Zurzeit seitwärts, auf längere Sicht bergauf bewegt sich der Aktienmarkt, anhaltend schlecht dagegen die Stimmung der Anleger. Was dies für deutsche Aktien bedeutet, weiß Joachim Goldberg.
"Sommerträgheit" attestiert Joachim Goldberg dem Markt angesichts der geringen Handelsbreite von 1,9 Prozent in der zurückliegenden Beobachtungswoche. In den vergangenen sechs Monaten haben deutsche Bluechips um 14 Prozent zugelegt. Und die professionellen Anleger sich meist auf der anderen Seite positioniert. So auch diese Woche mit einem Zuwachs von 6 Prozent bei den Bären und einem Sentiment-Index von -4 Punkten. Leicht optimistischer äußern sich private Anleger mit einem Stand des Stimmungsbarometers bei +7 Punkten. "Ohne Halbjahresdruck", erinnert der Verhaltensökonom.
Unter dem Strich habe sich die Lage für den DAX minimal verbessert. Es seien aber nicht die hiesigen Anleger, die die nächste Trendbewegung auslösen könnte. Keine "großen Schieflagen", was für weitere Seitwärtsbewegung spreche. Allerdings bewertet Goldberg das Risiko von Kapitalabflüssen höher als die Chance neuerlicher Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Mit heimischer Nachfrage rechnet er an der Unterseite frühestens ab 15.150 und 15.200 Punkten.
30. Juni 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Handelsgeschehen rund um die deutschen Standardwerte hat sich seit unserer vergangenen Erhebung deutlich beruhigt. Zum einen, weil es auf der Inflationsseite sowohl in den USA als auch hierzulande wenig Neues und Wegweisendes an ökonomischen Daten gab. Zum anderen mag eine gewisse Sommerträgheit oder auch der bevorstehende Halbjahresultimo dafür gesorgt haben, dass sich das Handelsgeschehen seit vergangenem Mittwoch in einer Bandbreite von weniger als 1,9 Prozent abgespielt hat.
Apropos Halbjahresultimo: Gemessen an unserem Kurs zum Erhebungszeitpunkt hat der DAX in diesem Jahr eine eindrucksvolle Performance von +14 Prozent hingelegt – fast ein Drittel davon entstand im abgelaufenen Quartal. Blickt man dabei jedoch auf die Stimmung der Investoren während der vergangenen drei Monate, war diese vor allen Dingen bei den von uns befragten institutionellen Investoren in Relation dazu zu schlecht. Denn seit Mitte April ist das Dreimonats-Mittel unseres Börse Frankfurt Sentiment-Index fast durchweg gefallen. Mit anderen Worten: Man hat sich höchstwahrscheinlich über weite Strecken immer wieder gegen den Anstieg des DAX positioniert.
Privatanleger insgesamt optimistischer
Nun haben sich mit der heutigen Sentiment-Erhebung erneut die Pessimisten unter den institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont durchgesetzt. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 9 Punkte auf einen Stand von -4 zurückgegangen. Die neuen Skeptiker rekrutieren sich dabei zur Hälfte aus vormals bullish orientierten Investoren, die sich im Rahmen von Gewinnmitnahmen – vielleicht auch aufgrund des Halbjahresultimos – mit vergleichsweise geringen Profiten zufriedengeben mussten. Die andere Hälfte der neuen Bären entstand aus Neupositionierungen, möglicherweise in der Nähe des Wochenhochs vom gestrigen Handelstag.
Anders gestaltet sich indes das Stimmungsbild bei den Privatanlegern, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index abermals angezogen hat und mit einem Plus von 3 Punkten nunmehr bei +7 notiert. Allerdings sind die Verschiebungen zwischen den einzelnen Lagern nicht nennenswert, so dass sich die Gruppe der Optimisten gerade einmal um einen Prozentpunkt erhöht hat. Per Saldo lässt sich festhalten, dass die Privatanleger im abgelaufenen Quartal im Durchschnitt deutlich optimistischer waren als ihre institutionellen Pendants. Allerdings befindet sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index auch in diesem Panel im Dreimonats-Durchschnitt auf dem Rückzug.
Nächster DAX-Impuls aus dem Ausland?
Während sich also bei den institutionellen Investoren der heutige Börse Frankfurt Sentiment-Index absolut in negativem Terrain befindet, sieht die Situation in der relativen Betrachtung etwas besser aus. Auf Sicht von drei Monaten kann man immer noch von einem leichten Optimismus sprechen, auf Sechs-Monatssicht ist die stimmungstechnische Lage als neutral einzustufen.
Unter dem Strich hat sich die Lage für den DAX durch die heutige Sentiment-Erhebung minimal verbessert, aber die Gesamtsituation deutet derzeit nicht darauf hin, dass heimische Investoren die nächste Trendbewegung beim Börsenbarometer auslösen werden. Dazu mangelt es wahrscheinlich an großen Schieflagen, so dass allein aus dieser Sicht von einer Seitwärtsentwicklung des DAX auszugehen ist. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass internationale Fondsmanager zuletzt in Aktien der Eurozone – etwa gemessen an der vergangenen Umfrage der Bank of America – vergleichsweise deutlich übergewichtet waren, so dass das Risiko von Kapitalabflüssen höher als die Chance neuerlicher Kapitalzuflüsse zu bewerten ist. Auf jeden Fall ist heimische Nachfrage an der Unterseite frühstens zwischen 15.150 und 15.200 Zähler zu erwarten.
30. Juni 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 33% | 37% | 30% |
ggü. letzter Erhebung | -3% | +6% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.650 (+80Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -4 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +5Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 39% | 32% | 29% |
ggü. letzter Erhebung | +1% | -2% | +1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.650 (+80Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +7 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +4 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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