Gold ist nicht nur ein lukratives Investment, sondern dient in Krisenzeiten auch zur Stabilisierung eines gemischten Wertpapier-Portfolios. Das belegt eine aktuelle Analyse von Mercer, wie das ETF Magazin berichtet.
9. April 2024. MÜNCHEN (ETF Magazin). Zugegeben: Mit der außerordentlich starken Performance des Aktienmarkts konnte Gold geradeso mithalten. Dennoch ließ sich mit einem Investment in das Edelmetall im letzten Jahr gutes Geld verdienen. Langfristig kann Gold sogar eine noch wesentlich besser Bilanz vorlegen. Doch nicht nur aufgrund der guten Rendite gebührt Gold ein Platz in einem Multi-Asset-Portfolio.Das belegt eine jetzt vorgelegte Studie der Unternehmensberatung Mercer. „In den vergangenen Jahren zeigten die Finanzmärkte eine hohe Volatilität. Gold hat sich hier als robuste Anlageklasse erwiesen und trägt insbesondere in Krisenzeiten zur Stabilität im Portfolio bei“, befinden die Studienautoren.
Fast 13 Prozent legte der Goldpreis in US-Dollar im Jahr 2023 zu. In Euro gerechnet war es kaum weniger. Wer in einen europäischen Gold-ETC wie Xetra-Gold investierte, konnte sich über einen Kursgewinn von fast 9 Prozent freuen. Ein noch erfreulicheres Bild zeichnet sich jedoch, wenn man die Preisentwicklung des Edelmetalls mit den Fortschritten der großen Aktienindizes über einen längeren Zeitraum vergleicht.
In den 23 Jahren seit Beginn des Jahrtausends legte der deutsche Leitindex DAX um rund 140 Prozent zu, Japans Nikkei stieg um 125 Prozent. Deutlich besser entwickelte sich der US-amerikanische Aktienmarkt, der sich seit Anfang 2000 mehr als verdreifachte. Doch mit dem Anstieg des Goldpreises können alle Börsen nicht mithalten. Gold ist heute siebenmal teurer als zur Jahrtausendwende. Aktuell kostet die Feinunze Gold 2.045 US-Dollar. Am 3. Januar 2000 konnte man sie für 289 Dollar kaufen.
Im Portfolio-Kontext sprechen jedoch vor allem die guten Diversifikationseigenschaften für Gold-Investments, befindet Mercer. „Die Ergebnisse unserer quantitativen Analyse zeigen, dass eine Investition in die Anlageklasse Gold eine sinnvolle Diversifizierung für ein Portfolio mit Aktien großer Marktkapitalisierung und Staatsanleihen der Eurozone bietet, insbesondere in Krisenzeiten“, schreiben die Analysten.
Regelmäßig stark in der Krise
Wer die Entwicklung des Goldpreises mit den Zyklen des Aktienmarkts vergleicht, kann dieses Resümee intuitiv sofort nachvollziehen. Eher selten marschiert Gold im Gleichschritt mit den Börsen. So kletterte der Goldpreis etwa in den Jahren 2001 bis 2003 ausdauernd nach oben, während die Aktienbörsen immer tiefer sanken.
In der globalen Finanzkrise 2008 zeigte sich das Edelmetall ebenfalls kaum angreifbar. Während der S&P-500-Index im Sommer 2009 ungefähr 40 Prozent tiefer stand als zwei Jahre zuvor, notierte die Feinunze im Juli 2009 rund 40 Prozent höher als im Juli 2007.
Der Corona-Crash 2020 bestätigte erneut die Schutzfunktion von Gold in Krisenzeiten. Im Zuge der Corona-Pandemie kam es zu erheblichen Verlusten an den Börsen und einer Flucht der Anleger in sichere Anlagen. Diese Entwicklung begünstigte insbesondere den Anstieg des Goldpreises und führte Anfang August 2020 zu einem neuen Allzeithoch von etwas über 2000 US-Dollar.
Der starke Anstieg des Goldpreises während der Eurokrise 2011 unterstrich ebenfalls, dass Gold als „sicherer Hafen“ gilt. Mit der Verschärfung der Krise waren einige Länder in der Eurozone nicht mehr in der Lage, ihre Staatsschulden ohne die Hilfe Dritter zurückzuzahlen oder zu refinanzieren. Die daraus resultierenden Ängsten vor Zahlungsausfällen und einem Auseinanderbrechen der Währungsgemeinschaft drückten die Aktienkurse. Gleichzeitig stiegen die Risikoprämien für Staatsanleihen der schwachen Peripheriestaaten dramatisch an. In diesem Krisenumfeld stieg der Goldpreis von unter 1000 Dollar auf 1900 Dollar pro Feinunze.
Sinnvoller Portfolio-Baustein
Die Mercer-Studie versucht auch zu quantifizieren, wie sich die Beimischung von Gold zu einem Portfolio mit europäischen Standardaktien und Euro-Staatsanleihen unter verschiedenen Kapitalmarktszenarien auswirkt. Die Untersuchung erfolgte mithilfe eines sogenannten Regime-Switching-Modells. Die Modellierung zeigte, dass Aktien in einem Stress-Regime eine signifikant geringere Rendite und eine signifikant höhere Volatilität aufweisen als in normalen Zeiten. Auch Staatsanleihen haben im Stress-Regime eine niedrigere Rendite und ein höheres Volatilitätsniveau. Gold weist im Stress-Regime zwar ebenfalls eine niedrigere Rendite auf als in normalen Marktphasen, erreichte aber in Stresszeiten ein „signifikant niedrigeres Volatilitätsniveau“.
Die Modellierung bestätigt auch die positive Diversifikations-Wirkung des Edelmetalls. Die Korrelationen zwischen Aktien und Gold sowie zwischen Staatsanleihen und Gold fallen in Stress-Regimen. Die Korrelation zwischen Aktien und Staatsanleihen steigt dagegen in solche Phasen. Gold erweist sich also als überlegener Stoßdämpfer. „Bei der Analyse des potenziellen Nutzens einer Beimischung von Gold zu einem Portfolio von Aktien und Staatsanleihen der Eurozone in den beiden Regimen wird deutlich, dass Gold in Krisenzeiten eine sinnvolle Ergänzung des Portfolios ist“, resümieren die Analysten. Unter angespannten Marktbedingungen würde Gold dank seiner Stabilität, die Volatilität eines Portfolios deutlich verringern. Die sinkende Korrelation zwischen Gold und Aktien in Stressphasen verstärke den Diversifikationsnutzen zusätzlich. In regulären Märkten sei jedoch „das Rendite-Risiko-Verhältnis im Vergleich zu Aktien und Staatsanleihen nicht weiter von Vorteil“.
Basierend auf den Ergebnissen des Regime-Switching-Modells wurde für die Studie auch ein Portfolio-Optimierungsprozess durchgeführt. Auch die Ergebnisse dieses Prozesses „zeigen einen deutlichen Nutzen der Beimischung von Gold zu einem Portfolio aus Aktien großer Marktkapitalisierung und Staatsanleihen der Eurozone“. Durch die Aufnahme von zehn bis 17 Prozent Gold in das Aktien-Anleihen-Portfolio wurde die Effizienzlinie deutlich nach oben verschoben. „Dies bedeutet, dass durch die Beimischung von Gold zum Investment-Portfolio jede Zielrendite mit einem geringeren Verlustrisiko erreicht werden kann oder, anders gesagt, dass die erwartete Rendite für jedes Ziel-Verlustrisiko höher ist“, erklären die Mercer-Analysten.
Von Uli Kühn, April 2024, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
Uhrzeit | Titel |
---|