Die von US-Zentralbankchef Powell in Jackson Hole bestätigten Zinshoffnungen unterstützen die Aktienmärkte. Die jüngsten Allzeithochs sind fast wieder erreicht. Ein weiterer Grund: gute Unternehmensgewinne.
26. August 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Zinssenkung der US-Notenbank im September scheint mittlerweile ausgemacht, und das freut die Börsen. Die Zeit für fallende Leitzinsen sei gekommen, hatte US-Notenbankchef Jerome Powell auf der stark beachteten Rede auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole am Freitag gesagt. „Die Börsen setzen klar auf die geldpolitische Karte. Die Fed wird auf absehbare Zeit vom Feind zum Freund der Aktienmärkte“, kommentiert Robert Halver von der Baader Bank.
Auch die zwischenzeitlichen Irritationen durch die wieder offene US-Präsidentschaftswahl klängen ab. „Beide Seiten, die Roten und die Blauen, werden sicherlich mit noch mehr Staatsverschuldung die Wirtschaft ankurbeln“, meint Halver. Vor allem sei mit umfangreichen Infrastrukturinvestitionen zu rechnen. Ermutigende fundamentale Signale kämen zudem von Unternehmensseite. „Ihre positiven Ausblicke wurden in der Berichtssaison bestätigt. Weltweit sind die Gewinnerwartungen mindestens robust.“
Die US-Börsen hatten den Freitag mit Gewinnen geschlossen. S&P 500 und Dow Jones sind nicht mehr weit von den Mitte Juli erreichten Allzeithochs entfernt. Der DAX steht am Montagmorgen bei Punkten, am Freitag war der Index bei 18.633 aus dem Handel gegangen.
„Anfälligkeit bleibt“
Nach Einschätzung von Martin Zurek von der Weber Bank bleiben die Märkte allerdings anfällig. „Geopolitische Risiken wie die Spannungen zwischen den USA und China, der Krieg in der Ukraine sowie die Instabilität im Nahen Osten könnten weiterhin Druck auf die Finanzmärkte ausüben“, meint der Portfoliomanager. Zudem bleibe die Zinspolitik der US-Notenbank ein entscheidender Unsicherheitsfaktor. Die Bank erwartet weiterhin zwei Zinssenkungen der US-Notenbank bis zum Jahresende. „Damit sind wir etwas skeptischer bezüglich der Zinsfantasie als die Mehrheit der Marktteilnehmer.“
Trotz saisonal schwachem September: Gewinne stützen
„Der DAX hat sich überraschend schnell von seinem Schwächeanfall Anfang August erholt, da sich die Gewinnerwartungen für die DAX-Unternehmen weiterhin robust entwickeln“, erklärt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Diese erwartet zwar auch für den saisonal oft schwächeren September eine nervöse Börsenentwicklung mit erhöhten Kursschwankungen. „Solange jedoch die DAX-Gewinnerwartungen nahe ihrem Allzeithoch stabil bleiben, sollte sich der DAX nach Rückschlägen schnell wieder erholen.“
Charttechnik spricht für DAX
Das technische Bild ist nach den jüngsten Kursgewinnen freundlich, wie Ralf Umlauf von der Helaba erklärt: Stochastic, MACD und DMI stünden auf Kauf. „Jedoch sind auch Überverkauftsignale vorhanden, weshalb es dem DAX wohl schwerfallen dürfte, ein neuerliches Impulshoch anzusteuern.“ Hürden fänden sich am jüngsten Hoch und bei 18.779 Punkten, Unterstützungen bei 18.332 und um 18.250.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 26. August
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima August.
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter Juli. Da Flugzeugbauer Boeing im Juli wieder ein Order-Plus gemeldet hat, rechnet die Helaba mit deutlich positiven Indikatoren.
Donnerstag, 29. August
11.00 Uhr. Eurozone: Economic Sentiment August. Das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum bleibt laut DekaBank unterdurchschnittlich.
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise August. Nach dem Rückgang von ihrem Höhepunkt bei 8,8 Prozent Ende 2022 ist die Inflation im Juli auf 2,3 Prozent gefallen, wie die Helaba feststellt. Sie erwartet für den August einen weiteren Rückgang, vor allem wegen niedrigerer Energiepreise.
Freitag, 30. August
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote August. Die Beschäftigung in Deutschland ist laut Helaba zwar bis zuletzt gestiegen, die Zuwächse seien allerdings in den vergangenen Quartalen zurückgegangen. Zugleich würden Jobs im Wesentlichen in vorwiegend öffentlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen geschaffen.
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise August. Die Inflation im Euroraum dürfte relativ deutlich auf 2,2 Prozent nachgelassen haben, meint die DekaBank. Für die Kerninflationsrate erwartet die Bank lediglich eine leicht sinkende Tendenz auf 2,8 Prozent.
14.30 Uhr. USA: Deflator privater Konsum Juli. Analysten rechnen damit, dass das von der US-Notenbank stark beachtete Inflationsmaß von 2,5 Prozent auf 2,6 Prozent gestiegen ist, die Kernrate von 2,6 auf 2,7 Prozent, wie die Deutsche Bank berichtet. Falle die Preissteigerung stärker aus als erwartet, werde sich das am Markt eingepreiste Maß an Zinssenkungen wohl wieder verringern.
Von Anna-Maria Borse, 26. August 2024, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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