Trotz negativer Impulse von der Zinsseite sind die Preise unterm Strich wenig gefallen. Allerding haben etliche den Moment zum Einstieg genutzt. Was den Markt nach Ansicht Goldbergs jetzt belastet.
Nach Ansicht von Joachim Goldberg treibt die Zinspolitik die Laune an den Aktienmärkten vor sich her. Wobei die hiesigen, mittelfristig orientierten Investorinnen und Investoren den Kursrücksetzer zum Einstieg und zu Gewinnmitnahmen genutzt hätten, letzteres ab den erwarteten 18.400 Punkten.
Jeweils 8 Prozent der Profis und der Privaten sind seit vergangenem Mittwoch long gegangen. Dabei kamen fast alle Profis und ein Teil der Privaten aus dem Bärenlager. Die Sentiment-Indizes beider Gruppen steigen auf -5 bzw. +21 Punkte.
Die Stimmung der institutionellen Investoren betrachtet der Verhaltensökonom relativ positiv, die der Privatanlegenden befindet sich auf dem zweithöchsten dieses Jahres. Goldberg schließt aus der Gemengelage, dass jetzt an der Unterseite weniger stützende Nachfrage warte und an der Oberseite ab dem Bereich zwischen 18.860 und 18.910 Punkten mit dem bisherigen Allzeithoch als Referenz mit Gewinnmitnahmen durch die neuen Optimisten von heute zu rechnen sei.
5. Juni 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun hat der DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung lediglich eine Handelsbandbreite von knapp 1,8 Prozent produziert und zum dritten Mal hintereinander einen, wenn auch geringen, Wochenverlust von 0,5 Prozent gezeitigt. Und trotzdem mag es sich für viele zeitweise so angefühlt haben, als ob sich der DAX in einem Tiefdruckgebiet befände. Vielleicht aber hat sich einfach nur die zwischenzeitliche Unsicherheit der US-Aktienmärkte auf die hiesige Wahrnehmung übertragen.
Denn es bedurfte dort lediglich der Publizierung und Bewertung einiger Makrodaten, von denen nicht einmal alle von großer Bedeutung waren, um beispielsweise die Prognosen für die dortige Leitzinsentwicklung innerhalb einer Woche drastisch zu verändern. Waren etwa bis zum vergangenen Mittwoch innerhalb von zwei Wochen viele Akteure zu der Überzeugung gelangt, dass es in den USA womöglich in diesem Jahr überhaupt keine Zinssenkung mehr geben würde – es gab sogar Stimmen (auch aus der Notenbank heraus), die gar eine Zinserhöhung nicht völlig ausschließen wollten –, hat sich das Blatt innerhalb ausgesprochen kurzer Zeit gewendet: Die Wahrscheinlichkeit, dass es in diesem Jahr nun doch noch zwei Zinssenkungen geben könnte, hat sich signifikant erhöht.
Attraktive Gewinne realisiert
Im gleichen Zuge hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche deutlich verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 15 Punkte auf einen neuen Stand von -5 gestiegen. Und zwar in erster Linie, weil sich das Bärenlager um 7 Prozentpunkte verringert hat. Dabei haben diese ehemaligen Bären wahrscheinlich nicht nur in dem von uns vermuteten Kursbereich (erstmals bei 18.400 Zählern) ihre Gewinne mitgenommen, sondern sich direkt auf die Bullenseite geschlagen, mithin ihre Position also um 180 Prozent gedreht.
Dieses für Kaufinteressenten einladende Kursbild leicht rückläufiger Notierungen wurde auch von einem großen Teil der Privatanlegenden zum Einstieg genutzt. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index steigt in diesem Panel um 11 Punkte auf einen neuen Stand von +21. Gleichzeitig hat sich die Gruppe der Bullen um 8 Prozentpunkte erhöht, wobei sich dieser Anstieg zu etwas mehr als 60 Prozent vormals neutral eingestellten Investoren verdankt. Diese stammen interessanterweise fast gar nicht aus dem sonst so aktiven und zuletzt besonders bullishen Social-Media-Bereich, der sich dieses Mal sogar aufgrund von einigen Gewinnmitnahmen etwas weniger optimistisch zeigte als die übrigen Anleger.
Unter dem Strich kann man also sagen, dass ein größerer Teil der von uns befragten Investoren den per Saldo leicht fallenden Aktienmarkt für eine Einkaufstour genutzt haben. Dies gilt insbesondere für die institutionellen Investoren, deswegen sich die starke Stimmungskluft zu den Privatanlegern gegenüber der Vorwoche etwas verringert hat.
Ideales Umfeld für Aktienkäufe
Auch wenn der Börse Frankfurt Sentiment-Index der institutionellen Investoren immer noch einen negativen Wert aufweist, ist die Stimmung in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate sogar als leicht positiv (ca. +7) zu bewerten. Bei den Privatanlegern handelt es sich indes immerhin um den zweithöchsten Optimismus-Stand dieses Jahres, der allerdings in der relativen Betrachtung deutlich niedriger ausfällt. Unter dem Strich bedeutet das Ergebnis der heutigen Erhebung zweierlei. Zum einen dürfte im Falle eines erneuten Rücksetzers beim DAX an der Unterseite deutlich weniger Nachfrage als zuvor vorhanden sein. Auf der anderen Seite droht dem DAX an der Oberseite im Bereich zwischen 18.860 und 18.910 Zählern (auch in Anlehnung an den Referenzpunkt „bisheriges Allzeithoch“) möglicherweise kräftiger Gegenwind in Form von Gewinnmitnahmen durch die neuen Optimisten von heute. Damit hat sich die Sentiment-technische Situation des DAX etwas verschlechtert.
Von Joachim Goldberg
5. Juni 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 34% | 39% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | +8% | -7% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.510 (-90 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -5 Punkte (+15 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 52% | 31% | 17% |
ggü. letzter Erhebung | +8% | -3% | -5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.510 (-90 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +21 Punkte (+11 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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