Der Zertifikate-Handel floriert trotz anhaltender Marktkorrektur. Vor allem Papiere auf Trendthemen wie CO2, Biotechnologie, Kryptos und Öl werden gekauft.
17. Januar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Von den Preisdellen lassen sich Zertifikate-Anleger*innen derzeit kaum beeindrucken. Die Umsätze sind hoch.
„Obwohl der Ausflug des DAX über die Marke von 16.000 Punkten nur von kurzer Dauer war, sehen wir regen Handel, bei dem Käufer und Verkäufer ausgeglichen sind“, berichtet Atakan Sahin von der ICF Bank vom Frankfurter Parkett. Neben dem DAX als Basiswert (DE0008469008) würden vor allem Produkte auf Einzelaktien und Krypto-Währungen gehandelt.
Hohe Umsätze – aktive Kunden
Nach Einschätzung Anouch Wilhelms von der Société Générale knüpfen die Umsätze an die positive Entwicklung des Vorjahres an: „Diejenigen, die im Markt drin sind, handeln sehr aktiv.“ Beliebteste Basiswerte seien DAX, Nasdaq Composite (US6311011026) und Gold (XC0009655157. In den Top Ten befänden sich zudem BioNTech und Tesla . „Sie dürften vor allem DIE Aktien junger Anleger sein“
„Viele Themen aus dem alten Jahr begleiten uns weiter“, berichtet Simon Görich von der Baader Bank. Die anhaltende Chipkrise zum Beispiel werde rege zum Investieren genutzt: So vermerkt Görich, dass die Anleger*innen in Erwartung weiter steigender Kurse einen Call auf AT&T (<DE000SF1WDA8>) sowie einen Open End Turbo Bull der Citigroup auf Taiwan Semiconductors (<DE000KE55PS0>) kaufen.
Die einsetzende Erholung einiger Aktien von Pandemie-Gewinnern zeige sich auch bei exotischeren Anlagemöglichkeiten: Unter den Favoriten der Baader-Kunden sei laut Görich auch ein Turbo Bull auf Mercadolibre (<DE000KF66GA1>), begeben von der Citigroup. Mercadolibre ist ein lateinamerikanischer E-Commerce-Anbieter und Kooperationspartner der US-Plattform Ebay.
Die Chance auf mehr Reisetätigkeit drücke sich bei TUI aus: Wilhelms sieht viele Käufe bei einer Aktienanleihe des Reiseveranstalters mit Basispreis 1,50 Euro und einem Kupon von 5,75 Prozent (<DE000SH0WXK5>).
Wilhelms
Zyklische Einzeltitel und Öl-Produkte profitieren von Konjunktur-Erwartungen
Die erwartete Konjunktur-Erholung werde bereits jetzt mit Rohstoff-Derivaten, aber auch Produkten auf konjunktursensitive Einzeltitel umgesetzt: Bei Sahin kauften die Kund*innen einen Call auf Rio Tinto (<DE000HR9SZC7>) mit Laufzeit bis Jahresende. „Hier spiegeln sich konjunkturellen Hoffnungen wieder, die auch der Anstieg der Ölpreise abbildet.“
Das Fünfjahreshoch von Brent erfährt seine direkte Umsetzung im Derivate-Handel der Société Générale: So habe sich ein Tracker-Zertifikat auf Brent (diese Ölsorte werde bei der Société Générale deutlich stärker gehandelt als WTI) mit unbegrenzter Laufzeit auf Jahressicht fast im Kurs verdoppelt und stehe dennoch weiter hoch im Kurs der Anleger*innen.
Kryptos korrigieren – und werden dennoch gekauft
Die deutliche Korrektur der Krypto-Währungen führe laut Sahin keineswegs zu einer Panik. „Kryptos sind ein echter Bestandteil unserer Börse geworden und derzeit mit Abstand Umsatzspitzenreiter.“ Derzeit würden ein Tracker-Zertifikat auf Ethereum von Vontobel (DE000VQ552V2) und ein entsprechendes Bitcoin-Pendant (DE000VQ63TC1) besonders häufig gekauft.
Bei Wilhelms erweisen sich nachhaltige Anlage-Möglichkeiten als Dauerbrenner. Er sieht eine weiter hohe Nachfrage nach einem Open-end-Tracker-Zertifikat auf CO2-Emissionsrechte (ICE EUA Future) von Société Générale (DE000CU3RPS9): „Es ist erneut in der Liste der beliebtesten fünf Anlage-Zertifikaten.“ Auch bei Görich gehört das Produkt zu den gefragtesten Titeln. Hier seien die Umsätze gerade auf der Kaufseite hoch.
von: Antje Erhard 20. Januar 2022, © Deutsche Börse AG