Magnificent 7, KI- und Halbleiterunternehmen sowie Kryptoprofiteure dominieren den Handel mit Auslandsaktien. Doch auch ein paar andere haben es auf der Liste nach weit oben geschafft, konkret Abnehmspritzengewinner und ein Luxuskonzern.
16. Januar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es bleiben die Tech-Werte, um die es im Handel mit Auslandsaktien an der Börse Frankfurt meist geht, Umsatzspitzenreiter war im Dezember aber einmal nicht Nvidia, sondern Elektroautobauer Tesla. Der Hintergrund: die enge Beziehung von Tesla-CEO Elon Musk zum künftigen US-Präsidenten Trump, von denen Tesla profitieren könnte. Der Wert der Tesla-Aktie verdoppelte sich zwischen Oktober und Dezember, in US-Dollar und auch in Euro. An der Börse Frankfurt kostete der Titel im Dezember in der Spitze 465 Euro, nach weniger als 200 Euro im Oktober. Mittlerweile hat sich die Euphorie etwas gelegt, der Kurs liegt bei 412 Euro.
„Tesla noch deutlich überbewertet“
„Auf dem aktuellen Kursniveau halten wir die Tesla Aktie für eine Spekulation und wären über weitere Kursverluste nicht überrascht“, erklärt Torsten Tiedt von der Aktienplattform aktienfinder.net. Trotz des jüngsten Kursrückgangs erscheine die Aktie mit einem Kurs-Cashflow-Verhältnis von fast 80 für das laufende Geschäftsjahr noch immer deutlich überbewertet, zumal der Kerngeschäft weiterhin unter Druck stehe. So habe Tesla 2024 fast 20.000 Autos weniger ausgeliefert als 2023. „Die zuletzt steigenden Margen sind aus unserer Sicht weniger auf eine effizientere Produktion als auf sinkende Rohstoffkosten zurückzuführen“, erklärt Tiedt, Das könne sich jederzeit ändern.
ASML: Einstieg noch abwarten?
Die über weite Strecken des Jahres umsatzmäßige Nummer eins Nvidia belegt nun Platz 2. Auch weitere Magnificent 7-Unternehmen stehen auf der Liste der umsatzstärksten Auslandsaktien, konkret Amazon, Apple, Microsoft und Alphabet, außerdem KI-Wert Palantir, die Krypto-Gewinner Microstrategy und Coinbase sowie der niederländische Chiphersteller ASML.
Die ASML-Aktie (NL0010273215) hat einen Teil der kräftigen Verluste aus der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder wettgemacht und wird aktuell zu 738 Euro gehandelt, immer noch weit unter dem Allzeithoch von knapp 1.021 Euro vom vergangenen Sommer. Tiedt hält ASML für grundsätzlich hervorragend aufgestellt – dank KI-Boom und der marktbeherrschenden Stellung im Bereich Patterning. Die angespannten US-Handelsbeziehungen zu China seien jedoch ein hohes Risiko, da China derzeit rund ein Drittel vom Gesamtumsatz ausmache. „Mit einem Forward-KGV von 30 hat die Aktie ihre Überbewertung zwar abgebaut, wegen der politischen Risiken würden wir für einen Einmalkauf jedoch noch einen weiteren Rücksetzer abwarten.“
„Kampf gegen Übergewicht lohnt sich weiter“
Wenige Titel aus anderen Branchen haben es auf die Umsatzliste geschafft, darunter die Pharmaunternehmen und Abnehmspritzenprofiteure Novo Nordisk und Eli Lilly und Frankreichs Luxuskonzern LVMH. Novo Nordisk (DK0062498333) hat seit dem Allzeithoch vergangenen Sommer 40 Prozent an Wert verloren und kostet aktuell 80 Euro, wie Tiedt anmerkt. Damit sei allerdings nun ein KGV von 22 erreicht, was in etwa der durchschnittlichen Bewertung der vergangenen zehn Jahre entspreche. „Obwohl die Studienergebnisse des neuen Abnehmpräparats eher enttäuschend ausfielen und Konkurrent Eli Lilly derzeit die Nase vorne hat, bleibt der Kampf gegen das Übergewicht für Novo Nordisk ein einträgliches Geschäft“, betont Tiedt. Zudem sei und bleibe Novo Nordisk Weltmarktführer bei der Diabetes-Behandlung. „Wir halten die Aktie nach der Korrektur für fair bewertet und gehen dank eines prognostizierten jährlichen Gewinnwachstums für die nächsten zwei Jahre von gut 20 Prozent von mittelfristig deutlich steigenden Kursen aus.“
LVMH: „Vom Trend global steigenden Wohlstands profitieren“
LVMH hat nach dem Höhenflug während der Pandemie schon länger zu kämpfen. Die Aktie kostet mittlerweile 690 Euro, in der Spitze im April 2023 waren es über 900 Euro. Jonathan Neuscheler von der Aktienresearch- und Finanzbildungsplattform Abilitato hält die Aktie für spannend – allerdings eher für langfristig denkende Investoren. Für die kommenden Quartalen sieht er einige Herausforderungen. Durch die erheblich gestiegenen Lebenshaltungskosten setzten viele Verbraucher in ihren Ausgaben andere Schwerpunkte. „Die operative Marge könnte sie sich noch weiter abschwächen“, meint Neuscheler.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: die Abhängigkeit vom chinesischen Markt. Dort werde der Kauf westlicher Luxusmarken zunehmend kritisch gesehen. In anderen Branchen – etwa bei Autos und Smartphones – griffen Chinesen schon immer häufiger zu lokalen Alternativen. Zudem sei die Bewertung mit einem geschätzten KGV von 22 angesichts der Risiken nicht besonders günstig. Langfristig offeriere die Aktie aber durchaus Chancen: „LVMH bietet eine großartige Möglichkeit, vom Trend des global steigenden Wohlstands zu profitieren“, ist Neuscheler überzeugt. Ein weiterer Pluspunkt: das breite Portfolio, das fast an die Vielfalt eines Luxus-ETFs heranreiche.
Von Anna-Maria Borse, 16. Januar 2025, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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