Die geringe Dynamik an den Aktienmärkten lässt Profis auch auf kleine Bewegungen reagieren und Private passiv bleiben. Was dem Markt wenig Potential verschafft, wie Goldberg analysiert.
Geringe Handelsspanne, mickriges Kursplus sind das Ergebnis der betrachteten Handelswoche. Darauf reagieren die Institutionellen mit 4 Prozent Käufen und 7 Prozent Glattstellungen der Short-Positionen. Der Sentiment-Index dieser Gruppe ist um 11 Punkte auf -14 gestiegen. Private bleiben eher passiv und bewegen sich kaum mit einer Marktstimmung bei -17 Punkten. Für Goldberg sind die Profis in der relativen Betrachtung eher neutral und die Privaten deutlich pessimistischer eingestellt.
Unterm Strich traut der Verhaltensökonom keinen echten Einfluss auf die Preisentwicklung zu. Er erwartet eine anhaltende Seitwärtsbewegung mit einer Untergrenze bei 15.550/15.600, bis langfristige Kapitalströme diesen Trend aus dem Gleichgewicht bringen werden.
5. Juli 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die erste Hälfte des Jahres 2023 liegt nun hinter uns und es gibt nicht wenige Kommentatoren, die die Entwicklung an den Aktienmärkten dies- und jenseits des Atlantiks während dieser Zeit als eine der „eigenartigsten“ und am wenigsten vorhersehbaren der jüngeren Börsengeschichte bezeichnen. Und trotz einer Bankenkrise und Leitzinserhöhungen der Notenbanken kann man feststellen, dass sowohl der breitgestreute US-Aktienindex S&P 500 als auch der DAX seit Jahresanfang eine eindrucksvolle Rallye hingelegt haben. Indes: Der hiesige DAX konnte im zweiten Quartal dieses Jahres das in den ersten Monaten vorgelegte Tempo längst nicht mehr halten und produzierte nur noch ein Plus von 3,3 Prozent. Auch die Handelsspanne von rund 6 Prozent fiel ausgesprochen dürftig aus und war so niedrig wie zuletzt im vierten Quartal 2017.
In dieses Bild der relativen Ruhe – auch verursacht durch das verlängerte Feiertagswochenende in den USA – passt die Entwicklung des Börsenbarometers seit unserer vergangenen Stimmungserhebung mit einer Range von 1,8 Prozent inklusive eines temporären Ausflugs des DAX an der Oberseite in ähnlicher Größenordnung, von dem im Wochenvergleich allerdings nur noch ein Plus von 0,2 Prozent übrig blieb.
Window-Dressing zum Halbjahresultimo?
Unterdessen hat sich die Stimmung der von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren mittlerweile wieder gebessert, so dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 11 Punkte auf einen neuen Stand von -14 Punkte steigen konnte. Dabei ist das Bärenlager um 7 Prozentpunkte geschrumpft. Etwa die Hälfte der ehemaligen Pessimisten hat seine Engagements glattgestellt, während die andere Hälfte direkt zu den Bullen gewechselt ist und die Position damit um 180 Grad gedreht hat. Allerdings ist dabei nicht gesichert, ob diese jüngsten Positionsveränderungen dem Halbjahresultimo geschuldet waren.
Immerhin bleibt bemerkenswert, dass es seit unserer vergangenen Stimmungserhebung keine wesentlich günstigeren Einstiegsmöglichkeiten für Aktienkäufe gegeben hat. Tatsächlich lässt sich feststellen, dass das Stimmungsbild nunmehr fast wieder mit dem von vor drei Wochen identisch ist – jedoch stand der DAX zum damaligen Erhebungszeitpunkt rund 2 Prozent höher als heute.
Wo der Pessimismus tatsächlich sitzt
Die Stimmung der Privatanleger ist dagegen unverändert geblieben: Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index liegt nach wie vor bei -17, wobei allerdings die Polarisierung zwischen Bullen und Bären geringfügig zurückgegangen ist. Mit anderen Worten: Die überwiegend pessimistisch eingestellten Privatanleger haben sich trotz der temporären DAX-Erholung nicht aus der Ruhe bringen lassen und haben die damit verbundenen kurzfristigen Buchverluste offenbar gut weggesteckt.
Mit der heutigen Stimmungserhebung sind die Sentiment-Indizes der privaten und institutionellen Investoren nicht nur wieder näher zusammengerückt, auch wenn die jüngsten Käufe der institutionellen Investoren dem DAX nicht zu nachhaltiger Stärke verholfen haben. Vielmehr zeigt sich in der relativen Sicht auf drei und sechs Monate, dass der Pessimismus bei den Privatanlegern deutlich ausgeprägter als bei den institutionellen Pendants ist. Letztere geben sich – bezogen auf diese beiden Zeitfenster – tatsächlich weniger pessimistisch, sind eigentlich fast neutral eingestellt. Dies ist insofern wenig erstaunlich, befindet sich der DAX doch zum Erhebungszeitpunkt ziemlich genau in der Mitte der im zweiten Quartal 2023 zurückgelegten Handelsbandbreite.
Die heutige Stimmungserhebung führt aber auch zu der Erkenntnis, dass zumindest die heimischen Investoren wahrscheinlich keinen großen Trend lostreten werden. Die damit verbundene Seitwärtsbewegung, deren Untergrenze vermutlich im Bereich 15.550/15.600 liegen könnte, kann folglich wohl nur durch langfristige Kapitalströme (auch aus dem Ausland) aus dem Gleichgewicht gebracht werden.
5. Juli 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 42% | 30% |
ggü. letzter Erhebung | +4% | -7% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.950 (+20 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -14 Punkte (+11 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 27% | 44% | 29% |
ggü. letzter Erhebung | -1% | -1% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.950 (+20 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -17 Punkte (unverändert zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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