Auf die starken Kursgewinne im Verlauf reagieren viele mit Gewinnmitnahmen und ziehen sich an die Seitenlinie zurück. Ob das den Markt weiter festigen kann, weiß Joachim Goldberg.
Auf die neuen Rekordstände und den Fall der 20.000er Marke haben etliche der hiesigen Anlegerinnen und Anleger mit Gewinnmitnahmen reagiert. 5 Prozent der Profis und 7 Prozent der Privaten trennten sich von Aktien, alle Profis und die Mehrheit der Privaten wechselten auf die Seitenlinie. Die Sentiment-Indizes beider Gruppen sind gefallen, stehen jetzt bei -5 und +8 Punkten noch ziemlich weit auseinander. Buchgewinne sieht Joachim Goldberg als Hauptmotivation dahinter.
Die Akteure auf der Shortseite sieht der Verhaltensökonom überwiegend im Minus. Davon rechnet er bei fallenden Kursen ab 19.700/750 mit Eindeckungen. Wobei sich diese Linie mit den kommenden Feiertagen weiter nach oben schieben sollte. An der Oberseite seinen jetzt weniger bremsende Verkäufe zu erwarten. Unter dem Strich stünden die Vorzeichen für den DAX weiter im grünen Bereich.
11. Dezember 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Wenn wir seit unserer vergangenen Stimmungserhebung für den DAX noch einmal vier neue Allzeithochs vermelden dürfen, werden wir zumindest unserer Chronistenpflicht gerecht. Denn mit diesen neuen Rekordständen ging gerade einmal ein zeitweiser Kursanstieg von 1,3 Prozent einher, und am Ende des Berichtszeitraums blieb davon nur noch etwa die Hälfte übrig. Das fühlt sich vordergründig so an, als ob dem DAX womöglich die Luft ausgegangen sei.
Andererseits haben sich die Börsianer offenbar von den geopolitischen Nachrichten, etwa zum Sturz des Assad-Regimes, nicht beeinflussen lassen. Vielmehr konnte man den Eindruck bekommen, dass sich viele Akteure mental auf das Vorweihnachtsgeschäft eingerichtet haben. Auch wenn mit den kommenden Zentralbanksitzungen von EZB (Donnerstag) und Fed (kommenden Mittwoch) in Kombination mit zu erwartenden Inflationsdaten aus den USA den Börsianern noch einige – vermutlich jedoch überschaubare – Ereignisrisiken bevorstehen.
Aktive Gewinner, gefesselte Verlierer
Immerhin haben einige institutionelle Investoren mit mittelfristigem Horizont den neuerlichen Anstieg des DAX zu Gewinnmitnahmen genutzt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche zum dritten Mal hintereinander gefallen, und zwar um 5 Punkte auf einen neuen Stand von -5. Dass diese jüngste Veränderung vergleichsweise niedrig ausfällt, verdankt sich vormaligen Optimisten, die sich fast vollumfänglich (es handelt sich um 5 Prozent aller Befragten) zu den neutral gestimmten Investoren begeben haben. Im gleichen Zuge hat sich das Lager der Pessimisten allerdings nicht erhöht, ist aber gegenüber der Vorwoche per Saldo unverändert geblieben. Mit anderen Worten: Aktiv waren nur diejenigen, die Gewinne auf der Uhr hatten.
Eine stärkere Veränderung hat es indes bei den Privatanlegern gegeben, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index um 10 Punkte auf einen neuen Stand von +8 gefallen ist. Es handelt sich dabei übrigens um den niedrigsten Optimismus seit drei Monaten. Unter dem Strich ist es nicht nur zu Gewinnmitnahmen bei den Optimisten gekommen, deren Anteil sich um 7 Prozentpunkte verringert hat. Knapp ein Drittel der Wechselwilligen hat sich sogar direkt auf die Short-Seite begeben. Interessanterweise haben wir bei den über Social Media befragten, überwiegend optimistischen Anlegenden nur wenig Veränderung feststellen können. Der größte Teil der jüngsten Positionsverschiebungen geht nämlich auf die übrigen Privatanleger zurück, denen wir nunmehr sogar einen leichten Pessimismus bescheinigen möchten.
Zeit drängt die Bären
Mit der heutigen Befragung gehen also viele Privatanleger – möglicherweise auch wegen der oben genannten bevorstehenden Ereignisse – keine großen Risiken ein. Dabei dürfte der Abbau der bullishen Positionen wegen der bis dato aufgelaufenen Buchgewinne neben allen anderen Argumenten das gewichtigste gewesen zu sein. Ähnliches sehen wir auch auf der institutionellen Seite, wo die Gewinne auf einige bullishe Engagements realisiert wurden.
Auf der Shortseite hat sich naturgemäß nur ganz wenig getan, da sich gerade die während der vergangenen drei Wochen eingegangenen bearishen Engagements (es handelte sich um knapp die Hälfte aller Pessimisten per heute) überwiegend im Verlustbereich befinden dürften. Deren Nachfrage erwarten wir in erster Linie nach wie vor im Bereich von 19.700/750 DAX-Zählern, wobei die Bereitschaft, Short-Positionen auch auf höherem Niveau einzudecken, mit den näher rückenden Weihnachtsfeiertagen steigen dürfte. Auf der anderen Seite hat sich die Angebotssituation an der Oberseite gegenüber der Vorwoche verschlechtert, so dass wir im Falle eines erneuten DAX-Anstiegs wenig Widerstand erwarten. Zumal in diesem Fall einige der Pessimisten von heute nicht tatenlos zusehen und womöglich die Notbremse ziehen werden. Unter dem Strich bleiben die Vorzeichen für den DAX also positiv.
Von Joachim Goldberg
11. Dezember, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 35% | 40% | 205% |
ggü. letzter Erhebung | -5% | +0% | +5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 20.300 Punkte (+110 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -5 Punkte ( -5 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 44% | 36% | 20% |
ggü. letzter Erhebung | -7 | +3% | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 20.300 Punkte (+110 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 8 Punkte (-10 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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