Donald Trump sorgt für große Unsicherheit und US-Anleihe sind aktuell nicht mehr der „sichere Hafen“. Infolgedessen steigen die Renditen deutlich an. Gekauft werden im Gegenzug deutsche Kurzläufer und ausgewählte Corporate Bonds.
11. April 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die abrupten Richtungswechsel des US-Präsidenten im Zollkonflikt mit dem Rest der Welt haben die Kurse am amerikanischen Rentenmarkt stark belastet, vor allem am langen Ende. Die Renditen 30-jähriger US-Treasuries stehen vor dem stärksten Wochenanstieg seit Anfang der 80er-Jahre und auch bei den zehnjährigen Staatsanleihen ging es auf Wochensicht deutlich von 3,98 Prozent auf 4,42 Prozent hoch. Kurz nach dem „Liberation Day“ zu Beginn des Monats hatte die „Flucht in den sicheren Hafen“ die Renditen hier zunächst noch auf 3,87 Prozent gedrückt.
Analysten sehen „befremdliche Kurskapriolen“
Klaus Stopp, langjähriger Anleihehändler bei der Baader Bank, fürchtet durch das Vorgehen von Donald Trump einen „bleibenden Schaden für USA, weil die Verlässlichkeit nicht mehr gegeben ist“. Der aktuell zu beobachtende Trend „Raus aus US-Anleihen“ könnte zudem dadurch forciert werden, dass sich einige Akteure am Markt im Zuge von Margin-Forderungen von den hochliquiden Anleihen trennen mussten. Auch die Analysten der LBBW zitieren mit Blick auf die „befremdlichen Kurskapriolen“ Marktbeobachter, „die über eine Erosion des ‚Safe-Haven-Status‘ ebenso spekulieren wie über massive Abverkäufe von Hedgefonds wegen Nachschusspflichten oder im Zuge der Auflösung sogenannter Basistrades“.
Triple-A-Rating der USA in Gefahr?
Bei Hauck Aufhäuser Lampe sorgt man sich bereits um das Top-Rating der USA als Anleihe-Schuldner. „Ob sich die USA eine mögliche Bonitätsherabstufung leisten kann, bleibt abzuwarten. Dies hätte erhebliche Konsequenzen auf das Pricing und die Refinanzierung aller Emittenten“. Die Strategen gehen nicht davon aus, dass die Normalität an den Kapitalmärkten für längere Zeit zurückkehrt. „Der wirtschaftliche Schaden ist bereits im Gange und der Vertrauensverlust der Investoren gegenüber USA wird größer“. Ein Trend, der auch Donald Trump nicht gefallen dürfte. Schließlich steht in den USA in diesem Jahr die Refinanzierung von Staatsanleihen im Umfang von mehreren Billionen Dollar an. Die dafür anfallenden Kosten in Form von Zinszahlungen steigen aktuell massiv an.
Auto-Anleihen werden gekauft
Stopp sieht mit Blick auf den aktuellen Anleihehandel „fast keine Kauforders mehr für US-Papiere“. Stattdessen gebe es Umschichtungen in deutsche Kurzläufer wie eine bis Herbst 2026 laufende Bundesanleihe, die aktuell 1,8 Prozent Rendite abwirft (DE000BU22064). Auch für die schon in sechs Monaten fällige Bundesanleihe mit ähnlicher Rendite gibt es Nachfrage (DE0001141828). Im Segment der Unternehmens-Bonds war sowohl bei der Baader Bank als auch der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank eine noch 18 Monate laufende VW-Anleihe nachgefragt (XS1893631769). Beate Mägerle berichtet zudem von Käufen der Bonds von Mercedes-Benz (DE000A2GSLY0) und E.On (XS2791960664). Während die Anleihe des Autobauers bis Ende 2027 läuft (Rendite: 2,6 Prozent), zahlt der Versorger das Papier planmäßig erst 2044 zurück. Versüßt wird die Wartezeit mit einer Rendite von 4,2 Prozent. Auf der Abgabeseite steht in dieser Woche eine bis 2030 laufende und mit 2,4 Prozent rentierende Anleihe von Würth (XS2480515662).
Hertha BSC ändert Anleihe-Konditionen
Raffaele Antacido von der ICF Bank berichtet, dass zu Beginn der Woche noch vermehrt Automobil-Anleihen sowie Staatsanleihen verkauft wurden, nachdem die Zölle durch die Trump- Regierung verkündet worden sind. Auf der Liste standen dabei unter anderem papiere von BMW (XS2625968693) und dem Königreich Spanien (ES0000012M51). Besonders im Fokus stand zudem eine ursprünglich im November fällige Anleihe der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA. Die soll laut Antacido um drei Jahre verlängert und der Kupon von 10,5 Prozent p.a. bei einer vierteljährlichen Zahlweise auf nur noch 6,5 Prozent p.a. bei jährlicher Zahlweise herabgesetzt werden. „Die Anleger haben darauf mit Abgaben reagiert“. Der Kurs der Anleihe fiel in der ersten Wochenhälfte um ca. fünf Prozentpunkte (SE0011337054).
Von Thomas Koch, 11. April 2025, © Deutsche Börse AG
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
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