Nvidia ist klarer Umsatzspitzenreiter an der Frankfurter Börse, bei Tesla stören einige Belastungsfaktoren, Abnehmpräparate beflügeln Pharma-Aktien und die Kurserholung bei Crowdstrike wird im Vorfeld der Quartalszahlen skeptisch beäugt.
22. August 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Im Handel mit Auslandsaktien zählen die US-amerikanischen Technologiekonzerne auf den Marktplätzen der Deutschen Börse weiterhin zu dem Umsatzspitzenreitern. Die vergleichsweise häufig gehandelten Aktien von Amazon, Apple, Microsoft und Nvidia waren im Juli deutlich unter Druck geraten, haben einen bedeutenden Teil dieser Verlust in den vergangenen Wochen aber wieder wettgemacht.
Nvidia gewinnt in wenigen Wochen mehr, als SAP wert ist
Bei Nvidia, dem mit großem Abstand meistgehandelten internationalen Titel, war die Aktie von ihrem im Juni markierten Hoch bei über 130 Euro bis auf rund 91 Euro gefallen, Sie notiert aktuell aber schon wieder 25 Prozent höher bei knapp 114 Euro. Der mehr als zwei Jahrzehnte lang in der Softwarebranche aktive Tech-Experte Stefan Waldhauser hat ausgerechnet, dass Nvidia damit seit dem Tief umgerechnet 800 Milliarden Dollar an Wert zugelegt hat. „Das ist 3-mal so viel wie der teuerste DAX-Konzern SAP auf die Waage bringt“.
Waldhauser
Auf den kommende Woche, am 28. August, anstehenden Quartalsbericht blickt er auch deshalb mit einem etwas mulmigen Gefühl. Da die Nvidia-Aktie (US67066G1040) seiner Meinung nach „Priced for Perfection“ ist, könne „schon das kleinste Anzeichen von Schwäche im Ausblick die positive Stimmung gegenüber Big Tech und AI wieder zum Kippen bringen“.
Aktuell rechnen Analysten im Konsens für das im Januar endende Geschäftsjahr 2024/25 mit einem Umsatz von rund 121 Milliarden Dollar sowie einem Gewinn je Aktie (EPS) von 2,73 Dollar. Damit sind die EPS-Schätzungen auf Jahressicht um über 140 Prozent gestiegen. Warum Waldhauser generell vor einem Platzen der AI-Blase warnt, hat er vor einigen Wochen in seinem Blog erläutert. nachzulesen auf high-tech-investing.de
Tesla kämpft mit schwacher Nachfrage und starker Konkurrenz
Bei Elektroauto-Pionier Tesla (US88160R1014), Nummer zwei der Umsatzranglisten auf den Marktplätzen der Deutschen Börse, ist die Gegenbewegung nach dem knapp 30-prozentigen Rücksetzer bislang noch relativ schwach ausgeprägt. „Nur“ gut 13 Prozent konnte die Aktie seit dem Anfang August markierten Korrekturtief gutmachen. Auf Jahressicht liegen Anleger*innen bei dem US-Titel sieben Prozent im Minus, was Torsten Tiedt von aktienfinder.de an folgenden zwei Dingen festmacht. „Erstens der schwache Absatz von E-Autos in den USA und insbesondere Europa und zweitens die starke Konkurrenz aus China“.
Im Kerngeschäft Automobilbau sieht der Experte für Qualitätsaktien deshalb bis auf weiteres kaum noch Wachstumsfantasie. In einer ausführlichen Analyse begründet Tiedt auf seiner Homepage aktienfinder.net,warum er Tesla trotz bislang zuverlässiger Gewinnentwicklung nur als „spekulatives Investment“ und die Aktie aktuell immer noch als überbewertet ansieht. „Das KGV von 62 wird von der Hoffnung auf den Durchbruch im Autonomen Fahren und dem intelligenten Industrieroboter getragen“.
Tiedt
Novo Nordisk als Underperformer
Neben den Tech-Werten werden vor allem Pharma-Titel rege gehandelt. Mit Novo Nordisk (DK0062498333) und Eli Lilly (US5324571083) stechen dabei zwei Unternehmen heraus, die aktuell stark von dem Hype um potenzielle Abnehmpräparate profitieren. Aber nicht nur das. Auf Sicht von zehn Jahren haben die Aktien gut 600 bzw. fast 1.700 Prozent zulegen können. Geht es nach Tiedt, dann wird sich der Trend in Zukunft tendenziell zu Gunsten der Dänen umkehren. Während Novo Nordisk den Gewinn seinen Berechnungen nach in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 22 Prozent pro Jahr steigern konnte, trat Eli Lilly in diesem Zeitraum gewinntechnisch nämlich auf der Stelle. „Die hohen Kursgewinne werden bei dem US-Konzern also noch nicht von steigenden Gewinnen getragen, weshalb das aktuelle KGV bei 119 liegt“.
Tiedt setzt deshalb in diesem Segment auf Novo Nordisk, wobei die ebenfalls „sportliche Bewertung“ dafür spreche, einen Rücksetzer des Aktienkurses abzuwarten. Zudem warnt er vor Risiken durch eine mögliche Verweigerung der Kostenübernahme auf Seiten der Krankenkassen bei der Behandlung mit Ozempic und Wegovy oder durch eine zunehmende Konkurrenz mit günstigeren Nachahmer-Präparaten. Insgesamt bestehe eine relativ große Abhängigkeit von den aktuell stark nachgefragten Präparaten: „Die Zukunft des Aktienkurses hängt vom Erfolg der beiden Blockbuster-Medikamente ab, die Analystenschätzungen zufolge im laufenden Jahr 64 Prozent vom Gesamtumsatz ausmachen werden“.
Bei CrowdStrike drohen Nachwehen des mussglückten Software-Updates
Am Parkett der Börse Frankfurt steht die Aktie von CrowdStrike (US22788C1053) im Fokus zahlreicher Anlegerinnen und Anleger. Die hatte sich innerhalb von vier Wochen nahezu halbiert, nachdem ein Software-Update der IT-Sicherheitsfirma im Juli zum Absturz von weltweit 8,5 Millionen Computern geführt hatte. Der in Folge entstandene Gesamtschaden, zum Beispiel durch zahlreiche Flugausfälle, wird auf mehr als fünf Milliarden Dollar geschätzt. Auch deshalb begleitet Waldhauser die jüngste Erholung der Aktie mit einer gewissen Skepsis. Die Geschäftsrisiken nach diesem Mega-Gau seien aktuell noch gar nicht absehbar. Zudem sei die Aktie selbst nach ihrem Crash mit einem deutlich zweistelligen Umsatzmultiple noch immer ambitioniert bewertet gewesen. „Hier wird man erst nach dem am 28. August anstehenden Quartalsbericht etwas klarer sehen, wie hoch die Auswirkungen auf das Geschäft wirklich sind“ warnt der Software-Spezialist.
Von Thomas Koch, 22. August 2023, © Deutsche Börse
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
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