Beruhigung ja, aber vor allem am Aktienmarkt. Während die Sorge um Trumps Kurs in Sachen Zölle und Gaza bei Aktien verflogen scheint, herrscht am Anleihemarkt noch Unsicherheit.
7. Februar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Aktienmärkte – speziell in Deutschland – sind in Partylaune, mit einer neuen Bestmarke im frühen Handel. An den Anleihemärkten spiegeln sich die Sorgen um Donald Trumps Politik aber durchaus wider. Im Wochenvergleich sind die Renditen abermals gefallen, als sicher geltenden Bundesanleihen und US-Treasuries sind gefragt.
„Ausschlaggebend waren wohl unter anderem die von Trump angedrohten und teilweise auch eingeführten Zölle, die die Risikofreude verringerten und die Sorgen um die europäische Wirtschaft weiter verstärkt haben“, erklärt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Auch ICF-Händler Arthur Brunner verweist auf die Zölle und außerdem den Gaza-Vorschlag von Trump, also die Palästinenser umzusiedeln und Gaza als „Riviera des Nahen Ostens“ aufzubauen. „Das hat zu Unsicherheit geführt.“
Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmittag mit 2,36 Prozent nach 2,48 Prozent vor einer Woche. Mitte Januar waren es noch über 2,62 Prozent. In den USA sind es aktuell 4,43 Prozent nach 4,53 Prozent vergangenen Freitag.
Unsicherheit drückt Risikofreude
Signale über die weitere US-Leitzinsentwicklung werden von den US-Arbeitsmarktzahlen heute Nachmittag und den am kommenden Mittwoch anstehenden neuesten US-Inflationszahlen erwartet. „Insgesamt kann der Rentenmarkt in Europa aufgrund des Arbeitsmarktberichtes und der Inflationsdaten aus den USA kaum auf Rückenwind hoffen“, erklärt Siemßen. Er geht davon aus, dass sich die Renditen in ihrer neuen – niedrigeren – Handelsspanne etablieren. Denn die trüben Wachstumsaussichten und die Unsicherheit in Bezug auf die US-Handelspolitik würden die Risikostimmung wohl weiter drücken. „Das schlägt sich typischerweise in fallenden Renditen der als sicher geltenden Bundesanleihen nieder.“
Deutsche Langläufer gesucht – und türkische Lira-Bonds
Insgesamt geht es im Anleihehandel momentan eher ruhig zu. „Anleihen stehen im Schatten von Aktien“, bemerkt Brunner. Viele Käufe sieht er für eine langlaufende Bundesanleihe mit Fälligkeit 2048, Kupon von 1,25 Prozent und aktueller Rendite von 2,58 Prozent (DE0001102432).
Einiges los ist laut Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank weiter in türkische Lira-Bonds, etwa von der Asian Development Bank mit Laufzeit bis 2028 (XS2840132802) mit Käufen sowie der European Bank for Reconstruction and Development bis 2036 (XS2795696108) mit Käufen und Verkäufen. Die Renditen liegen aktuell bei 30 beziehungsweise 34 Prozent. Die Inflationsrate in der Türkei sinkt seit vergangenem Sommer, im Januar lag sie aber immer noch bei 42 Prozent.
Lufthansa und Fresenius beliebt
Im Handel mit Unternehmensanleihen ziehen unverändert bekannte Namen. Laut Daniel ist etwa die bis 2028 laufende Lufthansa-Anleihe (XS2892988275) gefragt, die aktuell mit 2,97 Prozent rentiert, ebenso Bonds von Fresenius mit Laufzeit bis 2030 und aktuell 2,78 Prozent (XS2482872251). Zum Teil würden auch kurzlaufende Anleihen verkauft, wenn auch nicht im großen Stil. „Das könnten Umschichtungen in Aktien, Gold oder Kryptowährungen sein, anders kann man das nicht erklären“, meint der Händler. Ein Beispiel: die schon am 27. März fällige SAP-Anleihe (DE000A14KJF5).
Neuer Nordic Bond von SGL
Am Primärmarkt war diese Woche einiges los, wie Brunner meldet. So kam IBM mit Bonds in Euro und US-Dollar auf den Markt, mit unterschiedlichen Laufzeiten, allerdings hoher Mindestanlagesumme. Bei 1.000 Euro liegt die Stückelung hingegen bei einem neuen Nordic Bond der SGL Group mit Fälligkeit 2031 (NO0013469957), wie Brunner berichtet. „Wir sehen schon erste Käufe.“ Nordic Bonds sind eine spezielle Form von Unternehmensanleihen, die meist norwegischem oder schwedischem Recht unterliegen. Für sie wurde eine besondere, weitgehend standardisierte Dokumentation entwickelt. Sie sind zudem meist variabel verzinst.
Bei Staatsanleihen kam Brunner zufolge unter anderem Rumänien auf den Markt, eine Tranche mit Laufzeit von fünf Jahren und Kupon von 5,25 Prozent (XS2999533271), die andere mit neun Jahren und 6,25 Prozent (XS2999552909). Mindestanlagesumme auch hier: 1.000 Euro.
Von Anna-Maria Borse, 7. Februar 2025, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
Feedback und Fragen an redaktion@deutsche-boerse.com