FRANKFURT (dpa-AFX) - Anleger machen am Dienstag weiter einen großen Bogen um die deutschen Autobauer. In einem auch europaweit gedämpften Branchenumfeld sanken die Kurse von BMW DE0005190003 und Volkswagen DE0007664039 mit bis zu 1,8 Prozent besonders stark, während die Aktien von Mercedes-Benz DE0007100000 0,9 Prozent verloren. Jene des Sportwagenbauers Porsche AG DE000PAG9113 waren mit einem Anstieg um knapp ein Prozent eine positive Ausnahme.
Analyst Patrick Hummel von der UBS verwies in einer Studie auf Aussagen des Renault FR0000131906-Chefs Luca de Meo, der zugleich auch Präsident des europäischen Autoherstellerverbands Acea ist. De Meo hatte dem französischen Radiosender France Inter bereits am Wochenende gesagt, wenn die Absätze von Elektroautos nicht anzögen, stünde die Branche im Jahr 2025 vor 15 Milliarden Euro großen Strafen durch die Europäische Union wegen deren Klimazielen. Er wird auch mit den Worten zitiert, dass der Verkauf von Elektroautos nur halb so schnell vorankomme, wie zur Erfüllung der Ziele erforderlich. Der Manager appellierte daher an mehr Flexibilität, ohne die solche Zielsetzungen "sehr, sehr gefährlich" seien.
Laut der Berenberg Bank dürften die Schwankungen im Autosektor anhalten. Neben den näher rückenden EU-Anforderungen an die Elektromobilität verwies Analyst Romain Gourvil auch auf aktuelle Automobilpreisentwicklungen und den Handelsstreit der EU mit China als Unsicherheitsfaktoren. Sinnbild dafür ist Volkswagen mit einem tiefgehenden Sparzwang, den die Wolfsburger für unausweichlich halten. Konzernchef Oliver Blume hatte die wirtschaftliche Situation zuletzt als alarmierend bezeichnet.
Seit Tagen schauen die Kurscharts von Autobauern trübe aus. Vor allem BMW hat seit einem Zwischenhoch von Ende August schon mehr als elf Prozent an Wert eingebüßt. Die Papiere erreichten ihr tiefstes Niveau seit November 2022. Auch bei Volkswagen ging es seit dem Verkünden der Sparpläne, die Anfang September nur kurz gut ankamen, wegen der größer werdenden Sorgen um etwa neun Prozent bergab. Der Kurs der Wolfsburger steht sogar auf einem Tief seit 2020.
Wie UBS-Experte Hummel schrieb, dürfte die Gewinndynamik im Autosektor in den kommenden Quartalen wahrscheinlich negativ bleiben, jene von Reifenherstellern ausgenommen. Die jüngste Entwicklung der Aktienkurse zeige, dass die Anleger eindeutig vorsichtig positioniert seien. Er denkt, dass es weiter zu früh ist, um konstruktiver auf die Branche zu blicken.
Mercedes bevorzugt Hummel wegen erwarteter Ausschüttungen und Aktienrückkäufen. Für die Porsche AG sowie Stellantis NL00150001Q9 seien die Ergebnisaussichten für 2025 am vielversprechendsten, für den Porsche-AG-Mutterkonzern Volkswagen glaubt er 2025 an die schlechteste Perspektive. VW DE0007664039 spüre die CO2-Richtlinien der EU besonders stark und leide außerdem unter dem negativen Einfluss des China-Geschäfts./tih/men/mis
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