US-Wahl, Fed-Sitzung, Ampel-Aus – die Ereignisse diese Woche überschlugen sich. Die Renditen stiegen erst stark, dann kam es aber zu einer Gegenbewegung. Im Corporate-Bereich sind Anleihen großer Unternehmen weiter gefragt.
8. November 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Reaktion der Rentenmärkte auf den Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl war eindeutig: Die langfristigen Renditen stiegen. „Der Markt unterstellt für die mittlere bis längere Frist eine höhere Inflation und damit einhergehend weniger Zinssenkungen durch die Notenbank“, stellt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer fest.
„Sowohl in den USA als auch in Europa werden sich die Regierungen höher verschulden“, erklärt ICF-Anleihehändler Arthur Brunner auch mit Blick auf das Scheitern der Ampel-Regierung in Deutschland. „Die Zinsen am langen Ende werden daher wohl steigen.“
Steiler Anstieg, dann Gegenbewegung
In der Spitze stieg die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen diese Woche auf 2,48 Prozent, dann kam es aber zu einer Gegenbewegung. Am Freitagmittag sind es wieder nur 2,39 Prozent. Zehnjährige US-Treasuries rentierten in der Spitze mit fast 4,5 Prozent, aktuell sind es 4,31 Prozent. „Die Märkte hatten den Trump-Sieg schon vorweggenommen“, erklärt Brunner. Überraschend sei lediglich die Deutlichkeit und Schnelligkeit des Wahlergebnisses.
Neben US-Wahl und Ampel-Aus war die US-Notenbanksitzung am gestrigen Donnerstag Thema. Die Notenbanker senkten den Leitzins wie erwartet, und zwar um 25 Basispunkte auf die Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent. Im September war die Zinssenkung mit 50 Basispunkten noch größer ausgefallen. Die Fed sprach zudem nun nicht mehr von „größerer Zuversicht”, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 Prozent bewege, sie mache aber „Fortschritte” in diese Richtung.
Reger Treasury-Handel
Tim Oechsner von der Steubing AG meldet angesichts der zahlreichen Nachrichten aus den USA viele Umsätze mit US-Treasuries. Beispiele sind Anleihen mit Laufzeit bis 2029 (US912828YS30), November 2025 (US91282CFW64) und 2052 (US912810TD00), die aktuell 4,08 Prozent, 4,70 Prozent und 4,61 Prozent abwerfen.
Fortgesetzt hat sich Brunner zufolge der Kursanstieg argentinischer Staatsanleihen. Der Kurs der bei der ICF gehandelten Anleihe mit Fälligkeit 2038 und Kupon von 4,25 Prozent kletterte auf jetzt 57,20 Prozent. Vor einem Jahr waren es noch unter 25 Prozent.
Kein größerer Druck auf Autoanleihen
Der Handel mit Unternehmensanleihen verläuft diese Woche ruhig, wie die Händler berichten. Wenig Umsatz und kaum Abgabedruck gab es für Autoanleihen – trotz der von Trump angekündigten Zölle auf Produkte aus Europa. „Selbst die Hybridanleihen halten sich stabil“, stellt Brunner fest. Einzige Ausnahme: eine VW-Anleihe mit Fälligkeit 2028 und Kupon von 0,875 Prozent (XS2438616240), die leicht verlor.
Fraport, Lufthansa, Mercedes und Eon gesucht
Gut an kommen laut Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank drei Anleihen aus der Luftfahrtbranche, konkret von Fraport mit Laufzeit bis 2032 und aktueller Rendite von 3,64 Prozent (XS2832873355), Deutsche Lufthansa bis 2028 und 3,20 Prozent (XS2892988275) und MTU Aero Engines bis 2031 und 3,43 Prozent (XS2887896574). Weiter gesucht bei der Steubing AG: Bonds von Mercedes (DE000A2DADM7), Hochtief (DE000A383EL9) und Eon (XS2673536541). Auch ein Bond des Finanzdienstleisters 4Finance sei beliebt (XS1417876163). Der läuft bis 2028 und wirft aktuell 10,17 Prozent ab.
Ruhe am Neuemissionsmarkt
Mit Neuemissionen hielten sich Unternehmen diese Woche zurück, wie Brunner berichtet. Die Neuemission von Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig mit Kupon von 9,75 Prozent und Fälligkeit 2029 (DE000A383RA4) wird aktuell bei 101 Prozent gehandelt. „Die Umsätze sind aber dünn.“ Seit heute in der Zeichnung ist laut Brunner eine Anleihe des Schokoladenherstellers Gubor mit Laufzeit bis 2029 und Kupon zwischen 7,5 und 8,5 Prozent (DE000A383SJ3). Die Zeichnungsfrist läuft bis zu 27. November. Mehr dazu: www.boerse-frankfurt.de/gubor-schokoladen-gmbh.
Von Anna-Maria Borse, 8. November 2024, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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