestiegen. Dagegen sei der Index nach ersten Leitzinssenkungen 1981, 2001, 2007 und 2019 mit folgenden Rezessionen jeweils unter Druck geraten.
„DAX noch immer moderat bewertet“
Markus Reinwand von der Helaba weist darauf hin, dass das vierte Quartal historisch betrachtet die beste Phase für Aktien ist. „Sowohl der S&P 500 als auch der DAX legten im Durchschnitt der vergangenen 58 Jahre in diesem Zeitfenster am stärksten zu.“ Entscheidend ist Reinwand zufolge aber aktuell ebenfalls die Perspektive auf weiter sinkende Leitzinsen. „Insgesamt betrug die auf das Jahr umgerechnete Performance während Zinssenkungsphasen im Durchschnitt 13 Prozent“, berichtet der Analyst. Positiv für den DAX sei zudem eine noch immer moderate Bewertung mit Kursen nur leicht oberhalb des fairen Werts von derzeit 18.500 Punkten. Der Helaba-BEST-Indikator – bestehend aus Kurs-Gewinn-, Kurs-Cashflow- und Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie Dividendenrendite – empfiehlt aktuell allerdings nur eine Halten-Position.
Höhepunkt der Woche ist die EZB-Sitzung am Donnerstag. Außerdem wichtig: die Berichtssaison. Am Freitag hatten in den USA bereits JP Morgan und Wells Fargo ihre Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht, in dieser Woche geht es weiter mit unter anderem Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America und Morgan Stanley. Hierzulande legt Sartorius die Bücher offen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 14. Oktober
USA: Columbus Day. Bondmärkte geschlossen.
Dienstag, 15. Oktober
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen Oktober. Der erste Stimmungstest unter den Finanzmarktanalysten hat laut DekaBank mit einer Stimmungsaufhellung überrascht. Damit stünden die Vorzeichen auch für die deutsche ZEW-Umfrage gut.
Donnerstag, 17. Oktober
14.45 Uhr. Eurozone: Zinsentscheid der EZB. Erwartet wird, dass die Zentralbank den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent senken wird.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze September. Die Commerzbank prognostiziert ein solides Plus. Der private Verbrauch sei damit im abgelaufenen Quartal wieder ein wichtiger Wachstumstreiber gewesen.
Freitag, 18. Oktober
4.00 Uhr. China: BIP 3. Quartal, Industrieproduktion/Einzelhandelsumsatz September. Die Daten zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal sowie die Monatsdaten für September dürften der DekaBank zufolge die schlechte Verfassung der Konjunktur bestätigen.
Von Anna-Maria Borse, 14. Oktober 2024, © Deutsche Börse AG