Silber, Tesla, Bitcoin sowie sauberer Wasserstoff und Cannabis gehören zu den viel beachteten Themen im Zertifikate-Handel. Optimistisch geben sich Anleger hinsichtlich SAP und TUI.
11. Februar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). „Großwetterlagen“ als auch Trading-Opportunitäten trieben Simon Görich zufolge in den vergangenen Wochen die Aktivitäten im Zertifikate-Handel. „Neben dem DAX spielten unter anderem der Machtwechsel im Weißen Haus oder nach wie vor die Corona-Problematik tragende Rollen“, fasst der Baader Bank-Händler zusammen. Zu den beliebtesten Basiswerten gehörten Pharma-Aktien, während überzeugende Quartalszahlen den Anlegerfokus auf Technologiewerte gelenkt hätten.
Überdurchschnittliche Nachfrage habe es beispielsweise nach einem im September 2021 fälligen Produkt auf Microsoft (<CH0522350062>) gegeben, das wertlos wird, sollte der Aktienkurs des Unternehmens bei Ausübung unter 230 US-Dollar liegen. Aktuell notiert der Wert um 242 US-Dollar.
Silber schlägt Gold
Auf die Kapriolen des Silberpreises reagierten Anleger laut Markus Königer von der ICF Bank mit Positionierungen in einem Index-Zertifikat auf das Edelmetall (DE000DZ0B773). Steigende Preise erwarteten auch Käufer von gefragten Hebelprodukten auf Silber mit Knock-Out-Schwellen von 23,31 (<DE000VQ16DM2>) und 21,31 US-Dollar pro Feinunze (<DE000VP6C414>). „Durch den Hype schaffte es Silber als Basiswert in unserer Umsatzstatistik weit nach vorn und liegt anders als üblich noch vor Gold.“
Anouch Wilhelms von der Société Générale registriert reges Interesse an einem Discount-Zertifikat auf Silber (<DE000SB4ET38>) mit einem Cap von 31 US-Dollar. Zu den meist gehandelten Hebelprodukten zähle ein Turbo-Optionsschein (<DE000SB29R39>) mit einer Schwelle von 20 US-Dollar.
Wilhelms
Die „Attacke der Kleinanleger“ rund um die Plattform Robin Hood boten nach Ansicht Görichs auch für seine Kunden Trading-Ansätze. Häufig gespielt worden sei ein Zertifikat (<DE000SD9G5C0>), das bei Berühren oder Unterschreiten von 25,47 US-Dollar pro Feinunze Silber verfällt.
Edelmetall ist keine Aktie
Für Eugen Weinberg von der Commerzbank erwies sich der Silbermarkt für manch einen Privatanleger wohl als zu harte Nuss. Der recht große und sehr liquide Terminmarkt biete weniger Angriffsfläche für Spekulanten als so manche Aktie. Die Attacke selbst sei zudem nicht so stark ausgefallen. Für den Rohstoffanalysten zweifelten Privatanleger zu recht am Sinn der Aktion, da Großanleger bei Silber per Saldo positiv gestimmt seien. Der Silberpreis bewegte sich auf Monatssicht in einer Spanne zwischen 24 und 30 US-Dollar pro Feinunze und liegt aktuell bei gut 27 US-Dollar.
Meinungen zu Tesla gehen auseinander
Tendenziell short positionieren sich die Kunden der Société Générale hinsichtlich Tesla. Puts auf die Aktie des US-Produzenten von Elektroautos mit Schwellen von 1.112 (<DE000SB96BG8>) und 1.102 US-Dollar (<DE000SB96BH6>) kämen besonders häufig zum Tragen. Käufer eines Faktor 10-Optionsscheins (<DE000SB5AZR6>) setzten derweil auf weiter steigende Kurse.
Königer nennt ein gefragtes am 19. Februar fälliges Papier auf Tesla (<DE000VQ13QH1>), das verfällt, sollte die Aktie bei Ausübung unter 900 US-Dollar liegen.
Musk treibt Bitcoin-Nachfrage
Mit seiner Bitcoin-Investition in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar sorgte Tesla-Chef Elon Musk jüngst für zusätzlichen Schub bei der Digitalwährung. Gegenwärtig kostet ein Bitcoin über 45.000 US-Dollar. „Kunden können bei Tesla nun auch mit Bitcoin bezahlen“, stellt Königer fest, der von sehr starker Nachfrage nach einem entsprechenden Zertifikat (<DE000VL3TBC7>) spricht. Dieser bei der ICF Bank meist gehandelte Wert würde zehnmal so häufig gekauft wie das zweitplatzierte Derivat. „Für schwache Nerven ist das Papier allerdings nichts.“ Es koste mittlerweile über 3.600 Euro und sei zudem ausverkauft. „Kurse stellen können wir nur, wenn ein anderer verkauft.“
Nicht wenige Marktbeobachter warnen davor, dass die Bitcoin-Blase jederzeit platzen könne. Einen inneren Wert besitze die digitale Währung nicht, der Kurs werde allein von Angebot und Nachfrage bestimmt. "Wer Lust am Zocken hat, der kann auch ins Spielkasino gehen", rät zum Beispiel Markus Richert von Portfolio Concept. Dort gebe es geradezu traumhafte Gewinnchancen im Vergleich zu einer Wette auf Digitalwährungen.
Sauberer Wasserstoff und Cannabis überzeugen
Auffällig viel Interesse verbucht Königer an einem Partizipationszertifikat (DE000VP2HYD0) mit Aktien von Unternehmen aus der Wasserstoffindustrie. Dieses basiert auf dem Solactive Hydrogen Top Selection Index, der 15 Unternehmen aus den USA und Europa, die aus erneuerbaren Energien gewonnenen Wasserstoff als Treibstoff voranbringen wollen. Ein Anlagezertifikat mit Bezug zum Aktionär North America Cannabis Select 10 Performance Index (DE000VE21CB3) lande ebenfalls verstärkt in den Depots.
Optimistisch für SAP und TUI
Wilhelms Liste der meist gehandelten Werte enthält ein klassisches Discount-Zertifikat auf SAP (<DE000SD1BYZ7>), das die Rückzahlung auf 108 Euro begrenzt. Die Rendite basierend auf dem aktuellen Kurs für das im März fällige Produkt beziffert der Derivate-Experte mit 3,5 Prozent. Ein gefragter bis Juni laufender so genannter Inliner-Optionsschein (<DE000SB6GKZ6>) bringe Anlegern 10 Euro, sofern sich der Kurs der SAP-Aktien in der Beobachtungsperiode immer zwischen 90 und 135 Euro bewegt. Gesucht sei zudem ein klassisches Bonuszertifikat auf TUI (<DE000SR8MXC4>).
„Anlagezertifikate werden häufig in Verbindung mit deutschen Aktien gekauft“, meint Wilhelms. Das liege nicht zuletzt an der Währung. „Fremdwährungsprodukte können schnell eine Minusrendite einfahren, selbst wenn Anleger mit ihrer Einschätzung richtig richtig liegen.“
von Iris Merker
11. Februar 2021, © Deutsche Börse AG