Trotz erster Maßnahmen: Was genau der neue US-Präsident Trump in Sachen Zölle und Ausgaben machen wird, ist noch offen – und damit auch die Auswirkungen auf Inflation und Zinsen. Viele Unternehmensanleihen bleiben gefragt.
24. Januar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der rasante Renditeanstieg aus dem Dezember und der ersten Januarhälfte hat sich nicht fortgesetzt – im Gegenteil. Die Renditen sind diese Woche wieder gefallen, im Euroraum und in den USA. „Zehnjährige Bundrenditen kratzen mittlerweile wieder an der 2,5 Prozent-Marke, und auch die Renditeaufschläge der Staatsanleihen Italiens, Spaniens und Frankreichs sind deutlich gefallen“, berichtet Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Die übliche Emissionswelle von Staats- und Unternehmensanleihen zum Jahresbeginn sei zudem gut absorbiert worden.
Ein Grund für den Renditerückgang: In Sachen Zölle, speziell gegenüber Europa, hat Trump bei seiner Amtseinführung am Montag nichts gesagt. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt am Freitagmorgen bei 2,53 Prozent, vergangene Woche waren es in der Spitze über 2,62 Prozent – ein kräftiger Anstieg gegenüber den 2 Prozent Anfang Dezember. In den USA sieht es ähnlich aus: Zehnjährige Treasuries rentieren aktuell wieder mit 4,63 Prozent nach im Hoch 4,80 Prozent.
Trump-Pläne: „Genaue Ausgestaltung noch unklar“
Die Woche stand ganz im Zeichen der Amtseinführung von Donald Trump. „Die Rentenmärkte preisen seit dem Wahltag eine Risikoprämie für seine Ausgabenerhöhungs- und Steuersenkungspläne ein“, erklärt Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud. Alles verlaufe jedoch (noch) in recht gesitteten Bahnen. Die Richtung der zahlreichen, gleich nach Amtsübernahme unterzeichneten Dekrete habe nicht überrascht. „Wie genau dies ausgestaltet wird, bleibt aber zunächst noch unklar“, bemerkt Traud. Die US-Notenbank werde auch deshalb vermutlich mit weiteren Zinssenkungen zurückhaltend sein, da höhere Zölle und weniger Arbeitskräfte die Inflation deutlich anheizen könnten.
EZB-Zinssenkung fest eingepreist – „Pausetaste“ für die Fed?
Wie es weitergeht mit den Zinsen, könnte sich bei den Notenbankensitzungen kommende Woche zeigen. Die Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte gilt als ausgemacht, wichtiger dürften Aussagen über den weiteren Zinspfad sein. Für die US-Notenbank wird hingegen diesmal kein Zinsschritt erwartet. „Die Fed dürfte nächste Woche die Pausetaste drücken und die Leitzinsen unverändert lassen“, kommentiert Analyst Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. Hinter dem vorsichtigeren Fed-Vorgehen stehe die weiterhin relative hartnäckige Inflation, bei gleichzeitig stabilem Arbeitsmarkt. Der US-Leitzins habe sein Tief aber wohl noch nicht erreicht. „Wir gehen weiter von zwei Zinssenkungen zu je 25 Basispunkten auf den Sitzungen im März und Juni aus“, erklärt Weidensteiner.
Auf gegensätzlichem Kurs ist übrigens die japanische Zentralbank, die heute erneut den Leitzins erhöht hat – um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent und damit den höchsten Stand seit 17 Jahren. Japans Notenbank hatte im März die Negativzinspolitik beendet und den Leitzins wieder ins positive Terrain gebracht.
„Kurze und mittlere Laufzeiten gesucht“
Im Handel mit Corporates herrscht Alltag. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet eine rege Nachfrage nach Unternehmensanleihen. „Das geht kreuz und quer, vor allem über kürzere und mittlere Laufzeiten hinweg“, berichtet der Händler. Gut an kommen etwa Bonds von Otto mit Fälligkeit 2026 (XS1979274708), Lufthansa 2028 (XS2892988275), Fraport 2032 (XS2832873355) und VW 2026 (XS1893631769), mit aktuellen Renditen zwischen 3,16 und 3,76 Prozent. Ebenfalls beliebt: die 2029 fällige Anleihe der RCI Banque (FR001400N3F1) mit aktuell 3,52 Prozent.
Agon Alihajdari von der Steubing AG sieht gute Umsätze für Anleihen von Sixt mit Laufzeit bis 2030 (DE000A4DFCK8) sowie Deutsche Bahn bis 2027 (XS2689049059), die aktuell 3,53 und 2,81 Prozent abwerfen. Ebenfalls beliebt: die bis 2030 laufende US-Dollar-Anleihe von John Deere (US24422EWZ86) mit derzeit 4,98 Prozent.
Von Anna-Maria Borse, 24. Januar 2025, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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