Höhere Renditen und dann noch der extrem starke US-Dollar – da sind US-Treasuries gefragt. Doch auch Bundesanleihen sind wieder beliebter, auch wegen des Ukraine-Kriegs.
22. November 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Extrem schwache Wirtschaftsdaten für die Eurozone, Eskalation im Ukraine-Krieg – nach einer Seitwärtsbewegung über weitere Strecken dieser Woche geht es am Freitagmorgen mit den Bund-Renditen deutlich nach unten. „Viel schlimmer hätte es kaum kommen können“, erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, mit Blick auf den stark gefallenen Einkaufsmanagerindex. „Die EZB wird vermutlich an einer Zinssenkung um 25 Basispunkte festhalten.“
Dazu kommen die geopolitischen Risiken. „Die Zuspitzung des Ukraine-Kriegs stützt die als sicher geltenden Staatsanleihen aus Deutschland und den USA“, meldet Tim Oechsner, der für die Steubing AG Anleihen handelt. „Die Ampel ist auf gelb, die Verunsicherung ist zu spüren.“ Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmittag mit 2,24 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau gestern und vor einer Woche.
Für die USA wird unter dem neuen US-Präsidenten Trump mit höherer Inflation und weniger Leitzinssenkungen gerechnet, was die Renditen in den USA höher hält. Zehnjährige US-Staatsanleihen werfen aktuell 4,40 Prozent ab.
US-Anleihen kommen gut an
Höhere Renditen für US-Treasuries und der starke US-Dollar beflügeln laut Arthur Brunner von der ICF Bank die Nachfrage nach US-Staatsanleihen. Oechsner meldet gute Umsätze für Langläufer aus Belgien (BE0000355645) und den USA, jeweils mit Fälligkeit 2053 (US912810TV08), die aktuell mit 3,39 und 4,65 Prozent rentieren. Ebenfalls gefragt: Italienische Staatsanleihen mit Laufzeit bis 2031 (IT0005436693) und rumänische bis 2035 (XS1313004928).
Gute Umsätze auf beiden Seiten sieht Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank für Bonds der European Bank for Reconstruction and Development in türkischen Lira mit Laufzeit bis 2036 (XS2795696108). Die Rendite liegt aktuell bei 34,4 Prozent. „Anleihen in türkischen Lira sind generell wieder gefragter, da wird wohl auf die Zukunft gesetzt.“ Die Türkei hat einen Kurswechsel vollzogen und kämpft gegen die Inflation, durchaus mit Erfolg. Allerdings lag die Inflationsrate im Oktober immer noch bei 48,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Mercedes und Lanxess gefragt
Im Geschäft mit Unternehmensanleihen sind bei der Steubing AG Papiere von Mercedes-Benz gefragt mit Fälligkeit 2026 und aktueller Rendite von 2,42 Prozent (DE000A2AAL31) und Lanxess bis 2027 und 2,83 Prozent (XS2383886947). Daniel meldet Verkäufe für die 2029 fällige Anleihe des Wiener Immobilienentwicklers UBM Development (AT0000A3FFK1). Beim aktuellen Kurs von 95,10 Prozent liegt die Rendite bei 8,24 Prozent.
Zu größeren Kursverlusten kam es Brunner zufolge diese Woche bei einigen Mittelstandsanleihen, konkret bei Pandion (DE000A289YC5), Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig (DE000A351XF8) und Semper idem Underberg (DE000A30VMF2). Konkrete Unternehmensnachrichten gebe es aber nicht. „Dahinter steckt vielmehr eine größere Verkaufsorder.“
Neues von der Telekom
In Sachen Neuemissionen ist es ruhiger geworden, wie die Händler berichten. „Das Jahresende naht“, bemerkt Rainer Petz von Oddo BHF. Brunner verweist noch auf eine neue Anleihe der Deutschen Telekom mit Laufzeit bis 2035 und Kupon von 3,25 Prozent (XS2948768556). Die Stückelung von 1.000 Euro ist kleinanlegerfreundlich.
Von Anna-Maria Borse, 22. November 2024, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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